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Egsy machte es mir nicht leicht.

Natürlich öffnete er die Käfige für Tänzer und natürlich nahm Cole das sehr gerne an. Er war aber auch extrem gut.
Einzig ich, die sich an den kreischenden Frauen vorbei drücken musste um ihn zu erreichen, war genervt.
Mit einem zwinkern nahm er das Wasser dankbar entgegen, schluckte gierig und nutzte die letzten verbliebenen Tropfen dafür, sie über seinen nackten Oberkörper perlen zu lassen.

Er hatte absolute Narrenfreiheit, weil er Egsy eine Menge Geld einbrachte.

Und ich? Ich hatte die doppelte Menge an Arbeit, weil Agatha immer noch fehlte und ich neben der Bar auch noch persönlicher Laufbursche für den Goldjungen war. Es war ihm gegenüber vielleicht nicht fair so zu denken - letztendlich konnte er ja nichts für die Entscheidungen von Egsy - dennoch konnte ich nicht anders als ihm gegenüber eine gewisse Abneigung zu empfinden.

-

Früh morgens - es war etwa 6 - gingen auch die letzten Gäste. Ich fegte die letzten Krümel von der Theke und war froh bald in meinem Bett zu landen, als Cole auf mich zu kam.

"Ich wollte mich bedanken. Für deine Hilfe."

Ich war immer noch sauer. Ignorierte ihn. Offenbar war das genug Anlass für ihn, auf meine Seite der Bar zu wechseln. Er blieb dicht neben mir stehen.

"Ich werd schon noch herausfinden wieso du mich nicht so magst.", flüsterte er. "Bis dahin hoffe ich auf eine angenehme Zusammenarbeit... In jeglicher Form."

Meine Haut brannte dort, wo sein Atem mich traf.

Er trat zurück, die Arme auf dem Rücken verschränkt und grinste. Das blieb auch Egsy nicht verborgen, der nur darauf wartete das sich Cole in den "wohlverdienten Feierabend" verabschiedete.

"Du weißt was ich von Flirt am Arbeitsplatz halte?", begann er seine Moralpredigt. Ich war zwar unschuldig, doch das war Egsy vollkommen egal.

Ich ignorierte ihn, fegte imaginäre Krümel von der Theke und verließ dann die Bar um meine Tasche zu holen. Egsy folgte mir nicht.

Im Personalraum fiel mir der offene Spind auf... Ich war sicher ich hatte ihn geschlossen! Ich griff nach meiner Tasche, schaute nach ob etwas fehlte und hielt schließlich einen fremden Zettel in den Händen.

Eine Telefonnummer. Darunter in kaum leserlicher Schrift ein Name.

Cole.

-

Als ich in meiner 1 Zimmer Wohnung unweit des Clubs ankam, war ich überglücklich meine Schlafcouch zu entdecken. Ich machte mir nicht mal die Mühe mir die Arbeitskleidung auszuziehen, sondern ließ mich einfach so wie ich war darauf fallen...

Bis das Telefon klingelte.

"Oh, Gott verdammt! Das ist doch n Scherz!", knurrte ich und stand auf. Egal wer es war, derjenige konnte sich warm anziehen.

"Was?"

"Sam. Ich brauch dich um 20 Uhr im Club."

Egsy. Schlief dieser Troll denn nie?

Ich sagte zu, legte dann wütend auf und warf mich zurück auf mein provisorisches Bett. Ich hatte genug, genug von dem Club, genug von Egsy. Genug von allem.

Langsam driftete ich weg. In einen unruhigen, wirren Schlaf. Verfolgt von maskulinen Körpern. Wassertropfen, die daran hinab liefen.

-

Als ich in den Club kam war Egsy bestens gelaunt, was vermutlich an seinem Goldjungen lag. Zu meiner Überraschung war aber auch Agatha wieder da. Sie lächelte mir freundlich zu und ich erwiderte die Geste, wenn auch zögerlich.

"Ah, da bist du ja! Perfekt. Dann können wir ja den Plan durchgehen.", pfiff Egsy.

"Was für einen Plan?", fragte ich und sah in die Runde. Cole lächelte. Er stand an der Bar angelehnt in dunklen Jeans und schwarzem Shirt da, eigentlich völlig normal und doch hatte sein Auftreten etwas verwegenes.

"Die Käfige."
Egsy zeigte in die Richtung und sah dann zu mir.  "In einem davon tanzt Cole, in dem anderen Du."

Ich hab mich wohl verhört!

Bevor ich den Kopf schütteln und protestieren konnte hielt mir Egsy eine Tüte hin. Das verhieß nie etwas gutes, denn Egsy war ein Mann der keinem etwas schenkte - alles hatte seinen Preis.

"Ich kann überhaupt nicht tanzen. Die Bar ist mein Baby!", protestierte ich.

Es nützte nichts...
Mit Egsy zu diskutieren war wie mit einer Wand zu reden - von der dann aber zumindest der Putz abfiel. Egsy hingegen blieb stur und beharrte darauf seinen Willen zu bekommen.

Ich öffnete die Tüte und fiel aus allen Wolken. Mein "Tanz - Outfit" beinhaltete nicht mehr als einen Tanga und einen BH. Die dazugehörigen schwarzen Pumps, die zu Egsy's Füßen standen, fielen mir erst jetzt auf.

Verdammte Scheiße!

-

Umgezogen und schlecht gelaunt stand ich an meinem Käfig während Cole sich über mich amüsierte und ebenfalls zu seinem Käfig kam.

Es war 22 Uhr, die Tore des Clubs wurden geöffnet und die Show begann. Cole war in seinem Element und um nicht ganz so unfähig zu erscheinen, tat ich was er tat. Ich bewegte mich fast synchron zu ihm, ließ meine Hüften kreisen und auch wenn ich sehr knapp bekleidet war machte es mir weniger aus. Es war bei weitem nicht so tragisch wie ich gedacht hatte, trotzdem hasste ich Egsy für diesen Mist.

Cole genoss das kreischen und sabbern seiner Fans, während ich die dreckigen Blicke der Männer auf mir spürte.
Es war mir etwas unangenehm, aber ich blieb tapfer...
Bis ich eine Hand an meinem Nacken spürte.

Ich drehte mich energisch herum, bis ich in Cole's graue Augen blickte.

"Keine Panik. Mach einfach mit."
Seine Hände glitten an meinem Körper hinab.

Die Menge eskalierte komplett bei dem was Cole und ich taten. Seine Hände auf meinem Körper fühlten sich gut an, rau, stark und als ich seine Berührungen nachahmte explodierte die Fantasie in meinem Kopf und nahm ungeahnte Höhen.

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Nach einer Stunde und verschiedenen Posen legten wir eine Pause ein. Im Personal Raum schnappte ich nach Luft, schluckte gierig mein Wasser und bemerkte gar nicht, daß Cole - der zuvor kurz an der Bar und danach umringt von Fangirls war - mir gefolgt war.

"Bin gleich soweit. Gib mir nur kurz einen Moment.", sagte ich...  Dann spürte ich ihn direkt hinter mir.

"Oh Süße,... Das hier wird länger als einen Moment dauern."

Wie in Zeitlupe drehte ich mich zu ihm herum, um ihn anzusehen. Da lagen seine Lippen schon auf meinen. Gierig, wild und ungezügelt nahm er sich alles, was er wollte.

Ich ließ es zu, ließ zu, daß er das mit mir hier tat, doch als seine Hand meinen Schritt erreichte, stieß ich ihn fort.

"Wir sollten zurück an die Arbeit.", murmelte ich und spürte noch immer seine Lippen auf meinen.

Mit letzter Willenskraft floh ich aus dem Personal Raum, zurück in die feiernde Menge... Und versuchte den restlichen Abend und die restliche Nacht so viel Abstand wie irgend möglich zwischen ihn und mich zu bringen.

Sam Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt