Neithan, der Gekränkte

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Als sie damit fertig waren, ihn zu schlagen, hungerten sie ihn aus

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Als sie damit fertig waren, ihn zu schlagen, hungerten sie ihn aus. Vier Tage, fünf Tage. Beleg verlor jegliches Zeitgefühl, als er dort gefesselt an der Buche lehnte, dem Baum seiner Heimat, wie er sich mit Tränen in den Augen erinnerte. Algund war nicht wiedergekommen, um ihm Wasser zu geben, seine Angst vor Andróg war zu groß. Er appellierte allerdings öfter an ihn und wenn Neithans Name fiel, huschte ein Schatten der Angst über Andrógs Gesicht, den er schnell wegwischte wie eine lästige Fliege.

»Neithan wird viel schrecklichere Dinge mit dem Elben anstellen, wenn er wiederkommt. Grausame Dinge.« Er lehnte sich zu Beleg hinunter, bis dieser seinen heißen Atem im Gesicht spürte. »Lebend kommst du hier nicht raus, Elb. Er wird mehr zerbrechen als deine Finger und dann wirst du um Gnade winseln.«

Das war die eine Sache, von der Beleg sich abhielt, die er ihnen nicht zugestand. Er bettelte nicht, er schrie nicht, er weinte nicht. Er ertrug die Folter mit stillem Gleichmut, so als spürte er den Schmerz gar nicht. Er tat es doch. Und es brachte ihn an den Rand seines Verstandes.

Nachts, wenn sie kamen, mit ihren geschliffenen Messern und den Wolfsgesichtern, hätte er gerne geschrien. Nach Túrin, nach Mablung, nach Melian und Thingol, egal nach wem, wenn ihm nur Hilfe zukommen würde. In der Morgendämmerung, wenn sie von ihm abließen, um sich schlafen zu legen, hätte er am liebsten geweint. Er kämpfte dagegen an, dass die Tränen aus seinen nassen Augen hinausliefen und wenn ihm doch eine entkam, wischte er sie rasch weg, bevor die Geächteten seine Schwäche sahen.

Doch bald hatte er kein Wasser mehr in seinem Körper übrig, um Tränen zu vergießen. Der Durst war ein weiterer Faktor, der ihn wahnsinnig werden ließ. Nach fünf Tagen wusste er nicht mehr, ob Tag oder Nacht war, er konnte sich nur an dem Schmerz orientieren, der ihn begleitete, sobald das erste Licht des Abendsterns zu sehen war.

Beleg fühlte sich weit entfernt von seinem Körper, als wandelte sein Geist schon zwischen Vardas Sternen am Nachthimmel und ließ die leblose Hülle auf der Erde zurück. So sehr er sich auch wünschte, dort zu sein, er konnte nicht loslassen, nicht sterben. Nicht, solange er sein Versprechen gegen über Thingol nicht eingelöst hatte. Er musste Túrin finden.

Dafür ist es jetzt zu spät, sagte eine Stimme in ihm, doch er schob sie mit aller Kraft zur Seite. Noch gab es diesen einen Funken in ihm, der bereit war zu kämpfen. Die Gaurwaith durften nicht gewinnen. Er dachte an Lorniel, die Tochter Larnachs. Sie war von Túrin gerettet wurden, doch Beleg wusste, dass er nicht kommen würde, um ihn zu retten. Túrin war fort.

Der Gedanke ließ Beleg die Augen aufreißen, die er bis dahin in halber Bewusstlosigkeit geschlossen gehalten hatte. Einen Moment lang wusste er nicht, ob es wirklich seine Gedanken waren, die für sein Aufschrecken verantwortlich waren, denn er hatte ein Geräusch gehört. Beleg atmete ruhig ein und aus, den Kopf an den Baumstamm gelehnt, und versuchte, sich auf das leise Singen der Vögel zu konzentrieren. Wenn sie wieder da waren – er wagte es kaum, diesen Satz zu Ende zu denken.

Edennil (Herr der Ringe/Silmarillion Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt