Wie du weißt es nicht?

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Zärtlich und doch bestimmt fuhr er mit seinen Fingern meine nackte Haut entlang und küsste mir sanft auf die Stirn. Ich genoss das Gefühl seiner Nähe und jede seiner Berührungen. Mein Inneres reagierte stark auf den Kuss und schickte in regelmäßigen Abständen warme Wellen durch meinen Körper. Als ich jedoch nach oben und direkt in seine Augen sah, erkannte ich in welcher Situation ich war. Wieder hatten seine Augen, wie in dieser einen Nacht, einen goldenen Schimmer und strahlten pures Verlangen aus. Langsam beugte er sich zu mir herab und drückte seine weichen Lippen auf meine. Obwohl dies nur ein kurzer Kuss war, löste er in mir ein ganzes Feuerwerk aus. Als er sich wieder von mir löste, hinterließ er ein Feuer, was meinen gesamten Körper brennen ließ und meinen Kopf wie leer fegte. „Ich liebe dich, Lydia" flüsterte er mir in mein Ohr und biss leicht hinein. Eine ganze Weile verging und ich starrte ihm wortlos in die Augen. „Shin....." flüsterte ich, doch bevor ich noch ein Wort sagen konnte, wurde ich schlagartig wieder in die Realität gezogen und öffnete meine Augen. Eine ganze Weile blieb ich einfach ruhig in meinem Bett liegen. Was war nur mit mir los? Warum träumte ich von Shin geküsst zu werden? Ich müsste ihn doch gerade wegen all den Vorfällen hassen oder?Doch so sehr ich auch eine Antwort suchte. Ich wusste es nicht! Ich schloss meine Augen wieder und versuchte mich erneut auf mein Inneres zu konzentrieren, doch wie zu meiner Bestätigung brachte es nichts. Mein Herz gewehrte mir keine tieferen Einblicke. Nur einen stechenden Schmerz, der in meinem Herzen zurück blieb, war die Antwort auf meine Fragen. Langsam sezte ich mich auf und sah, dass die anderen Frauen mittlerweile auch munter waren und sich umzogen. Schnell stand ich auf und suchte mir meine Sachen zusammen um mich im Bad umziehen zu können. Gerade wollte ich verschwinden da stellte sich mir eine der Frauen in den Weg. „Wohin des Weges?" fragte sie mich misstrauisch und betrachtete mich herablassend. „Ich wüsste nicht, was dies dich angehen sollte!" antwortete ich ihr genervt und ihr Blick sagte mir bereits alles. Sie trug nur einen schwarzen Sport-BH und dazu eine lila Jogginghose. Ihre dunkelblauen, glatten Haare gingen ihr bis unter die Brust und sie schob sich gerade eine Sträne hinters Ohr. „Oh eine ganze Menge, meine Liebe!" erwähnte sie und lief um mich herum. „Wenn du ihm noch einmal zu Nahe kommen solltest, dann wirst du mich kennen lernen!" zischte sie mir ins Ohr und ich musste mir ein Lachen verkneifen. Meinte sie wirklich, sie könnte mir drohen? Gut! Ich wusste warum sie so dachte, denn im Moment verbarg ich meine Aura vor den Anderen. Sie wusste nicht wie stark ich in Wirklichkeit war und das brachte mich zum Lachen, was ich mir jedoch verkniff. Kalt blickte ich ihr entgegen und antwortete ihr „Ersten bin ich nicht deine Liebe und Zweitens kann dir das egal sein! Schließlich bist du nicht seine Freundin, nicht wahr?!" Teuflisch grinsend sah ich sie an und ich wusste ich war zu weit gegangen, doch im Moment machte es mir nur Spaß zu sehen, wie wütend sie wurde. Ich ging einen Bogen um sie herum und verließ das Zimmer. Nun konnte ich mich nicht mehr halten und prustete laut los. Wer dachte sie nur wer sie war? Im Bad angekommen zog ich mich um und betrachtete mich nochmals im Spiegel. Ich hatte mich für eine schwarze Hotpans, ein schwarzes Top, eine Strickjacke und hohe Stiefel entschieden. Ich band mir noch meinen Lieblingsgürtel um und versteckte die Dolche, die ich während der Zeit bei Victor hergestellt hatte. Dies war die einzige Fähigkeit, die mir Victor nicht beigebracht hatte, während der letzten drei Jahre und darauf war ich stolz. Lächelnd verließ ich den Gemeinschaftsbaderaum und lief durch die leeren Gänge.

Shins Sicht:

„Was machen wir jetzt?" fragte Lukas und fuhr sich nachdenklich duch die Haare. Nach dem Lydia und ihre beiden Gefährten in der Hölle verschwunden waren, hatten wir keine Chance mehr, sie im Auge behalten zu können ohne entdeckt zu werden und nun saßen wir hier. Ich schmunzelte leicht, als ich die Anderen beim Nachdenken beobachtete und grinste gehässig. „Was ist denn so lustig" fragte Liam leicht sauer, doch das war mir relativ egal. „Wenn es nach mir gegangen wäre, wären wir jetzt gar nicht erst in diesem Schlamassel! Ich hätte schon längst mit ihr gesprochen und sie wieder zu mir geholt, denn schließlich haben wir schon genug gesehen um zu wissen, das sie wieder sie selbst ist." sagte ich leicht vorwurfsvoll und grinste, als ich ihre Gesichter sah. „Was ist denn?" fragte ich unschuldig, doch innerlich lachte ich. „Ich werde mich bei Lorde Dymar einschleussen! Mich kennt Lydia schließlich nicht. Sie wird also keinen Verdacht schöpfen." sagte Samuel und die Anderen befanden diese Idee als die Beste. Mir ging es jedoch gehörig gegen den Strich! Während die Anderen gemütlich zusammen saßen und Samuels Idee planten, lag ich etwas abseits auf meiner Matte und blickte hinauf zum Himmel. Meine Gedanken schweiften zu Lydia und meinem Traum in der hervorigen Nacht ab. Sie war mir so nah und ich küsste sie, doch als sie den Mund öffnete und leise meinen Namen flüsterte wurde ich von Liam aus meinem Schlaf gerissen, der wie ein Verrückter brüllte und das nur, weil er ein paar Gläser zu viel hatte. Ich seuftze und schloss meine Augen. Dieser Traum hatte sich so real angefühlt und ich fragte mich, was sie wohl in dieser Nacht geträumt hatte? Ich musste so schnell wie möglich zu ihr! Ich wollte alles klären, wollte ihren Schmerz lindern, wollte sie beschützen, wollte auf sie aufpassen und sie ganz für mich allein haben.

Schwarzes Blut - Das Erwachen vor dem SturmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt