𝟏𝟎 | (𝐒𝐜𝐡𝐚𝐝𝐞𝐧-)𝐅𝐫𝐞𝐮𝐝𝐞.

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´´´´´´´´´´ Provinz Toledo, Spanien. Villa Toledo. ´´´´´´´´´´
´´´´´´´´´´ Montag, 13. Oktober 2017. 6.47 am   ´´´´´´´´´´


„Laia“, ich wachte durch einen sanften Kuss in meiner Halsbeuge auf.
Verschlafen drehte ich mich zu meinem Freund, fuhr ihm durch seine weichen Haare und lächelte ihn verträumt an.

„Guten Morgen“, kurz stutzte ich, setzte mich schließlich hektisch auf.
„Wie spät ist es?“

„Das kann ich dir nicht sagen… und das möchte ich auch überhaupt nicht“, die Bettdecke raschelte, als er sich neben mir aufrichtete und mich mit einem Ruck zwischen seine Beine zog.

„Andrés…“, hauchte ich heiser seinen Namen, da seine Lippen und Hände nun begannen, quälend langsam meinen Körper zu erkunden.

„Was?“, wisperte er rau zurück und ich schüttelte mit größter Anstrengung meinen Kopf.

„Ich muss in mein Zimmer. Wir wollen doch nicht am letzten Morgen alles verspielen, das wir vier Monate verstecken konnten“, schweren Herzens schob ich ihn ein Stück weit nach hinten, stand auf und sammelte vom Boden meine Kleidung auf.

„Ich spüre dein Starren“, hinter mir hörte ich sein belustigtes Lachen, fühlte gleich darauf seinen heißen Atem in meinem Nacken.

„Du kannst es mir nicht verdenken“, flüsterte er in mein Ohr.

„Nein, kann ich nicht“, erwiderte ich schmunzelnd, drehte mich zu ihm um und schenkte ihm einen zärtlichen Kuss.
In diesem Augenblick klopfte es so stark an seine Tür, dass ich vor Schreck beinahe einen Meter in die Luft sprang.

Wir hatten ein Problem.
Ewig lang hatten wir es geschafft, unsere Beziehung geheim zu halten, nur um jetzt – eine Stunde, bevor es zur Banknotendruckerei gehen sollte – ‚aufzufliegen‘.

Venecia“, schelmisch grinste Andrés mich an.
„Ich sage es nur ungern, aber bitte zieh dich an. Ich möchte nicht, dass dich jemand anderes so sieht“, gleichzeitig schnappte er sich seinen Morgenmantel und lief zum Eingang.

Keine Minute später stand sein Bruder vor mir. Und ich… ich strich mir mein Oberteil glatt und konnte nur stumm zwischen den beiden hin und herschauen.

Es dauerte kurz, doch dann schien Sergio zu verstehen.
Zu meiner Überraschung breitete sich auf seinem Gesicht ein freudiges Lächeln aus.

Umständlich räusperte er sich, schob seine Brille ein Stück weit nach oben, bevor er seine Stimme erhob.
„Nun. Als ich sagte, ihr solltet wieder zueinanderfinden, hatte ich es mir eigentlich etwas anderes vorgestellt, aber ich habe genügend Vertrauen in euch, dass ihr unseren Plan dennoch perfekt umsetzen werdet. Um ehrlich zu sein, bin ich erstaunt, dass es so lange gebraucht hat. Schon als Andrés dich mir vorgestellt hat, dachte ich, er hätte endlich die Frau fürs Leben gefunden“.

Überfordert lachte ich auf.
Es war eindeutig zu skurril, dass wir gerade offiziell die Erlaubnis des ‚Professors‘ bekamen, uns gegenseitig unsere Liebe zu beteuern.

„Sergio, Sergio…“, amüsiert klatschte mein Freund seinem Bruder auf die Schulter und legte schließlich seinen Arm um meine Hüfte.
„Ich gebe zu, ich muss wohl die ganze Zeit über blind gewesen sein. Ich danke dir dafür, dass du so geduldig warst“, den zweiten Satz murmelte er etwas gedämpfter zu mir und drückte mir einen Kuss auf den Scheitel.

´´´´´´´´´´ Madrid, Spanien. Staatliche Banknotendruckerei. ´´´´´´´´´´
´´´´´´´´´´ Freitag, 13. Oktober 2017. 9.32 am  ´´´´´´´´´´

𝐕𝐄𝐍𝐄𝐂𝐈𝐀 | Lᴀ ᴄᴀsᴀ ᴅᴇ ᴘᴀᴘᴇʟ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt