Abschiedsgeschenke

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Beleg kehrte erneut nach Doriath zurück, doch wo sein Herz beim ersten Mal leicht und flatternd wie ein Schmetterling mit den Flügeln geschlagen hatte, versank es jetzt in einem Meer aus Trauer

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Beleg kehrte erneut nach Doriath zurück, doch wo sein Herz beim ersten Mal leicht und flatternd wie ein Schmetterling mit den Flügeln geschlagen hatte, versank es jetzt in einem Meer aus Trauer. Er wanderte wie ein Schlafwandler durch den Wald, seine Füße trugen ihn nach Hause, ohne dass er daran dachte, nach Hause zu kommen.

Als es dunkel wurde und er trotz der Nachtsicht der Elben stolperte, hielt er verwirrt an, denn er hatte nicht bemerkt, wie Arien auf ihrem Schiff im Westen verschwunden war. Er sah nach oben. Über die Baumkronen, die ein Geflecht aus immergrünen Blättern und Zweigen bildeten, hatte Varda ihr juwelenschweres schwarzes Haar geworfen, tausende von Sternen glitzerten in der Nacht, schöner als es Sonne und Mond in Belegs Augen je sein könnten. Es gab eine Zeit, da hatte er kein anderes Licht als ihres gekannt. Fast schien er in der Tiefe ihres Schimmerns zu ertrinken, aber sie spendeten ihm Trost.

Mond und Sonne, von Tilion und Arien geleitet, wurden ihnen erst geschenkt, als die Noldor nach Beleriand kamen, doch die Sterne waren bereits da gewesen, seitdem die Ersten Kinder Ilúvatars am See Cuiviénen erwacht waren. Die Sindar, die lange Zeit vor der Ankunft der Noldor in Dunkelheit gelebt hatten, schätzten sie mehr als alles andere, ihr Licht wie eine Erinnerung daran, dass die Valar sie nicht vergessen hatten.

Sie hatten sie so sehr geliebt, dass sie Varda ein Lied gewidmet hatten. Beleg testete die ersten Verse auf seiner Zunge und obwohl ihm nicht nach Singen zumute war, entwich sie ihm doch, die Musik seines Volkes, tröstend für sein Herz.

A Elbereth Gilthoniel
Silivren penna míriel
O menel aglar elenath
Na-chaered palan-díriel
O galadhremmin ennorath,
Fanuilos, le linnathon
Nef aear, sí nef aearon!

Er hielt inne, als er seine traurigen Töne verklingen hörte. Sicherlich hatte er kein Recht, die Hymne an Elbereth mit seinem Kummer zu trüben. Doch eine andere Stimme beendete das Lied für ihn.

A Elbereth Gilthoniel
O menel palan-díriel,
Le nallon sí di 'nguruthos!
A tiro nin, Fanuilos!

An jedem anderen Ort hätte Beleg seinen Bogen gespannt, aber in Doriath, im Gürtel Melians, fühlte er sich sicher. Er lächelte, als Mablung aus den Bäumen trat, seinen Jagdbogen über die Schulter geschlungen und zwei tote Eichhörnchen an seinen Gürtel gehängt. Es sah so aus, als wäre sein Freund mal wieder auf Nachtjagd gegangen. Mablung hate die Dunkelheit und die Sterne immer geliebt und sich in der ersten Zeit des Mondes darüber beschwert, dass sein Licht sie verdrängte. Nun schien es ihm nichts mehr auszumachen.

»Wir haben uns lange nicht mehr gesehen, mellon nín«, sagte er fröhlicher, als Beleg ihn manchmal am Tag angetroffen hatte. »Aber warum so miserabel? Sieh dich um, wie ruhig und schön der Wald ist. Helluin und Luinil sind heute besonders hell, ihr blaues Licht macht dem Mond Konkurrenz.«

Nachdem er einen bewundernden Blick in den Himmel geworfen hatte, betrachtete er Beleg, seine verbundene Hand und den Schlamm und das Blut auf seiner Kleidung. Auch die Kerbe im Ohr dürfte ihm nicht entgangen sein, denn seine Augen verengten sich besorgt.

Edennil (Herr der Ringe/Silmarillion Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt