Kathrin:
„Ruhig Kleine. Wir wollen doch nicht, dass uns jemand stört!", raunte mir eine fremde Männerstimme in mein Ohr. Ich versuchte zu schreien, aber der Mann hielt noch immer mit seinen dreckigen Händen meinen Mund zu. Nur ein leises Wimmern entfloh mir. Panik stieg in mir hoch und ich versuchte mich zu wehren. Ich trat um mich und biss dem Mann in die Hand. „Du verfluchte Schlampe!", fluchte der Fremde und riss seine Hand von mir weg. Ich schmeckte den metallischen Geruch seines Blutes. Ich schrie nach Hilfe. Ein brennender Schmerz ließ mich verstummen. „Halt deine Klappe!", zischte der Fremde und presste mich gegen die Wand. Seine Hand, die er um meinen Hals legte, nagelte mich gegen die kalte Betonwand. Verzweifelt versuchte ich seine Hände von meiner Kehle zu lösen, doch der Mann war viel zu stark. Sein fauliger Atem stieg mir in die Nase und ich unterdrückte einen Würgereiz. Ein Rouge! Der Werwolf vor mir war ein Ausgestoßener. Wie hatte er es hierhergeschafft?! Ein Rouge kannte keine Gnade. Oft wurden Mädchen auf offener Straße getötet oder vergewaltigt. Alleine bei den Gedanken, dass ich wohlmöglich die nächste sein könnte, rief Übelkeit in mir hervor. Verzweifelt rang ich nach Luft. Währenddessen schob der fremde Mann seine dreckigen Pfoten unter mein T-Shirt. „Wenn du brav bist, wird es nicht weh tun.", knurrte mich der Mann an. In der Dunkelheit konnte ich sein Gesicht nicht genau erkennen, doch seine dunklen Augen funkelte mich zufrieden an. Tränen rannen mir über die Wange und ein leises Wimmern kam mir über die Lippen.
Plötzlich wurde der Mann von mir weggerissen. Kraftlos sank ich zu Boden. Noch immer rannen mir die Tränen über die Wangen. Eine breite Männerstatur hatte sich vor mir aufgebaut. Der Mann, der mich vergewaltigen wollte, rappelte sich auf und knurrte meinen Retter an. Dieser knurrte ebenfalls. Nur klang es bei meinem Retter viel bedrohlicher. Ein angenehmer Schauer lief mir über den Rücken. Ich wusste sofort, wer vor mir stand. James hatte mich gefunden. Plötzlich verwandelte sich der Rouge in einen Wolf. Sein Fell war verschmutzt. Der Rouge bleckte seine gelben Zähne. Doch mein Mate verwandelte sich nun ebenfalls. Nur war mein Gefährte um mindestens zwei Köpfe größer und ein Alpha. Der Rouge hatte keine Chance gegen ihn. Im schwarzen Fell des Wolfes spiegelte sich der Mond. Fasziniert starrte ich James Wolf an. Der Rouge griff an und schnappte nach meinen Gefährten, doch dieser wich geschickt aus und biss nun dem Ausgestoßenen in die Flanke. Dieser Jaulte schmerzerfüllt auf, gab aber nicht auf. Erneut versuchte er den Alpha anzugreifen. Doch wieder schnappte er ins Leere. Der schwarze Wolf biss dem Rouge in seine rechte Vorderpfote. Der verwilderte Wolf winselte vor Schmerz. Nun humpelte er. Er griff noch einmal an, aber James biss ihm in die Kehle. Ich konnte diesen Anblick nicht ertragen und presste meine Augen zusammen. Mit meinen zittrigen Händen hielt ich mir die Ohren zu.
Tränen rannen mir über die Wange. Eine sanfte Berührung auf meiner Wange ließ mich zusammenzucken. „Hey, alles gut. Ich bin es.", vernahm ich die sanfte Stimme meines Gefährten. Zögernd öffnete ich meine Augen. James hockte vor mir und strich mir liebevoll über die Wange. Ein Schluchzen kam mir über die Lippen und ich warf mich in seine Arme. Ich presste mich fest gegen den warmen Körper meines Gefährten. Dieser schlang ebenfalls seine starken Arme um mich und drückte mich fest an sich. Er strich mir über mein Haar und murmelte beruhigende Wort in mein Ohr. Haltsuchend krallte ich mich in sein T-Shirt fest. „Danke.", schluchzte ich. „Hey. Alles ist gut.", versuchte James mich zu trösten und hob mich sanft hoch. Im Brautstyle trug er mich in die Richtung meines Wohnblockes. „Warte!", stieß ich beinahe panisch hervor. Sofort hielt mein Mate inne und sah mich besorgt an. „Meine Mum ist zu Hause und ich will nicht, dass sie sich Sorgen um mich macht!", erklärte ich ihm und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. Ich versuchte mich zu beruhigen. James stellte mich vor dem Wohnblock wieder auf meine eigenen Beine. Als ich jedoch leicht schwankte packte er mich im letzten Moment noch am Arm und verhinderte, dass ich zu Boden ging. Ich murmelte ein Danke und sperrte die Türe auf. James hatte seinen Arm um meine Taille geschlungen und stützte mich. Gemeinsam stiegen wir die Treppe hoch in den ersten Stock. Meine Hände zitterten noch immer, als ich die Türe zu meiner Wohnung aufsperrte und eintrat. James folgte mir. „Da bist du ja endlich!", ertönte die gestresste Stimme meiner Mutter. Sie kam in ihrer Arbeitskleidung um die Ecke und hielt inne, als sie James neben mir sah. „Hey, Mum. Tut mir leid. Ich habe etwas länger arbeiten müssen und James hat mich noch schnell nach Hause gefahren.", log ich und zwang mich zu einem zerknirschten Lächeln. „Okay. Kein Problem. Ich muss jetzt aber los. Taylor schläft schon.", verabschiedete sie sich von uns und eilte aus dem Haus. Kaum fiel die Türe hinter ihr ins Schloss erlosch mein aufgesetztes Lächeln. Erschöpft ließ ich mich auf die alte Coach fallen. Eine Weile starrte ich nur vor mich hin. James setzte sich neben mich und zog mich in seine Arme. „Woher wusstest du, wo du mich findest?", fragte ich ihn schließlich.
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Please forgive me _ Band 1
WerewolfAlles begann mit einer Wette. James Black, der beliebteste Junge der Schule und der stärkste Alpha der Welt, sollte ein Mädchen dazu bringen, ihm bis zum Abschlussball ihre Liebe zu gestehen. Doch er hatte nicht gedacht, dass diese Wette sein ganzes...