Höllisch gutes Dinner

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Gedankenverloren lag ich am nächsten Morgen auf meinem Bett in dem mir zugeteiltem Zimmer. Es war das Letzte auf diesem Gang was mich nicht wunderte und die Morgensonne strahlte warm hinein. Ich wusste selber nicht warum, doch ich dachte über meine Zeit mit den anderen Mächten und auch über Shin nach. Wie lebten sie jetzt? War Shin glücklich? Hatte er Kinder bekommen? War Monica ihm eine gute Ehefrau? Hatte ich überhaupt das Recht ihn zu hassen? Hatte ich das Recht sie alle zu hassen? Warum stellte ich mir solche Fragen? War es nicht offensichtlich gewesen? Sie hatten mich als Monster gesehen! Als eine Bestie! Ich schlug heftig mit der Faust gegen die Matratze. Wie wäre es gelaufen, wenn es anders gewesen wäre? Wären wir Freunde geworden? Hätten wir gemeinsam lachen können? Ich weiß es nicht! Das Einzige was ich wusste war, das meine Vergangenheit ein einziger Scherbenhaufen war und meine Zukunft nicht besser aussah. Ein Krieg kommt auf dieses Reich zu und nur wenn wir Glück hatten überlebten wir ihn. Wenn dies der Fall sein würde, werden Darcio und Charisse hier bleiben und das Reich der Drachen weiter anführen, denn Charisses Vater, König Hektor, würde nicht mehr lange leben. Ich hatte es bereits gerochen als ich ihn zum ersten Mal sah. Er war schwerkrank und auf Heilung würde er vergebens warten. Doch was war mit den Anderen? Würden sie hierbleiben oder weiterreisen? Ich seufzte laut und sprang dann vom Bett auf. So viel Fragen und keine Antworten. Langsam lief ich zum Kleiderschrank und zog mir ein schwarzes lockeres aber dennoch enganliegendes Kleid an. Dazu passend zog ich noch schwarze Stiefel an und band meine Haare zu einem Zopf. Ich öffnete mein Fenster und sah hinaus. Wie schön dieser Anblick auch war, ich spürte, das hier etwas faul war. Wieder spürte ich, das ich beobachtet wurde und ein Knurren entfuhr meiner Kehle. Wer auch immer das sein mag er machte sich gerade einen Feind.

Wir hatten Glück ihnen bis hier hin folgen zu können, denn Drachen waren nicht grade die schlechtesten Wächter, doch wir hatten es geschafft. Ich hatte gerade meine Ruhe vor den Anderen und lag auf meinen Platz und war in Gedanken versunken, als sich plötzlich Samuel auf seinen Platz fallen ließ. Ich sah nur kurz zu ihm und dann wieder nach oben in den Himmel. Immer wieder stelle ich mir das selbe vor. Wie würde sie reagieren? „Sie ahnt, das sie jemand beobachtet." sprach Samuel plötzlich. Ich sah ihn überrascht an. Er lächelte leicht „Sie hat vorhin aus ihrem Fenster gesehen und als sie gespürt hat, das sie beobachtet wurde hat sie geknurrt." sprach er weiter. „Sie mag zwar eine verzerrte Seele haben, aber das heißt nicht, das sie kein Gespür mehr für solch Sachen hat. Im Gegenteil! Sie ist noch sensibler geworden." sagte ich ruhig und belustigt. Ich erhob mich und machte mich auf den Weg zu den Anderen um nach Lydia zu sehen.

Langsam lief ich über den noch leeren Hof Richtung Frühstückssaal. Ich hatte Charisse schon in meinem Zimmer gerochen und wusste, das sie dort war. Als ich sie sah, bediente sie sich gerade an den Brötchen und bemerkte nicht wie ich hinein kam. Ich lehnte mich gemütlich an eine der Säulen an und sah ihr zu. Wie lange sie wohl bräuchte um mich zu bemerken? Doch lange war es leider nicht. Sie blickte auf und sah direkt in mein Gesicht. Ihr Teller mit dem Brötchen fiel hinunter und kurz bevor er in tausend Einzelteile zerbrechen konnte fing ich ihn auf. „Pass doch auf!" „Du bist doch erst der Grund dafür gewesen!" Ich sah mir die Auswahl an, doch es gab zurzeit nur eins was ich benötigte. Ich lehnte mich wieder gegen die Säule und sah hinaus während sich Charisse gemütlich an den Tisch setzte. Meine Kehle kratzte fürchterlich doch ich ließ mir nichts anmerken. „Luigi, Pablo und ich haben Gestern etwas beschlossen." fing ich an zu erzählen und sie aß gemütlich ihr Essen weiter. „Ihr braucht keinen Geheimtrupp mehr zusammenstellen! Wir werden dies übernehmen!" sprach ich ernst und ruhig. Sie hatte sich bei diesem Satz heftig verschluckt und musste erst einmal etwas trinken bevor sie mir antworten konnte. „Nein!!!" sagte sie bestimmt. „Ich werde meine Freunde keiner Gefahr aussetzen, verstanden?!!" Ich war immer noch entspannt an der Säule angelehnt und beobachtete sie. „Egal was du sagen wirst du kennst bereits die Antwort." Sie sah mich an und sagte „Also wirst du gehen? Ist dir dein Leben so bedeutungslos? Bedeuten dir Gefühle wie Liebe und Freundschaft nichts?" Ich musste leicht lachen. „Was ist daran so lustig?!" fragte sie mich verwirrt und wütend. „Liebe?" fragte ich sie und sie sah mich immer noch an. Mein Lachen hallte bereits schon durch den ganzen Saal bis sich plötzlich hinter mir jemand räusperte. Ich drehte mich herum und sah Darcio. Ich sah noch einmal zu Charisse und sagte „Wir werden gehen ob mit Erlaubnis oder ohne. Mischt euch nicht ein, verstanden?!!" und ging an ihm vorbei. Ich ging den langen Saal entlang und blendete ihre Stimmen aus. Ich lief immer weiter und weiter und bemerkte nicht wie mein Weg mich zum Hof führte. Ich ging die Treppen zur Mauer hinauf und betrachtete das rege Treiben auf dem Hof. Tiffa und Dorran saßen dort bei drei Drachen und unterhielten sich angeregt. Gemeinsam tranken sie ein paar Schlücke und aßen zu Frühstück. Ich sah auch Milan, der sich angeregt mit einem der Wächter unterhielt. Ich musste lächeln. Ein Glück wussten sie noch nichts über unser Vorhaben und das war auch gut so. Ich fand ein Abschnitt mit Überdachung und setzte mich dort auf die Mauer. Ein leichter Windzug wehte und Luigi und Pablo standen plötzlich vor mir. Die Beiden sahen mich erwartungsvoll an. „Wir werden gehen ob mit Erlaubnis oder ohne." sagte ich ernst und die Beiden nickten nur und waren auch wieder verschwunden. Ich lehnte mich zurück und blickte gedankenverloren in der Gegend herum. Ich dachte über ihre Worte nach. Was meinte sie warum ich dies tat? Ich tat all dies aus Freundschaft, doch diese war mir ja so unwichtig. Mhmpf! Und Liebe? Ich hatte vor langer Zeit mal ein Gefühl wie Liebe besessen, aber die Betonung lag auf langer Zeit. Dieses Gefühl wurde von den einen auf den anderen Moment in mir zerstört und würde nie wieder zurück kehren. Meine Aufgabe war es nicht zu lieben sondern Sünder zurück in die Hölle schicken. Dies allein war meine Aufgabe und keine sonst. Einem Gefühl wie Freundschaft kam ich gern entgegen, doch was sollte ich mit Liebe? In meiner Welt existierte Liebe nicht! Das Einzige was immer Präsenz war, war der Hass. Ein teuflisches Lächeln umspielte meine Lippen. Es sollte halt so sein und wenn andere dies nicht verstanden so hatten sie Pech. So weh es Charisse auch tun möge, es war so nun einmal und es war nicht änderbar. Ein starker Wind kam auf und wehte durch meine Haare. Die Sonne stand oben am Himmel und ich wusste nicht so recht was ich tun sollte. Solche Situationen machten mir zugegeben Angst, denn in ihnen hatte ich Zeit über meine Gefühle nach zu denken. Ich wollte nichts fühlen. Mir wurde schon immer klar gemacht, das Gefühle zeigen oder haben gleich Schmerz bedeutete. In mir tobte ein Kampf den beide Seiten gewinnen wollten. Plötzlich erwärmte sich der Anhänger an meinem Hals und ich schreckte auf. Ich umgriff mit meiner Hand den Anhänger und schloss die Augen. «Was ist los? Warum rufst du mich?» «Ich habe eine Aufgabe für dich. Komm her und ich verrate sie dir, aber allein!» Ich ließ den Anhänger aus meiner Hand fallen und schwang mich von der Mauer. Was wollte dieser alte Sack nur? Ich ging die Treppen hinunter und lief gemütlich und unauffällig vom Schloss. Im Wald fing ich dann an zu laufen und später zu rennen. Durch den Anhänger wusste ich wo ich hin musste und dort angekommen war ich sichtlich verwirrt. Was um alles in der Welt machte er dort? Mitten im Wald stand ein edler Tisch aus feinstem Holz und mein überaus teuflischer Vater saß auf ihm. „Was soll das?" fragte ich verwirrt. „Das meine Liebe wird der Tisch sein, an dem ich und ein guter Freund von mir heute Abend gemeinsam essen werden. Wir haben Einiges zu besprechen und ich möchte, das du alles vorbereiten wirst zusammen mit Robin und Saine und nachher wirst du bleiben und dafür sorgen das dieses Gespräch auch unter vier Augen bleiben wird." sagte er und sah mich bittend an. Ich war leicht verärgert, weil er ausgerechnet heute damit ankam. Was sollte ich tun? Der Krieg rückte immer näher, das spürte ich, doch meine Aufgabe bestand darin dem Teufel als Höllenhund zu dienen, also was tun? „Ich werde dir helfen, aber nur unter einer Bedingung." antwortete ich. Er sah mir skeptisch entgegen. „Und die wäre?" fragte er. „Du tust alles um dieses Schloss und seine Bürger zu beschützen, wenn die Zeit gekommen ist." antwortete ich und meine Entscheidung stand bereits fest. Ich wusste was ich zu tun hatte. Mein Leben war bedeutungslos hingegen zu ihren. Sie würden die Zukunft zum besseren ändern nicht so wie ich. Ich würde diese Welt ins Verderben stürzen und alles mit mir in ein tiefes schwarzes Loch ziehen. Er wusste von was ich sprach und sah mich ernst an. Doch er wusste wie ernst es mir war und behielt das, was er sagen wollte, für sich. Er seufzte und blickte mir mit seinen traurigen Augen entgegen. „Wenn du mir nicht lebend wieder kommst, werde ich dich in der Hölle foltern lassen das verspreche ich dir hoch und heilig!" sagte er bestimmt und lächelte leicht traurig. „Erst einmal werde ich mich nur unter seine Leute mischen um heraus zu finden, was er plant. Danach werden wir sehen, wie es weiter gehen wird." sagte ich und sah ihm tief in die Augen. Er nickte und drehte sich herum. Er lief gerade aus, doch drehte sich noch einmal zu mir „Das Essen wird beginnen sobald die Sonne untergehen wird, bis dahin muss alles fertig sein." sagte er noch und verschwand in dem Wald. Ich sah ihm hinterher und fühlte mich wirklich erleichtert. Ich hatte einen festen Plan für meine Zukunft und auch wenn er nicht so prickelnd war, ich fühlte mich besser. Ihre Zukunft würde gesichert sein, meine hingegen war nicht mehr zu retten. Dafür war es schon zu spät und auch wenn ich nicht im Krieg sterben sollte würde ich später hingerichtet werden. Es war mein Schicksal, was ich hinnehmen musste, ob ich wollte oder nicht. Langsam drehte auch ich mich um und ging zurück Richtung Schloss. Während ich lief benachrichtigte ich auch Saine und Robin. Durch lange Übung hatte ich endlich gelernt den Anhänger voll nutzen zu können und konnte so über meine Gedanken mit Saine reden. Jedoch konnte ich es nur, wenn ich den Anhänger in meiner Hand hielt. Sobald ich ihn jedoch los ließ spielten meine Gedanken verrückt solange ich versuchte in den Kopf eines anderen zu dringen um mit ihm zu sprechen. Ich hatte diese Gabe überhaupt nicht im Griff, doch wer war schon da und brachte mir bei, sie unter Kontrolle halten zu können? Niemand! «Shin könnte dir helfen.» sprach eine weibliche Stimme plötzlich zu mir. Ohne es zu merken schrie ich laut auf „Was?!" Ich drehte mich um und sah mir meine Gegend genau an, doch ich konnte keinen erkennen. Niemand war hier, doch ich hatte sie doch deutlich gehört, oder bildete ich mir dies bereits ein? «Er ist der Einzige der dir helfen könnte, Lydia. Er liebt dich und würde alles für dich tun.» sprach diese Stimme wieder zu mir und ich blieb abrupt stehen. Langsam wurde ich sauer. „Wer bist du und was willst du von mir?!" fragte ich wütend werdend. «Ich bin jemand der dir helfen will, Lydia. Nicht mehr und auch nicht weniger." sprach sie wieder und verschwand zum zweiten Mal bevor ich etwas sagen konnte. War dies Einbildung oder Realität? Langsam begann ich weiter zu gehen, doch meine Gedanken blieben an dieser Stimme weiter hängen. Wurde ich verrückt? War ich schon so sehr verzerrt, das ich mir einbildete Stimmen zu hören? Langsam hob ich meinen Kopf zum Himmel hinauf. Sag Schicksal, warum passiert dies alles?

Schwarzes Blut - Das Erwachen vor dem SturmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt