𝟏𝟒 | 𝐈𝐧𝐧𝐞𝐫𝐞 𝐙𝐞𝐫𝐬𝐭𝐨̈𝐫𝐮𝐧𝐠.

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Der restliche Abend verlief recht harmonisch: Etwa eine halbe Stunde nach meinem Gespräch mit dem Professor kamen das Ärzteteam und der verdeckte Polizist, um Arturo zu operieren und sich ein Bild von der Gesamtsituation zu machen.

Wir ließen uns mit ihnen alle Zeit der Welt, erniedrigten sie ein wenig, indem wir sie gründlichst auf Waffen, Mikrofone und ähnliches untersuchten, und dabei unsere spöttischen Kommentare abgaben.

Währenddessen kümmerte sich vor allem Helsinki um unser Geschenk an die – bildlich gesprochenen – Trojaner.

´´´´´´´´´´ Provinz Toledo, Spanien. Villa Toledo. ´´´´´´´´´´
´´´´´´´´´´ Donnerstag, 15. Juni 2017. 9.51 am ´´´´´´´´´´

„Sie werden jemanden reinschicken“, urplötzlich war es vollkommen ruhig in unserem Klassenzimmer.
Ich bewunderte Sergio fast ein wenig für seine Unterrichtsqualität: Oft ließ er unser Tuscheln durchgehen, rief dann aber im richtigen Moment genau die Person auf, für die das Aufpassen gerade am wichtigsten war, und vor allem wusste er, wie er jeden Einzelnen zum Schweigen bringen konnte; mithilfe des Überraschungseffekts.

Unsere Konzentration war sehr dürftig?
Kein Problem, hier gab er uns einfach etwas, das uns vorher völlig abwegig vorgekommen war und das uns wieder unglaublich in seinen Bann zog.

Kurz schwieg der Professor, wohlwissend, dass er damit umso mehr Spannung aufbaute.
„Das wird unsere Chance sein, ihnen ein trojanisches Pferd unterzujubeln. Wisst ihr was das ist?“

Natürlich wusste man das, es gehörte schließlich zur Allgemeinbil-
„Ich weiß nicht, was es ist, aber ich weiß, was es hat“, warf Denver neunmalklug ein und grinste schelmisch.
Belustigt verdrehte ich meine Augen und sah über meine Schulter zu ihm – vielsagend wackelte er mit seinen Brauen und brachte mich dadurch zum Lachen.

Sergio allerdings schien es nicht ganz so unterhaltsam zu finden und schlug einen strengeren Ton an.
„Lass gut sein. Das trojanische Pferd-“

„Hat 'nen großen Schwanz“, unterbrach unser Komplize ihn ein weiteres Mal und fand sich anscheinend sehr lustig.

Was wiederum ich lustig fand, war Moskau, der sich sichtlich unwohl in seiner Haut fühlte und für seinen Sohn schämte. Erbost klatschte er ihm mit der Hand in den Nacken.
„Halt den Mund und konzentrier dich endlich mal… Verzeihung!“

Schmunzelnd drehte ich mich von den beiden weg und bekam am Rande noch Andrés‘ und Rios grinsende Gesichter mit.
Unser Vater-Sohn-Duo war eine riesige Bereicherung für die Gruppendynamik: Denver mit seinen lockeren Sprüchen und unlustigen Witzen und sein Vater ganz im Gegenteil dazu sehr ruhig und aufmerksam, immer für einen da, wenn man jemanden zum Reden brauchte, und mit einem guten Rat zur Hand.

Es dauerte eine Weile, bis wir alle zu der ursprünglichen Aufmerksamkeit gelangt waren, doch mit ihr waren wir ebenfalls zurück bei unserer Begeisterung für die Schachzüge des Professors.

Er erklärte uns, wie es passieren könnte, dass die Polizei in unsere Burg eindränge, dass wir es zulassen sollten und sie durch eine List besiegen würden – ein kleines Mikrofon, das wir unbemerkt in etwas einpflanzen würden, wo sie es am wenigsten erwarteten.

Damit säßen wir am deutlich längeren Hebel und könnten ihnen immer mindestens zwei Schritte voraus sein.


´´´´´´´´´´ Madrid, Spanien. Staatliche Banknotendruckerei. ´´´´´´´´´´
´´´´´´´´´´ Samstag, 14. Oktober 2017. 6.27 pm ´´´´´´´´´´

Unser kleines Präsent an die Polizei war verschenkt.
Daher hatten wir keinen Grund, das Ärzteteam, inklusive Undercover-Cop, länger von unserem Patienten und ihrer Arbeit abzuhalten.

𝐕𝐄𝐍𝐄𝐂𝐈𝐀 | Lᴀ ᴄᴀsᴀ ᴅᴇ ᴘᴀᴘᴇʟ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt