Freunde der Menschen

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Er war in Minas Tirith, als er davon erfuhr

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Er war in Minas Tirith, als er davon erfuhr. Der Tag hatte für den Frühling sonnig ausgesehen, fast so, als hätte der Sommer ihn für sich beansprucht, und das wolkenlose Himmelblau hatte Legolas dazu angehalten, beschwingten Schrittes durch die weiße Stadt zu laufen und seinen Freund zu besuchen. Streicher war alt geworden, 210 Jahre waren keine leichte Last für einen Menschen, aber dennoch ging er oft mit Legolas hinaus, wenn das Wetter schön war und er sich von seinen königlichen Pflichten entbinden konnte. Das Wandern in den Wäldern würde dem alten König gut tun, hatte Legolas gedacht und vorfreudig gelächelt.

Dann hatten die Glocken begonnen zu läuten.

Er hatte sich zuerst gewundert, bis er die schockierten Gesichter der Menschen um ihn herum gesehen hatte und eine laute Stimme rief: »Der König ist tot. Lang lebe der König.« Und die Welt um ihn herum war eingestürzt.

Nun saß er hier, hoch oben in einer verlassenen Zitadelle, und sah zu, wie sie den Sarg in einer langen Parade die Straße entlang trugen, fürs ganze Volk sichtbar. Er war mit einem blauen Seidentuch mit dem Symbol des weißen Baums bedeckt, doch die Trauerschar war schwarz gekleidet wie Mandos selbst.

An der Spitze liefen Eldarion, der neue König von Gondor, seine Mutter Arwen und seine drei Schwestern. Es folgten die Ehegatten von Aragorns Kindern, dann kamen die Haushalte von Faramir und Éomer und schließlich andere Freunde, Menschen und Elben zugleich. Außer er.

Sie hatten ihn gefragt, ob er mitgehen wollte, sogar, ob er Aragorns Leiche ein letztes Mal sehen wollte, doch Legolas hatte abgelehnt und war hierhergekommen. Seit Stunden hatte er den Zitadellenturm nicht mehr verlassen und als der Zug unter ihm vorbeikam, wandte er den Blick ab.

Die Hörner und Trompeten des Klagesangs dröhnten in seinen Ohren, sodass er die Hände gegen die Ohrmuscheln pressen musste, um nicht vom Lärm überwältigt zu werden. Er versuchte, gleichmäßig zu atmen und sich nur auf den Boden zu konzentrieren, aber das Klopfen seines Herzens in seinem Kopf war lauter als jeglicher Trompetengesang. So kam es auch, dass er die Schritte auf der engen Wendeltreppe nicht hörte.

Als Gimli sich schnaufend neben ihn setzte, gab er ein überraschtes Geräusch von sich und starrte den Zwerg böse an.

»Lass dich von der Trauer nicht zu sehr mitreißen, Junge«, brummte der Zwerg in seinen Bart hinein. »Er war ein guter König und ein guter Anführer. Hätte er gewollt, dass einer aus seiner Gemeinschaft sich in einem Turm verkriecht und um ihn weint?«

Legolas weinte nicht, noch nicht. Er wünschte, es würde so bleiben, doch mit dem treuen Zwerg an seiner Seite wich auch seine stoische Haltung. »Vor allen Dingen war er ein guter Freund. Er hätte es verstanden.«

»Verstanden, aye. Und dann hätte er dich hier herausgeholt. Du kannst doch nicht alleine hierbleiben. Man vermisst dich dort unten«, sagte Gimli weise und strich sich über den Bart.

Legolas drehte seinen Kopf weg, weil er spürte, dass die Tränen nun doch kamen. »Ich will es nicht sehen. Ich...« Er weinte still. Wie viele hatte er nun sterben sehen? Ruinith, Nestoron. Schließlich Halbarad und sogar Merilin, das junge Mädchen; alt und schwach war sie verblasst wie ein Wasserfleck auf einem unbeschriebenen Blatt Papier. Er konnte sie nicht mehr ertragen, diese Veränderung, das Verschwinden von allem, was er in Mittelerde geliebt hatte.

Edennil (Herr der Ringe/Silmarillion Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt