Ich betrat den Club in dem ich arbeitete und bereitete mich seelisch und moralisch auf diese Nacht vor.
Egsy - mein überaus junger, aber schleimiger Chef hatte mich eine Stunde zuvor angerufen - Agatha war ausgefallen und so wurde aus meinem freien Wochenende ein Marathonlauf am Zapfhahn. Zwischen Schnöseln und Gangstern, zwischen Püppchen und Weibern, die gut und gerne als Kerl durchgegangen wären.
Ich hasste es hier.
Die ganzen Jahre die ich in meine Ausbildung investiert hatte, waren faktisch umsonst gewesen. Niemand stellte eine Vorbestrafte als Sekretärin im Finanzwesen ein - damit hatte ich mich nach langem Kampf abgefunden. Trotzdem sehnte ich mich nach Normalität."Du bist 5 Minuten zu spät.", jaulte Egsy mir entgegen und warf die Hände in die Luft als er mein Outfit sah. "Was ist das?"
Optisch war er hübsch, von dem Gel Überschuss in seinen Haaren einmal abgesehen... Doch sobald er den Mund aufmachte, flüchtete jede kluge Frau. Er war ein Arsch.
"Was denn? Es ist schwarz. Wie gewünscht.", entgegnete ich und legte meine Tasche ab. Seine braunen Augen lagen auf mir und zogen mich förmlich aus.
"Ja, schwarz ist es. Aber nicht kurz. Du kennst die Kleiderordnung hier.", zischte er. Ich sah an mir herab und verzog das Gesicht.
Mein Rock ging mir nicht mal bis zu den Knien, mein Oberteil war ausgeschnitten und gab den Blick auf mein Dekolleté frei - was genau also wollte er jetzt von mir?Eigentlich trugen alle Damen der Bar ein Höschen, das viel mehr preisgab als nötig und obendrauf noch einen Push - Up BH - den ich nicht benötigte.
Ich fand mein Outfit durchaus angemessen und zuckte mit den Schultern, zum Ärger von Egsy. Es war zu spät um mich jetzt nochmal nach Hause zu schicken, also nahm er es Zähne knirschend hin."Wir haben heute einen neuen Tänzer. Du kümmerst dich um ihn."
Meine Augenbrauen schossen nach oben. Ich war überhaupt nicht geschult für so etwas und in der Vergangenheit übernahm Egsy solche Dinge immer... Dennoch schluckte ich meinen Protest herunter.
"Okay... Und wann kommt dieser Kerl?", fragte ich und lächelte zuckersüß.
Als Egsy in Richtung des Ausgangs zeigte, entdeckte ich ihn.
Groß, muskulös... Mit wirren dunkelblonden Haaren die oben etwas länger waren und an den Seiten etwas kürzer, stand er da und sah sich um.
Ich wusste dass dieser Typ Egsy eine Menge Geld einbringen würde, weil die Frauen für solch ein schönes Exemplar ihr hab und gut verkaufen würden - besonders die älteren Damen, die im Alltag wenig Chancen auf dem Markt hatten.Ich atmete nochmal tief durch, ging um Egsy herum und lief schnurstracks auf den Kerl zu. Je näher ich kam desto nervöser wurde ich.
"Hi! Ich bin Sam. Ich werde dir alles zeigen und dich für heute Abend deinem Posten zuteilen.", murmelte ich.
Als er den Kopf in meine Richtung drehte und die ich grauen Augen entdeckte, musste ich schlucken. Sein leichter 3 Tage Bart fügte sich perfekt in das hübsche Gesicht mit den vollen Lippen, der geraden Nase und den stechenden Augen ein.
Er war wirklich verdammt attraktiv.
"Hi. Ich bin Cole. Schön dich kennenzulernen."
Er hielt mir seine Hand entgegen und als ich sie ergriff war es wie ein Stromschlag der durch meine Adern schoss. Eilig zog ich die Hand wieder zurück und versuchte mich so normal wie irgend möglich zu benehmen.
Ich schritt voran und begann damit, alles zu erläutern. Die Bar, bei der ihm kostenlose Drinks während seiner Arbeit zustanden - alles, außer Alkohol, zeigte auf den Weg zu den Toiletten für das Personal, das eine Tür weiter von der Gäste Toilette lag und beendete meine Führung mit einem Fingerzeig auf Egsy's Büro und dem gegenüberliegenden Personal Raum.
"Dort kannst du dich umziehen und wenn nötig Pause machen. Wenn du fertig bist zeige ich dir, wo du heute Abend tanzen wirst.", sagte ich und tat alles um ihm nicht nochmal ins Gesicht sehen zu müssen.
Cole gab ein brummen von sich und im Augenwinkel sah ich wie er lächelte... Ob er etwas merkte?
Er verschwand im Personalraum und ich nutzte die Gelegenheit um tief Luft zu holen. Zugegeben, mein Privatleben war wenig erwähnenswert, trotzdem konnte ich nicht verstehen, wieso meine Hormone so eine Talfahrt veranstalteten. Ich rügte mich selbst, bemerkte Cole erst gar nicht, doch als ich dann den Blick hob und er mich an lächelte, fluchte ich innerlich.
Meine Augen glitten an seinem Körper hinab. Kein gramm Fett war zu sehen - alles war gut definiert und das Six Pack bemerkenswert verführerisch. Die verwaschene Jeans, die gefährlich niedrig auf seinen Hüften lag lud zum ausziehen ein - schließlich hatte er auch sonst nichts mehr an.
Ich schüttelte die Starre innerlich ab und lächelte zurück."Bereit?"
Die DJ Area in der Nähe - weit genug weg von meiner Bar - war mein Ziel. Daneben trohnten Käfige, in denen die Tänzer ihre Arbeit verrichteten und über den ganzen Club verteilt gab es kleine Podeste, die ebenfalls den Tänzern vorbehalten waren. Gerade als ich ihm seinen Platz zuweisen wollte, griff Egsy lautstark ein.
"Sam! Er muss in die Nähe der Bar!"
Mein Blick hätte töten können, dessen war ich mir sicher.
"Die Ladies werden viel Flüssigkeitsnachschub brauchen, glaub mir. Na los!"
Ich verfluchte diesen Scheiß Kerl heute besonders. Alles was ihn interessierte war Profit - nichts anderes.
Widerwillig zeigte ich Cole das Podest, das direkt an der Bar integriert war. Die Neon Beleuchtung tauchte seine Gestalt in verschiedene Farben, ließ ihn fast mystisch, bezaubernd wirken.
Ich wusste das ich diese Nacht einer Feuerprobe unterzogen wurde...
Und ich war mir sicher, Cole wusste das auch.
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Sam
RomanceSam hat einen miesen Job und einen noch mieseren Chef. Da ist es wenig hilfreich, das ihr neuer Kollege der heißeste Typ der Stadt ist... Oder?