𝟐𝟖 | 𝐃𝐢𝐞 𝐒𝐮̈𝐡𝐧𝐞.

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´´´´´´´´´´ Madrid, Spanien. Staatliche Banknotendruckerei. ´´´´´´´´´´
´´´´´´´´´´ Mittwoch, 18. Oktober 2017. 10.43 am ´´´´´´´´´´

„I see the bad moon risin'
I see trouble on the way
I see earthquakes and lightnin'
I see bad times today”

Wie ein schlechtes Omen schwirrten mir die Zeilen der Band Creedence Clearwater Revival durch den Kopf.
Normalerweise war ich ein wahrer Freund der Ironie, doch jetzt hätte ich mir am liebsten einen Wein nach dem anderen heruntergekippt, um die ‚bad times‘ zu vergessen.

Heute war der erste Tag meines Lebens gewesen, an dem ich mit einem schlechten Gewissen aufgewacht war – die innere Unruhe hatte nicht einmal Andrés, der mich vorsichtig umklammert auf der Couch festgehalten hatte, verdrängen können.

Moskaus Zustand hatte sich auch über Nacht nicht verbessert und solange wir nicht den Tunnel als Verbindung zum Hangar des Professors vollständig durchbrochen hatten, würde kein Arzt zu ihm kommen.

„…I know the end is comin' soon…”

Gefrustet schnaufte ich auf und stützte mich auf meinem Spaten ab.

„Was ist?“, erschöpft blickte Rio zu mir, der gemeinsam mit mir Denver beim Weitergraben half.
In dem Moment zuckte allerdings unser Komplize entkräftet zusammen und lehnte sich gegen eine Seitenwand.

„Denver?“, schlug die Besorgnis meines jüngsten Kollegen auf ihn um und ich musterte ihn ebenso bestürzt.
Kinder besaßen eine ganz besondere Verbindung zu ihren Eltern. Sie spürten oftmals aus weiter Entfernung, wenn es ihnen nicht gut ging, und ich befürchtete, dass Denver gerade von einem stechenden Schmerz durchzogen worden war. Was im Umkehrschluss nur heißen konnte, dass sich die Gesundheit seines Vaters noch weiter verschlechtert hatte.

„Geht schon wieder“, an seinen zusammengekniffenen Augenbrauen konnten wir allerdings erkennen, dass er uns nur etwas vormachte.
„Scheiße, los jetzt“, keuchte er angestrengt. „Wir müssen weitermachen. Für Papá“.

Mit Rio tauschte ich einen skeptischen Blick, ehe wir auch zurück an die Arbeit gingen.

„…Hope you are quite prepared to die…”

Am liebsten hätte ich geschrien.
Stattdessen biss ich mir auf die Lippe, bis ich das Blut schmeckte.

Mein Würgen daraufhin konnte ich gerade noch unterdrücken, bis Mónica, die blonde Geisel, die Denver zu Beginn des Überfalls hatte exekutieren sollen und mit der er sich mittlerweile aber anscheinend sowas wie eine Beziehung aufgebaut hatte, kam und den Mund aufmachte.
Er sollte nach oben gehen und Moskau beistehen – schnell.

Und er rannte. Gemeinsam mit ihr und Rio sprintete er hoch, während ich würgend im Flimmerlicht blieb und zitternd zu Boden sank.

„Well, it's bound to take your life”.

“Venecia”, sanft rüttelte es an meiner Schulter und ich zwang mir ein Lächeln auf.

Ich hatte nicht umsonst die letzten zwanzig Minuten eisern meine Atemtechniken durchgezogen, um zurück zu meinem normalen Puls und meiner Selbstsicherheit zu gelangen.

𝐕𝐄𝐍𝐄𝐂𝐈𝐀 | Lᴀ ᴄᴀsᴀ ᴅᴇ ᴘᴀᴘᴇʟ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt