Ankunft im Gefangenenlager

117 3 0
                                    

Am Abend erreichten wir das Gefangenenlager und ich wurde sofort von zwei Wachen in Empfang genommen. Ich roch sofort, dass diese ebenfalls Werwölfe waren und folgte ihnen wiederwillig zum Eingang. Sie führten mich durch unzählige Gänge und hin und wieder bekam ich Sprüche, wie „Hey...Schönheit in meiner Zelle ist noch ein Platz frei." hinter hergerufen. Genervt ging ich weiter und stieß plötzlich mit einer der Wachen zusammen, die stehen geblieben war. Der Mann drehte sich abprupt herum und war verwirrt, doch dann lächelte er leicht und bedeutete mir mit einem Kopfnicken, dass dies meine Zelle war. Erstaunt über seine Reaktion trat ich in die leere Zelle und hörte hinter mir das Klacken des Schlosses. Noch einmal sah ich zu der Wache und betrachtete ihn mir genauer. Seine Haare waren kastanienbraun und seine grünen Augen strahlten mich förmlich an. „Übrigens, ich heiße Liam." sagte er noch grinsend und verschwand dann. Wie angewurzelt blieb ich stehen wo ich war und blickte auf die Stelle, wo er bis eben noch gestanden hatte. Was war den mit dem los? Warum schien er mir gegenüber keinen Hass zu empfinden? Kopfschüttelnd drehte ich mich herum und begutachtete erstmal die Zelle. Sie war komplett leer und nur Stroh war ausgelegt worden um schlafen zu können. Langsam ließ ich mich an der Wand hinunter gleiten und legte den Kopf in den Nacken, nur um dann die Wand anzustarren. Eine Welle von Schmerz wallte in mir auf und ich hatte Mühe die aufkommenden Tränen zurück zu halten. Ich dachte an mein meschliches Leben zurück. An die Momente in denen ich glücklich war, aber auch an die Momente danach. Wie ich trotz allem noch Freunde gefunden hatte. Ich fragte mich, was sie jetzt wohl so taten? Sowohl alt als neu. Ich fragte mich, wie all dies so eine Wendung nehmen konnte? Plötzlich wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als ich lautes Gelächter aus der Zelle von nebenan wahrnahm. Leicht beugte ich mich vor und sah in die schräg gegenüberliegende Zelle. Dort saß ein Junge, der sich gegen die Wand gelehnt hatte und offensichtlich mit den anderen Häftlingen sprach. Seine auffälligen hellblauen Haare und seine dunkelblauen Augen verrieten mir sofort, dass er ein Wasserelf war. Anscheinend musste er bemerkt haben, dass ihn jemand beobachtete und drehte seinen Kopf direkt in meine Richtung. Verblüfft sah er mich an, doch dann lächelte er und begrüßte mich. Trotz seiner Freundlichkeit wendete ich mich jedoch wieder von ihm ab und stand auf. Ich lief auf das Fenster zu, welches mit Gitterstäben versehen war und setzte mich auf die kleine Kante.Von hier aus sah man einen kleinen See, der durch die Abendsonne anfing zu glitzern und ich verlor mich bei diesem Anblick. Die gesamte Nacht saß ich so da und betrachtete schweigsam den See. Es war Vollmond gewesen und der See glitzerte mysteriös und geheimnisvoll. Ein Heulen hallte plötzlich durch die sonst so stille Nacht und ich horchte auf. Meine Mundwinkel zogen sich zu einem Lächeln, als ich daran dachte, wie Victor mir über diese Wesen berichtete. Köter, so hatte er sie immer genannt und war voller Abscheu, als er über sie sprach. Ich jedoch beneidete sie. Sie hatten das, was ich mir all die Jahre über wünschte. Freiheit. Wenn man an sie dachte, dachte man an stolze Tiere. Tiere, die alles für ihr Rudel taten und waren. Nicht so, wie bei Vampiren. Wir waren kalte Wesen, Einzelgänger die bei nur einem falschen Schritt in der Hölle landeten. Freiheit? Nein! Wir waren immer an die Hölle gebunden, ob wir wollten oder nicht.

Ehe ich mich versah brach der Morgen an und meine Zelle wurde aufgeschlossen. Die Wache von gestern kam hinein getreten und räusperte sich leise, als ich immer noch nicht reagierte. Langsam drehte ich meinen Kopf zu ihm und wartete darauf, dass er etwas sagte. „Der Direktor wünscht sich dich zu sehen." sprach er und ich stand auf. Ohne zu zögern folgte ich ihm und wurde in einen kleinen Raum geführt, wo er auch schon an seinem Schreibtisch saß. Liam ließ uns allein und ich wartete auf das, was er mir gleich sagen würde und ich wusste, dass dies nichts Gutes war. „Setz dich doch bitte." Ich nickte und nahm platz. Er seuftzte kurz und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Deine Verhandlung wird am Samstag stattfinden, somit hast du eine Woche um dich darauf vorbereiten zu können." „Ist das alles?" fragte ich ihn ohne jegliche Emotion zu zeigen und wollte aufstehen, als er mich mit einem bösen Blick bedachte. Daraufhin setzte ich mich genervt wieder auf meinen Stuhl. „Nein. Es gibt da eine Gruppe Wesen, die dich unbedingt sehen möchte. Sie haben bereits einen Antrag gestellt, der ihnen genehmigt wurde. Nun müssen wir nur noch wissen, ob du den Besuch auch empfangen willst." Ich wusste natürlich sofort welche Personen gemeint waren und nickte zögerlich. „Gut. Dann bereite dich bis Morgen darauf vor." Langsam stand ich auf und lief auf die Tür zu, als er mich noch einmal rief „Lydia?" „Ja?" antwortete ich und drehte mich zu ihm um. „Ich weiß, dass es sich vielleicht komisch anhört, aber wenn dich etwas bedrücken sollte, dann komm zu mir. Ich werde dir zuhören." Ich musste leicht schmunzeln. Es hörte sich wirklich komisch an. „Danke." Ich drückte die Klinke der Tür runter, trat heraus und schloss sie hinter mir wieder zu. Liam, der während meines Gespräches mit Dean auf mich gewartete hatte, führte mich zurück in meine Zelle und warf mir ab und zu Blicke von der Seite zu, die ich absolut nicht deuten konnte. Als wir dann an meiner Zelle angekommen waren, räusperte er sich und ich drehte mich verwundert zu ihm um. „Ehm...Ich weiß nicht ob Dean es dir gesagt hat, aber er meinte zu mir du dürftest dich frei hier bewegen, deshalb wollte ich dich fragen, ob du Lust hättest mir heute Abend Gesellschaft zu leisten?" Ich sah ihn irritiert an. „Definiere Gesellschaft leisten." „Naja ich wollte heute Abend kochen und da dachte ich, du könntest auch mal eine Abwechslung vertragen und wollte, dass du mit mir zusammen isst, aber natürlich nur wenn du möchtest." sprach er und kratzte sich verlegen am Kopf. Ich musste zugeben, ich war ziemlich überrascht von seiner Einladung und verstand das Warum nicht, doch ich nickte und sagte ihm zu. Gerade als er gehen wollte, rief ich ihn noch einmal zu mir. „Ja?" fragte er mich verwirrt. „Danke, Liam." lächelte ich ihm entgegen und er musste grinsen. „Gerngeschehen."

Schwarzes Blut - Das Erwachen vor dem SturmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt