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Cole war ständig um mich herum.

Spätestens als ich im Käfig ankam und meinen Blick durch die Menge gleiten ließ, verstand ich wieso er so drauf war.
Die beiden Typen aus dem Park waren auch hier, standen etwas abseits und beobachteten mich genau.

"Keine Sorge.", drangen seine Worte zu mir. "Ich werd auf dich aufpassen."

Mir blieb nicht viel übrig als zu nicken. Eine Diskussion darüber, ob ich seine Hilfe benötigte oder nicht stand gerade nicht zur Auswahl.

-

Egsy hatte sich selbst übertroffen. Während 'Earned it'  durch die Boxen dröhnte ließen spezielle, kürzlich erst installierte Anlagen Wasser auf uns hinab rieseln. Alles diente der Show und die schreienden Frauen fielen fast in Ohnmacht als Cole's weißes Shirt vollkommen durchnässt war.
Ich hingegen war weniger begeistert. Die leicht kühle Brise verwandelte meine Brustwarzen zu stählernen Knubbeln, die nicht zu übersehen waren.

Ich machte das beste aus der Situation. Männer wie Frauen, die versuchten uns in den Käfigen zu erreichen oder anzufassen, ließen von uns ab als wir ihnen spielerisch die Grenzen aufzeigten. Alles war relativ harmonisch und ausbalanciert - die Security selbst hatte kaum Arbeit.

Meine Füße brannten als wir Stunden später unsere Arbeit beendeten. Eilig zog ich die Schuhe aus, kletterte aus dem Käfig und fiel prompt in die Arme von jemandem.

"Oh, so gierig?", hörte ich eine Stimme sagen. Beim hoch schauen erkannte ich den dunkelhaarigen Typen wieder, der mir im Park bedrohlich nahe gekommen war. Ich versuchte mich los zu reißen von ihm, doch er ließ nicht von mir ab. "Ich glaube wir beide haben noch ne Rechnung offen, Süße."

Egsy und der Großteil der Security waren abgelenkt und keine Hilfe. Die Hand des Fremden glitt an meinem Körper hinab bis zu meinem Höschen. Ich riss das Bein hoch - das einzige was ich in dem Moment tun konnte - und traf den dunkelhaarigen wenig galant genau dort, wo es am meisten weh tat. Sein Aufschrei ließ seinen Kumpel zu uns spurten, gleichzeitig jedoch wurde Cole auf die Situation aufmerksam.

Es brach ein Gerangel aus, aus dem ich mich mit sehr viel Mühe befreien konnte. Frauen und andere Gäste schrien panisch auf und auch ich wurde zusehends nervöser, als die beiden Idioten damit begannen, Cole einzukesseln. Der wiederum wirkte zornig und wild, ging in die Angriffshaltung über und hatte seine Ziele klar im Blick. Ich befürchtete jedoch das er gegen beide gleichzeitig nur schwer eine Chance haben würde.
Als einer der beiden auf Cole zu rannte, wartete der andere nicht lange und tat das selbe. Cole saß in der Falle - meinetwegen. Er bekam mehrere Schläge ab und da niemand sonst den Mumm hatte einzugreifen, tat ich es.

Mutig und entschlossen das ganze zu beenden lief ich auf die drei zu, zog vergeblich am Shirt des dunkelhaarigen, der mich daraufhin unsanft weg stieß. Ich fiel hin, verfluchte diesen ganzen Scheiß, doch dann kam mir ein Gedanke.
Mit schnellen Schritten erreichte ich die Bar, griff mir eine x-beliebige Flasche und kehrte zu der Schlägerei zurück.

Gott vergib mir...

Die Flasche erreichte den Kopf des dunkelhaarigen und zerbrach. Das gab Cole genug Zeit mit dem anderen Trottel fertig zu werden, denn die Aufmerksamkeit meines Angreifers lag nun wieder auf mir. Er stieß und riss mich herum, bis er Teile meines Bh's in den Händen hielt. Sofort glitten meine Hände zu dem entblößten Teil meines Körpers und bedeckten ihn, doch jetzt war ich wehrlos.

Ehe er zähneknirschend auf mich zu stapfen konnte, riss Cole ihn zurück. Er verteilte mehrere Schläge im Gesicht des dunkelhaarigen, bis dieser keuchend auf dem Boden liegen blieb. Danach drehte er sich zu mir. Er war wie es scheint genauso geschockt wie ich, handelte im Gegensatz zu mir aber direkt.
Eilig zog er sich sein Shirt über den Kopf und stellte sich damit so vor mich, daß ich es mühelos anziehen konnte, ohne begafft zu werden. Erst da ging das Licht im Club an, durchflutete alles.

Egsy und die Security kamen näher und nach einer Geste machten sie sich endlich an die Arbeit, die beiden Idioten aus dem Club zu werfen. Es war vorbei. Dachte ich.

-

"Das war eine 500 Dollar Flasche eines guten Scotchs, die du da zertrümmert hast. Das musst du mir zurück zahlen.", giftete er mich in seinem Büro an.

Cole starrte ihn fassungslos an, ich jedoch war vollkommen außer mir.

"Ihre Absichten waren klar. Das waren die Typen aus dem Park. Hättest du der Security das Problem weiter gegeben, hätten sie die beiden am Eingang aufhalten können. Es wäre nie so weit gekommen!", zischte ich zurück.

Egsy war wenig tolerant.

"Und sieh dir an was deinetwegen mit Cole passiert ist. So kann ich ihn nicht tanzen lassen. Spätestens morgen hat er ein frohes Farbenwerk im Gesicht. Das bedeutet er fällt aus und das bedeutet das ich Verluste mache!", schrie er mich nun an.

Ich hatte keine Worte mehr für diese Ignoranz. Ihm war vollkommen egal was mit seinen Angestellten passiert war, ihn interessierte weder Gesundheit noch Unversehrtheit. Alles was für ihn eine Rolle spielte war, das er durch diese Aktion jetzt Verluste hinnehmen musste. Ich wollte noch so viel sagen, ließ es aber. Ich wusste das jedes Wort zu viel war und verzog mich in den Personal Raum.

Wenig später kam Cole hinterher.

"Ich hab es ihm gesagt. Das er sich wie ein Arschloch benimmt. Nichts ist wichtiger als die Sicherheit seiner Leute... Wenn er das nicht versteht sollten wir hier nicht länger arbeiten.", erklärte er und natürlich hatte er damit recht. Wenn da nicht der Umstand wäre, daß ich sonst nirgends einen Job bekommen würde und ich auf die Almosen hier angewiesen war.

Verdammt verzwickte Lage.

Ich war so verzweifelt wegen allem das ich die Tränen nur krampfhaft zurück halten konnte. Nicht nur das ich echt Angst hatte das so etwas wieder passieren würde - womöglich sogar dann, wenn mir niemand half, nicht einmal Cole weil er nicht da war - sondern auch aus Wut auf Egsy schossen mir die Tränen in die Augen.

Wenigstens hatte Cole so viel Abstand sich umzudrehen und abzuwarten, bis ich mich umgezogen hatte. Ich gab ihm zögerlich sein Shirt zurück und bemerkte die bereits auftretenden Flecke, die sich zwischen blau und violett färbten,  in seinem Gesicht.

"Tut mir leid, dass du was abbekommen hast. Das war nicht meine Absicht.", flüsterte ich wahrheitsgemäß. Das alles geschah nur meinetwegen. Mein schlechtes Gewissen zerriss mich förmlich.

"Schon gut. In ein paar Tagen sieht man es kaum noch. Ich hab schon schlimmeres erlebt. Außerdem hab ich dir was versprochen.", gab er zurück.

Für einen Moment sagte niemand mehr etwas. Wir sahen einander nur an...

Und ich kam nicht umhin festzustellen, daß er womöglich gar nicht so übel war, wie ich dachte.

Sam Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt