Schuldig im Sinne der Anklage!

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„Die Verhandlungen sind somit eröffnet." verkündete der Richter auf seinem hohen Podest und sah mir dabei eindringlich in die Augen. Vor etwa zwei Stunden war es soweit gewesen. Man hatte mich aus meiner Zelle geholt und in den Waschraum geführt, wo ich mich zuerst säubern sollte, bevor man mir saubere Kleidung in die Hand drückte. Nun saß ich auf einem Stuhl vor des Richters hohem Podest in einem schwarzen Seidenkleid und hinter mir ein wütendes Volk, welches mir Drohungen und Beleidigungen an den Kopf warf. Besser konnte der Tag doch nicht werden, oder? Doch ich hatte mich getäuscht, es konnte! Plötzlich gingen die Türen zum Gerichtssaal noch ein mal auf und sieben weitere Zuschauer betraten den Raum und als ich genauer hinsah erkannte ich sie. „Na toll...! Die haben mir gerade noch gefehlt!" murmelte ich leise genervt, doch anscheinend hatte der Richter es gehört und sah mich stirnrunzelnd an. Er ließ es jedoch dabei und führte die Verhandlung weiter. „Sie heißen Lydia Bardaux, sind momentan 18 Jahre alt und kamen als Mensch zur Welt. Ist das richtig?" stellte er mir die erste Frage und sah mir gespannt entgegen. Anders, wie in der Menschenwelt mussten die Angeklagte hier viele Fragen über sich ergehen lassen und diese möglichst wahrheitsgetreu beantworten, denn wenn sie es nicht taten, würde der etwa handgroße Skorpion, der vor einem auf dem Tisch lag und schlief, Alarm schlagen und dies würde nicht gut enden. „Ja." antwortete ich knapp und wartete auf seine nächste Frage. „Gehen wir ganz zum Anfang zurück. Wussten sie von der Existenz Übernatürlicher vor ihrer Wandlung?" „Nein." „Wie kommt es dann dazu, dass sie nun hier vor mir sitzen und das nicht als Mensch, sondern als Vampir?" „Ich wurde gebissen von jemanden, der mich damals aus meinen Schlaf riss. Es geschah in meinem Zimmer. Ich hatte das Fenster offen gelassen. Erst danach erfuhr ich, dass die Welt doch viel größer ist, als sie vorgibt zu sein und noch weitere Geheimnisse verbirgt von denen wir Menschen keine Ahnung haben." antwortete ich ihm knapp, was ihm jedoch nicht gefiel. „Nennen sie mir den Namen ihres Schöpfers." Nervös und wütend zugleich ballte ich die Hände zusammen. „Den Namen meines Schöpfers hat sie nicht zu interessieren. Er ist gestorben." jedenfalls für mich... „Also ist Lord Victor euer Schöpfer?" „Oh großer Gott....Nein!" „Und wer ist es dann?" fragte er wieder und allmählich ging er mir auf den Sack. „Wie ich schon sagte, geht es sie nichts an!" zischte ich wütend, doch daraufhin seufzte er nur und stellte die nächste Frage. „Haben sie je die anderen Mächte kennen gelernt?" „Ja, ich habe eine Weile mit ihnen zusammen gelebt." „Wie war ihr Verhältnis zueinander? Es wird gesagt sie seinen allesamt Geschwister." „Geschwister?" brachte ich nur verächtlich heraus und schien so den Richter zu überaschen. „Auch wenn die Prophezeiung meint wir wären Geschwister, ich werde dies nie akzeptieren. Ich habe nichts mit denen am Hut und will auch weiterhin nichts mit ihnen zutun haben. Beantwortet dies ihre Frage?" brachte ich kühl hervor und sah ihn abwartend an. „Ehm ja." meinte dieser nur und schien sich gerade wieder zu sammeln. „Sie scheinen nicht gerade gut auf sie zu sprechen. Hat das einen Grund?" „Einen Grund? Natürlich hat es einen, oder denken sie, ich hasse Leute einfach so grundlos?!" „Tjaa...bei ihnen bin ich mir da nicht ganz sicher." Sprachlos und wütend zugleich sah ich ihm entgegen. Was hatte er da gerade gesagt?! „Was haben sie gesagt?!" zischte ich wutentbrannt, aber darauf bedacht nicht die Kontrolle zu verlieren. „Naja ich meine sie haben ja auch nicht gezögert, als sie die vielen Dörfer einfach in ein Flammenmeer verwandelt haben." antwortete er provozierend und sah mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an. Beschämt und voller Selbsthass zog ich meinen Kopf ein und sah auf den Boden zurück. „Was mich auf meine nächste Frage bringt. Besitzen sie wirklich die Gabe das Feuer kontrollieren zu können und wenn nicht, wie haben sie es dann geschafft ganze 30 Dörfer den Erdboden gleich zu machen?" fragte er gespannt, doch statt ihm zu antworten, streckte ich ihm meine Hand aus und ließ in ihr eine kleine Flamme entfachen, die immer größer wurde und dann langsam wieder verblasste. „Reicht ihnen das als Antwort oder soll ich gleich den ganzen Gerichtssaal in Flamen setzen?" Ein Raunen ging durch den Saal und ich sah in die vielen ängstlichen, schon fast panischen Gesichter der Zuschauer. „Ruhe bitte!" Missbilligend und fasziniert zugleich sah der Richter auf mich herab, während er sprach. „Nein danke, ich habe genug gesehen. Kommen wir zum Hauptthema dieses heutigen Prozesses. Wie haben sie Lord Victor kennen gelernt?" Unbehaglich rutschte ich auf dem Stuhl hin und her. So ungern wie ich es auch zugeben wollte, musste ich mir eingestehen, dass dies nicht unbedingt mein Lieblingsgesprächstoff war und er alte Wunde erneut wieder aufriss. „Er schlich sich in meine Träume um mit mir zu reden." antwortete ich und schwenkte nicht weiter aus. „Und was wollte er von ihnen?" „Meine Hilfe." „Für Was?" „Um die Welt ins Verderben zu stürzen." antwortete ich und wieder wurde es laut im Saal. „Ich sagte Ruhe!" schrie der Richter nun und als alle wieder verstummt waren, begann er weiter zu sprechen. „Sie haben ihm geholfen einen Teil seines  Planes auszuführen?" „Ja." Fest biss ich mir auf die Unterlippe. Unfreiwillig. „War sonst noch jemand an diesem Plan beteiligt?" lautlos schüttelte ich den Kopf und hoffte inständig der Skorpion würde Ruhe geben, doch da öffnete das Tier plötzlich eins seiner Augen und nahm mich genau unter die Lupe. Panisch hielt ich die Luft an und atmete gleich darauf erleichtert wieder aus, als sich die Augen des Tieres doch wieder schlossen. Niemals hätte ich Manuel, Luigi oder Pablo veraten. Dafür waren diese Drei mir einfach zu wichtig geworden. „Was haben sie die ganzen drei Jahre in seiner Gegenwart gemacht?" „Ich habe ein sehr strenges Trainingsprogramm durchgezogen, welches sich als sehr nützlich herausgestellt hat und ab und zu habe ich ihn auf Treffen in die Schattenwelt begleitet." „Definieren sie strenges Trainingsprogramm." Ich seufzte. „Jeden Tag ununterbrochen Kampftraining und das ganze volle drei Jahre." antwortete ich ihm und musste amüssiert grinsen, als ich sah, wie sich geschockt seine Augen weiteten. „In was genau hat er sie trainiert?" „In allen Kampfkünsten, die er kannte und glauben sie mir, es waren eine Menge." lächelte ich süffisant. „Wie genau wollte Victor die Welt ins Verderben stürtzen? Allein die Dörfer zu vernichten, hätte wohl kaum ausgereicht. Was wäre sein nächster Schritt gewesen?" „Ich weiß es nicht. Er hat mit mir nie über solche Dinge gesprochen. Ich war nur ein Handlanger, der seine Befehle ausführte. Nicht mehr." „Ist dies der Grund warum er starb? Waren sie es leid, immer nur den Handlanger zu spielen?" „Ja." Oh, wenn der wüsste.... „Wo waren sie die letzten Wochen, nachdem sie Victor getötet hatten?" „Ich habe mich versteckt, so wie es jeder tun würde, der auf der Flucht wäre."

Schwarzes Blut - Das Erwachen vor dem SturmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt