Geh nach Norden. Suche die Dúnedain. Unter ihnen ist ein junger Waldläufer, finde ihn. Sein Vater Arathorn war ein guter Mann. Sein Sohn könnte mal ein großer Mann werden.
Wie ist sein Name?
In der Wildnis nennt man ihn Streicher. Seinen wahren Namen wirst du selbst herausfinden müssen.
Legolas war im Norden, genauer gesagt im alten Königreich von Arnor, doch bis jetzt hatte er noch keinen Streicher gesehen. Nördlich von Bree herrschte eine Leere an Menschen, die in ihm die Frage aufkommen ließ, ob er sich überhaupt auf dem richtigen Weg befand.
Diese Lande schienen von allen Lebewesen verlassen zu sein, die nicht im Schatten lebten. Sie erinnerten ihn ein wenig an zu Hause. Der Wald hier war freundlicher als der Düsterwald, doch man merkte ihm an, dass nicht oft Elben unter seinen Ästen wandelten. Die Bäume schienen vergessen zu haben, dass sie sprechen konnten, einer der Gründe, weshalb Legolas sich hier so einsam fühlte.
Um etwas Gesellschaft und Hilfe bei der Suche nach den Dúnedain zu bekommen, hätte er nach Bruchtal aufbrechen können, doch sein Vater stand nicht in guter Verbindung zu Elrond und Legolas wollte dem Halbelben nicht erklären, was er außerhalb des Waldlandreiches tat. Und nach Bree hätte er nicht gehen können, seine spitzen Ohren und sein helles Haar hätten dort zu fehl am Platz gewirkt. Also war es ihm nur übrig geblieben, die Wälder von Arnor allein zu durchstreifen. Dennoch, Legolas konnte nicht anders, als sich unwohl zu fühlen, so weit weg von den Bäumen, die er sein Leben lang kannte.
Er versuchte, sich zu beruhigen, als er durch den winterlich kahlen Wald lief. Es half nicht, dass die Bäume, die sämtlich ihre Blätter abgeworfen hatten, aussahen wie Skelette, eine bloße Silhouette ihrer selbst, beraubt allen Lebens. Kopfschüttelnd ging er weiter, die düsteren Gedanken vertreibend. Er sollte sich darauf konzentrieren, diesen Waldläufer zu finden, von dem sein Vater gesprochen hatte.
Sein Vater. Legolas unterdrückte ein Seufzen. An ihn zu denken, brachte die Erinnerungen an die Gründe zurück, aus denen er überhaupt gegangen war. Er hatte nicht bleiben können. So viel hatte er auch zu seinem Vater gesagt. Nicht nach dem, was zwischen ihm, Thranduil und Tauriel vorgefallen war. Thranduil hatte ihn gezwungen, zwischen ihm und seiner einzigen Freundin zu wählen, aber noch schmerzhafter als das war seine eigentliche Entscheidung gewesen. Er hatte aus Wut und Schmerz gehandelt und sich für Tauriel entschieden, nur um sie später loszulassen, damit sie diesem Zwerg hinterherlaufen konnte. Legolas hatte das Gefühl, er hatte dadurch beide verloren, seine beste Freundin und seinen Vater.
Deswegen hatte er nicht im Düsterwald bleiben können. Er war sich nicht einmal sicher, ob er zurückkehren konnte. Die Wunde saß noch zu tief.
Er stieß den Atem aus und blickte sich um, irritiert, dass er seine Aufmerksamkeit verloren hatte. Unkonzentriert wie er war, hätte sich jeder Feind problemlos anschleichen können und Legolas hätte es nicht bemerkt. Doch der Wald war still um ihn herum. Zu still, wie er empfand, aber das war auch vorher schon der Fall gewesen.
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Edennil (Herr der Ringe/Silmarillion Fanfiction)
FanfictionEdennil - Freund der Menschen Nach der Schlacht der Fünf Heere begibt sich Legolas auf die Suche nach dem geheimnisvollen Streicher, den sein Vater erwähnte. Dabei findet er nicht nur eine Freundschaft fürs Leben, sondern auch ein zweites Zuhause. Z...