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Egsy hatte recht.

Die Frauen rissen sich förmlich um einen Platz nah am Podest, nur um Cole tanzen zu sehen. Manche von ihnen waren sogar so dreist und versuchten - betrunken und tollpatschig - zu ihm aufs Podest zu steigen.
Er war durchgehend freundlich, lächelte und flirtete mit den weiblichen Gästen.

Ich war es, die die Damen beim Versuch hinderte, aufs Podest zu klettern. Die Club Security war unfähig, aber wenn sie dann doch mal eingriff waren die Jungs sehr grob und gemein... Das wollte ich den Mädels dann doch nicht zumuten.

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Als Cole eine Pause einlegte und sich bei mir ein Wasser holte, war er umringt von schönen Frauen jeden Alters. Er kam kaum dazu etwas zu sagen, weil ihm ständig jemand dazwischen quatschte. Ich beneidete ihn einerseits für die Beliebtheit die er bereits jetzt erreicht hatte, andererseits war ich froh, keine Tänzerin zu sein... Aber...

Durch mein Outfit bekam ich auch Aufmerksamkeit - sie war aber alles andere als gewollt. Die Männer die mich beim bestellen ihrer Getränke anmachten waren schmierig, übergewichtig oder so von sich überzeugt jede haben zu können, das ich mir einen angewiderten Ausdruck nicht verkneifen konnte.

Meine Standard Ausrede ich sei vergeben verlor immer mehr an Gewicht, denn die meisten interessierten sich nicht dafür, sondern wie schnell sie mich ins Bett kriegen konnten. Es war absolut lächerlich, denn einige erkannte ich aus dem Supermarkt oder anderen Orten wieder und ich wusste, daß sie allesamt mindestens eine Freundin hatten, einige sogar verheiratet waren.

Irgendwie wurde ich durch so eine offenkundige Bereitschaft fremd zu gehen immer wieder daran erinnert, was ich durchlebt hatte.

Eddie, mein damaliger Verlobter, wurde von mir in Flagranti erwischt, als er gerade seine Sekretärin bestieg. Auf seinem Schreibtisch, in seinem Büro.
Ich war so rasend vor Wut über den Verrat das ich ihn verletzte - nicht schwer, aber ausreichend um meine Zukunft zu verbauen. Er verklagte mich und ich verlor meinen Job, meine tolle Wohnung und erhielt einen Eintrag ins Register, womit man offiziell überall verkackt hatte.

So landete ich schließlich bei Egsy und dem Club... Denn von irgendetwas musste ich ja leben.

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"Sam?"

Cole ignorierte seine Groupies und sah mich über die Theke hinweg an. Offenbar hatte er etwas gefragt aber ich war so in meiner eigenen Welt, das ich es nicht mitbekommen hatte.

"Oh tut mir leid, was hast du gefragt?"

Seine grauen Augen durchbohrten mich förmlich. Er formte mit den Lippen ein 'Später' und stieg wieder aufs Podest. Die Leichtigkeit mit der er zuvor getanzt hatte war augenblicklich wieder hergestellt, doch diesmal heizte er der schreienden Meute richtig ein.

Mit einem festen Griff an seine Jeans riss er sie sich vom Leib und entzückte - zu meinem Leidwesen - nicht nur die Damen, auch ich konnte meinen Blick von der wirklich knappen Shorts nicht weg reißen...

Bis Egsy an meiner Bar auftauchte. Er bestellte für sich und einen Kerl, den ich zuvor noch nie gesehen hatte einen Scotch, stützte sich dann auf der Theke ab und blickte vor sich, um die Tanzfläche und die Menge, die sich darauf bewegte, zu beobachten. Irgendetwas sagte mir, das er was im Schilde führte.

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Die Nacht brach herein und die Gäste wurden ungezügelter. Männer, die mich mit Kosenamen dazu bringen wollten etwas umsonst zu bekommen brachen sich an meiner Mauer des Schweigens das Genick - anders bei Cole. Er bezirzte die Frauen dermaßen, daß ich eine öffentliche Orgie fürchtete. Egsy feierte hingegen ausgelassen, bedachte mich hier und da mit einem bösen Blick weil ich den Flirt Versuchen der Männer widerstand und feierte seinen neusten Star Cole in den höchsten Tönen.

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Kurz vor Feierabend wischte ich zum letzten Mal über die Theke. Cole hatte sich bereits vor 15 Minuten in den Personalraum zurück gezogen um zu duschen.

"Hast du gesehen wie es geht? Wir haben heute das doppelte an Umsatz gemacht, nur wegen eines Tänzers! Das ist verrückt, oder?", schwärmte Egsy als er an die Bar trat. "Die Weiber sind vollkommen aus dem Häuschen. Daher überlege ich für morgen die Käfige frei zu geben. Das bedeutet aber auch zeitgleich das du dich bewegen musst. Cole ist dein Schützling. Wenn er was braucht, bringst du es ihm."

Verständnislos sah ich ihn an. Ich hatte die Bar alleine, weil Agatha fehlte. Um Geld zu sparen wollte Egsy nicht noch mehr Personal einstellen... Und nun sollte ich auch noch Laufbursche für einen Tänzer spielen? Das ging zu weit...

"Ich finde nicht, dass...", begann ich, doch der wütende Ausdruck in Egsy's Gesicht stoppte mich. Er verhandelte nicht, besonders nicht mit mir. Entweder tat ich, was er wollte oder er würde mich ohne mit der Wimper zu zucken raus werfen... Und genau das konnte ich mir nicht leisten.

Meine Wut brodelte derart, daß ich Cole anschnauzte, als er mich ansprach. Abwehrend hob er die Hände, lächelte und schüttelte den Kopf. Dann verschwand er und ich blieb zurück mit meinem arschigen Chef und einer Menge Probleme.

Das war erst der Anfang, befürchtete ich...

Sam Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt