| 06 |

88 4 0
                                    

Ich stand vor Egsy's Büro...
Die 500 Dollar Flasche, die ich beim Angriff zertrümmert hatte konnte ich nicht zahlen und ich musste ihn davon abhalten mein Gehalt einzubehalten... Andernfalls würde ich die Miete für meine Wohnung nicht mehr zahlen können.

Ich atmete nochmal tief ein und aus, ehe ich anklopfte. Erst als ich seine Stimme vernahm trat ich ein.

"Hey, äh... Egsy? Wir müssen reden."

Er starrte mich an als hätte ich zwei Köpfe. Ihm überhaupt in den Hintern kriechen zu müssen war mir unangenehm, doch mit seiner Haltung mir gegenüber machte er das ganze noch schlimmer.

"Hör mal, äh... Ich kann die Scotch Flasche nicht....", begann ich, da hob er die Hand um mich zum schweigen zu bringen.

"Ist schon erledigt. Bedank dich bei Cole. Sonst noch was?", gab er unfreundlich zurück. Er war heute bei weitem biestiger als sonst.

Aber die Tatsache das Cole meine Schuld beglichen hatte ließ mich auch nicht los. Es war zwar eine nette Geste aber ich wollte weder Egsy noch Cole etwas schulden... Ich stand für mich selbst ein, ganz gleich was es mich kosten würde...

Alles was ich wollte war um einen Aufschub zu bitten,... Eine Art Raten Zahlung, um den Scotch zu ersetzen. Das hatte sich nun jedoch erledigt.

"Nein, nein. Alles in Ordnung. Ich geh dann mal.", murmelte ich und verließ das Büro wieder.

-

Am Abend wartete ich auf Cole. Trotz seiner sichtbaren Verletzungen nahm er sich nicht frei und den Frauen die ihn anhimmelten gefielen die Flecke scheinbar.

Als er den Club betrat hatte ich ihn direkt auf dem Radar.
Ich war feinfühlig geworden in Bezug auf diesen Mann, auch wenn ich noch nicht so recht wusste wieso.

"Hey.", sagte ich als er mich erreichte. Wieder komplett in schwarz gekleidet wirkte er wie eine Lite Version eines Gangsters, aber es stand ihm ausgezeichnet.

"Hi Sam. Alles OK?", fragte er und lehnte sich gegen die Bar.

"Äh, hör mal. Ich war heute bei Egsy im Büro... Und... Naja... Ich mag es nicht bei jemandem Schulden zu haben, also... Werde ich dir das Geld für den Scotch definitiv zurück zahlen. Das wollte ich sagen... Und naja... Danke."

Cole lächelte. Bevor er jedoch etwas sagen konnte stampfte Egsy auf uns zu. Er sah aus als hätte er in eine Zitrone gebissen.

"Planänderung für heute. Sam, du gehst auf die Empore. Wir haben einen VIP und der möchte eine Privat - Tänzerin. Cole - du kümmerst dich heute um einen Junggesellenabschied. Die Frauen haben bereits im Vorfeld einen hohen Preis bezahlt.", erklärte er.

Ohne auf unsere Reaktion zu achten drehte er sich auf dem Absatz um und lief zurück in sein Büro. Cole und ich blieben zurück und starrten auf den Fleck, auf dem gerade eben noch unser mies gelaunter Chef gestanden hatte.

Ein VIP der eine Privat - Tänzerin wollte... Na prima. Ich musste also für irgend einen reichen Sack so tun, als würde ich meinen Job nicht hassen.
Cole hatte es da wesentlich einfacher getroffen. Er liebte offenbar was er tat und die Frauen die sich angekündigt hatten würden ihm in wenigen Minuten sowieso zu Füßen liegen...
Alles in allem konnte man sagen, daß ich mal wieder die Arschkarte gezogen hatte.

Bevor Cole im Personal Raum verschwand sah er mich prüfend an. Offensichtlich spürte er mein Unbehagen.

"Keine Sorge. Wenn etwas ist brich einfach ab. Und wenn Egsy wieder Probleme macht kümmere ich mich darum."

Auch wenn es nett gemeint war wies ich ihn zurück. Ich brauchte keinen Retter der mir zur Hilfe eilte, wenn etwas schief lief. Ich reagierte ungewollt grob Cole gegenüber, machte meinen Standpunkt damit aber klar. Um der ganzen Situation zu entfliehen, lief ich Richtung Empore...

Doch Cole's Blick lag immer noch auf mir, dessen war ich mir sicher.

Sam Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt