𝟏𝟗 | 𝐀𝐧𝐠𝐬𝐭 𝐮𝐧𝐝 𝐒𝐜𝐡𝐫𝐞𝐜𝐤𝐞𝐧.

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´´´´´´´´´´ Madrid, Spanien. Staatliche Banknotendruckerei. ´´´´´´´´´´
´´´´´´´´´´ Sonntag, 15. Oktober  2017. 9.45 pm ´´´´´´´´´´


Denver stürmte in genau diesem Moment in das Büro, als ich mein T-Shirt wieder glattgestrichen hatte und meinen Overall verschließen wollte.

Argwöhnisch sah er zwischen Andrés und mir hin und her – und ich konnte mir vorstellen, was er dachte, jedoch lag er damit falsch; ich hatte lediglich meinen Rücken etwas frei gemacht, damit mich mein Komplize besser behandeln konnte.

„Anklopfen sagt dir aber etwas?“, machte ‚Berlin‘ die Situation noch unangenehmer, als sie ohnehin schon war… vor allem, nachdem hinter Denver nun auch Rio und Tokio auftauchten und meine Freundin mich scheinheilig angrinste.

„Sie brechen aus! 16 Geiseln, über die scheiß Ladezone!“, platzte es da aus unserem Verbündeten heraus und jetzt war es an uns, ihn perplex anzustarren.

„Auf was genau hast du gerade gewartet?“, fuhr ich ihn an, indessen Andrés bereits Befehle gab, und sich alle nach und nach wieder verzogen.

„Venecia, brauchst du eine extra Einladung?“, abwartend stand er im Türrahmen, ich schnaubte leise auf, schüttelte meinen Kopf und folgte ihm in den Keller.

Staub empfing uns und ich sah überhaupt nichts.
Nicht einmal meine eigene Hand direkt vor meinen Augen.
„Wenn ich einen einzigen von diesen Idioten finde, statuiere ich eigenhändig ein Exempel an ihm“, schrie ich in die Richtung, in der ich Andrés vermutete.

Ich kochte vor Wut.
Diese Geiseln besaßen keinerlei Respekt, bloßes Reden zeigte kein Stück an Wirkung und es war genug!

Ich wusste, Sergio hatte uns Blutvergießen verboten, weil wir, sobald der erste Tropfen fiel, keine Helden mehr wären, sondern nur noch durchgeknallte Verrückte.
Mir waren seine Regeln sowas von egal – eine Flucht der Geiseln hatte nie auf seinem Plan gestanden und damit war er gewissermaßen gescheitert und unsere Grundsätze hinfällig.

Ich wollte Genugtuung.
Ich wollte diese schwachen Menschen leiden lassen und unsere Autorität zurück.
Wurden wir später gefasst, säßen wir sowieso unser gesamtes Leben ein. Der Professor hatte es ausgerechnet: rechtlich gesehen müssten wir länger im Knast bleiben als ein Sterblicher jemals annähernd leben könnte.
Daher konnte ich genauso unter unseren Gefangenen Angst und Schrecken verbreiten, vielleicht würden sie dann etwas mehr spuren.

Rasend vor Zorn marschierte ich durch den Raum, bekam im nächsten Augenblick unzählige Laserstrahlen auf mich gerichtet.
Auch das noch!

Offensichtlich waren die Geiseln durch ein eigens in die Wand gesprengtes Loch entkommen und hatten damit der Polizei ermöglicht, einen Eingang zu finden.
Das halbe Spezialkommando zielte auf mich, im Hintergrund schrien mehrere Stimmen durcheinander und ich überlegte, ob es sich lohnen würde, mit meiner M16 auf meine Feinde zu schießen.

Plötzlich packte mich eine Hand an der Hüfte.
Andrés – natürlich.
Leicht schmunzelte ich unter meiner Maske, die ich mir immerhin noch geistesgegenwärtig über mein Gesicht gezogen hatte.
Es fühlte sich an wie ein Déjà-Vu unseres Kennenlernens.

„Bist du denn völlig lebensmüde?“, knurrte er mir ins Ohr.
Nun gut, das war nicht mehr so ganz ein Flashback.
„Du musst dich beruhigen“, schob er noch hinterher, als würde das irgendetwas besser machen.

„Wieso? Hast du etwa Angst?“, zischte ich… in meinen Gedanken stand nach wie vor nur das unbändige Verlangen auf Rache an den Geiseln.

„Ja, die habe ich“, als hätte er die Befürchtung, ich könnte gleich wieder vor die Bullen rennen, hielt er mich weiterhin fest umklammert.

𝐕𝐄𝐍𝐄𝐂𝐈𝐀 | Lᴀ ᴄᴀsᴀ ᴅᴇ ᴘᴀᴘᴇʟ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt