Ich blickte dem Sonnenaufgang entgegen, als ich aufwachte. Ich musste lächeln und bemerkte dabei nicht, wie mir eine Träne die Wange hinunter rollte. Vor drei Jahren glaubte ich, Sonnenaufgänge nie wieder zu sehen, doch nun lag ich hier auf einer Wiese mitten im Wald und sah dem Sonnenaufgang entgegen. Ich setzte mich auf und sah mich um. Die Anderen waren noch am Schlafen außer Darcio. Er lehnte sitzend an einem Baum und sah der Sonne entgegen. Es war ein typisches Klischee, das viele dachten, Vampire seien lichtempfindlich. Die meisten Gerüchte stimmten nicht und das wussten die Meisten, doch die Wahrheit kannten sie auch nicht. Wir waren ein Rätsel und würden auch immer eins bleiben. Plötzlich sah er zu mir rüber „Warum weinst du?" fragte er mich und sein Blick war wieder kalt, wie am Anfang. Ich fasste mir über das Auge und betrachtete meine nasse Hand. „Damals, vor drei Jahren, hatte ich nicht geglaubt, je wieder so etwas Schönes zu sehen. Ständig stellte ich mir die Frage, was würde es noch für einen Sinn machen, mich weiter gegen ihn zu wehren? Ich wollte aufgeben, doch etwas zwang mich es nicht zu tun." antwortete ich ihm und sah in den Himmel, der in den verschiedensten Farben getaucht war. „Und was?" Ich sah vom Himmel weg direkt in seine leuchtend violetten Augen. „Es waren die Erinnerungen an mein menschliches Leben und der Drang und Wunsch mich noch mal so zu fühlen wie damals. Dieser Wunsch wurde Gestern Abend und heute Morgen erfüllt. Was auch immer jetzt noch kommen möge. Es wird mir nichts mehr anhaben können, denn ich bin schon vom Hass zerfressen." „Das glaube ich dir nicht!" sprach er ohne zu zögern. „Warum?" kam nur über meine Lippen und ich starrte ihn fragend an. „Jemand der so schön lachen kann wie Gestern Abend, kann nicht vom Hass zerfressen sein. „Und doch wird es immer so bleiben. Das ist meine, mir vom Schicksal auferlegte, Bürde." Er sah mich mit traurigen Augen an und ab da an war mir klar, das auch er eine große Bürde auf den Schultern trug. „Erzählst du mir deine Geschichte?" fragte ich ihn ohne großartig nach zu denken. „Wenn du mir erzählst wie alles seinen Anfang genommen hat." Ich nickte. „Ich wurde vor 60 Jahren verwandelt und war gerade mal 19. Eigentlich wollte ich nur ein paar Besorgungen für meine Familie machen, als ich mitten im Wald angegriffen wurde. Ich wusste nicht wie lange ich dort gelegen haben musste. Überall an mir klebte Blut und als ich Daheim eintraf fand ich einen Berg Asche vor mir auf. Später erfuhr ich, das ich wohl eine komplette Woche dort gelegen haben musste. Man erzählte mir, das durch einen Unfall unser ganzes Haus nieder gebrannt wurden war. Meine Eltern starben in den Flammen, doch meine Schwester überlebte sie. Sie wurde in ein Krankenhaus gebracht, wo sie dann später an ihren Verletzungen starb. Kurz bevor sie gestorben ist, soll sie noch gesagt haben „Ich weiß, das mein Bruder noch lebt. Ich weiß es ganz genau." „Hat sie womöglich von unserer Existenz gewusst?" „ Ich weiß es nicht. In den darauf folgenden Wochen lernte ich ein ganz anderes Mädchen kennen, als das, welches ich als meine Schwester bezeichnete. Ich hatte gedacht ich würde sie kennen, doch ich kannte niemanden. Zunächst lebte ich im Wald, ernährte mich von Tierblut, doch das wurde immer schwieriger und ich vermied das Blut gänzlich und brach zusammen. Als ich wieder aufwachte, saß Milan vor mir. Er hatte mir sein Blut gegeben und seit dem brauchte ich nur noch aller vier Monate Blut und reiste mit ihm weiter. Erst war es seltsam und ich wollte es nicht wahrhaben. Ein Vampir? Ich? Nein das konnte nicht sein, doch als sich meine Sinne extrem verbesserten und ich im Spiegel meine violetten Augen und die Fangzähne sah, konnte ich es nicht mehr verleugnen. Ich gehörte von nun an zu ihnen." beendete er seine Erzählung. Sein Blick sah aus, als schwelge er in Erinnerungen. „Und wie ist es bei dir passiert?" fragte er mich wieder mir klarem Blick. Kurz seufzte ich. „Ich wurde vor drei Jahren verwandelt. Da war ich 15. Ich kenne meinen Schöpfer, im Gegensatz zu dir. Ich habe ihn wohl unbewusst im Schlaf zu mir gerufen und als ich aufwachte, stand er vor mir. Im Nachhinein hatte er mir erzählt, das ich schon immer das Vampir- gen in mir trug und hätte er mich nicht gebissen, wäre ich später von einem anderen gebissen wurden oder es wäre selber ausgebrochen. Er erklärte mir, das ich eine der acht Mächte war und auch noch die Mächtigste von ihnen. Jeder dieser Mächte besaß einen Beschützer und er war mein Beschützer. Shin, mein Beschützer. Am Anfang wollte ich es nicht wahrhaben. Ich wollte zurück zu meiner Familie und meinen Freunden. Ich wollte wieder mit ihnen gemeinsam lachen, doch dieses Bild zersplitterte in Tausend Stücke. Ich fing an mich selber zu hassen, doch Shin zeigte mir, das dieses Leben eigentlich nicht schlecht war. Die anderen Mächte wurden mir vorgestellt, als meine Geschwister und am Anfang dachte ich wirklich, das alles gut werden könnte, doch dann kam der Tag an dem Shin als mein Beschützer zurück tratt und nach New York reiste, weil er dort auf seine Verlobte treffen sollte. Ich war von nun an allein und es gab keinen Ersatz für Shin. Es war auch die Zeit in der die Träume anfingen mich zu quälen. Ein Mann verfolgte mich ständig in meinen Träumen und sagte mir immer wieder „Ihr werdet mein sein. Ihr werdet mir helfen ob ihr wollt oder nicht. Ihr werdet zu mir kommen, das versichere ich euch." Zu dem kam noch, das meine Macht in mir erwachte und ich bei einem Training den Trainer schwer verletzte und er daraufhin im Komma lag. Ab da wollten die Anderen nichts mehr mit mir zu tun haben. Sie ließen mich allein und verreisten lieber. Ich lernte meinen leiblichen Bruder kennen und erfuhr, das er sich damals freiwillig für dieses Leben entschieden hatte. Victor bekam immer mehr Kontrolle über uns beide. Er kontrollierte unsere Körper, folterte uns und vergewaltigte mich. Das Ganze ging bis zu der Verlobungsfeier von Shin und Monica weiter. Ich hatte überall Bisswunden und auf meiner Stirn prangte das Zeichen der achten Macht wie eingeritzt. Wir wurden auch eingeladen und sind auch erschienen, doch an diesem Abend platzte einfach alles aus mir heraus. Mein sämtlicher Hass auf diese Personen. Der Schmerz, als sie mich allein ließen und mich dem Hass zum Fraß vorwarfen, wurde einfach zu viel. Am nächsten Morgen lernte ich auch noch Monicas Bruder kennen, Elias. Ich war so naiv und bin auf seine Provokation auch noch reingefallen. Ich willigte so einem Kampf ein um ihn zu zeigen mit wem er sich da angelegt hatte. Ich hätte ihn umgebracht wären Monica und Shin nicht dazwischen gegangen. Monica war damals noch ein Mensch und Shin wollte sie vor mir beschützen. Dieses Bild gab mir den Rest. Ich sah, das ich für sie nur noch ein Monster war. Ich haute ab und verschwand. Ich weinte und überlegte wie es weiter gehen sollte und da kam mir dieser Gedanke. Was wäre, wenn ich mich Victor anschloss und ihm dann in den Rücken fallen würde? Ich machte mich zu ihm auf. Er lebte in einer großen Höhle mit mehreren Zimmern. Eins dieser Zimmer war seine Bibliothek. Ich entdeckte dort ein Buch über uns acht Mächte und was ich dort las, befreite mich endlich von meiner Unwissenheit. Wir acht Mächte waren allesamt Höllenhunde, eng verbunden mit dem Teufel, doch ich bezweifelte, das die anderen je zu solchen werden würden. Sie lebten weiterhin in ihrer perfekten Vampirwelt, während meine schon eingebrochen war. Wir Höllenhunde hatten nur eine Aufgabe. Wir sollten diejenigen, die gegen die Regel der Hölle verstießen bestrafen und zwar mit dem Tod. Es gibt kein Zurück, sondern nur ein Voran. Das ist die einzige Regel der Hölle und wer diese bricht wird bestraft. Victor war in der Vergangenheit zurück geblieben. Er trauerte um seinen Clan und um diesen zu rächen, wollte er die gesamte Welt dem Untergang weihen, aber um diesen Plan in Erfüllung zu setzen brauchte er mich. Ich hatte nicht geahnt, das er mit seiner Kontrolle über mich schon so weit war. Er konnte selbst meine Gedanken kontrollieren. Er sperrte meine Seele tief in meinem Inneren ein. Ich schrie verzweifelt um Hilfe, doch keiner erhörte mich. Während dieser drei Jahre holte er meine Seele oftmals aus ihrem Verlies, damit ich die Folter und den Schmerz mitbekam der mir angetan wurde, doch er ahnte nicht, das mein Wille im Inneren immer stärker wurde." beendete ich. „Hast du tiefere Gefühle für Shin empfunden?" fragte Dorran. Ich sah zu den Anderen und bemerkte, das sie mittlerweile alle wach waren und mir offensichtlich zugehört hatten. „Wieso fragst du das?" „Immer wenn du über ihn sprichst erreicht dein Schmerz seinen Höhepunkt." antwortete er mir. Ich sah ihn mit offenen Mund an. Das konnte er spüren? Aber war es wirklich so? Ich wusste es nicht. Ich selber war auch schon vom Hass geblendet, wenn ich über meine Vergangenheit sprach. Ich konnte nicht mehr klar sehen und spüren, was ich damals empfunden habe, aber eins wusste ich. Heute war es Hass, was ich für Shin empfand. „Ich empfinde ihm gegenüber nur noch Hass egal was ich für ihn in der Vergangenheit empfunden habe." sagte ich und wollte aufstehen, als sich plötzlich ein Schmerz durch mein Bein zog. Ich schrie auf und sank wieder zu Boden.
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Schwarzes Blut - Das Erwachen vor dem Sturm
VampiroWas wäre, wenn dein Leben mit einem Biss beendet wird und du nie wieder die sein wirst, die du einmal warst? Wenn dich dunkle Mächte versuchen auf die andere Seite zu zerren? Die fünfzehn jährige Lydia glaubte ja an so vieles im Leben. An Gerecht...