Hoffnungslos

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Beleg erwachte nicht in Schmerzen, sondern in Angst

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Beleg erwachte nicht in Schmerzen, sondern in Angst. Seine Wunden waren nicht tief genug, um den Elben zu schwächen und auch sein Kopf erholte sich schnell von dem Schlag, der ihn niedergestreckt hatte; dennoch atmete er stoßend ein und blickte wild um sich, als er das Bewusstsein erlangte.

Eben noch waren sie im Kampf gegen die Orks gewesen, eben noch hatte er Túrins Hilfeschreie gehört, als sie ihn wegschleppten. Nichts davon war mehr da. Keine Orks, keine Menschen, nur ihre Leichen lagen zwischen dem Seregon und der Gipfel des Amon Rûdh stank nach Blut. Wo Menschen gefallen waren, sah man es inmitten der roten Blüten nicht, aber das Blut der Orks tränkte sie schwarz.

Erst jetzt fiel ihm auf, dass es bereits Nacht war. Tilions Schiff hatte Ariens abgelöst, aber er sah es kaum unter der schwarzgrauen Wolke, die die Sterne verdeckte. Von Norden her glühten die roten Feuer von Angband, ein seltsames Licht, verglichen mit dem ihm vertrauten silbernen Glanze Vardas. Der rotgoldene Schein wurde von den Rüstungen der Orks und den Schwertern der Männer reflektiert, sodass es sich so anfühlte, als läge er in einem Feld aus glühenden Kohlen.

Er musste hier weg. Er musste Túrin finden.

Mit aller Kraft zog Beleg an seinen Fesseln, doch die mit Draht verstärkten Seile wollten nicht nachgeben. Eine weitere Teufelei aus Morgoths Schöpfung. Seine Handgelenkte waren bereits wund gescheuert, trotzdem zerrte er unablässig an ihnen, bis er ein Geräusch hörte.

Beleg hielt den Atem an und lag vollkommen still. Seine spitzen Ohren suchten nach dem, was ihn gerade aufgeschreckt hatte und fanden es irgendwo hinter ihm, verborgen hinter den Leichen der Orks. Ein lautes Kreischen von Metall, das über Metall schliff, dazu das leise Klirren von einem Schwert, das aus seiner Scheide gezogen wurde, und schleppende Atemzüge. Etwas oder jemand kam, und den schwerfälligen Schritten nach zu urteilen, war es kein Mensch.

Beleg hoffte, dass es ihn nicht fand, gefesselt und hilflos, wie er war. Die Geräusche kamen näher. Beleg lugte nach oben, wo er die Kreatur sehen konnte, wenn sie auftauchte. Er hörte ein Scheppern, dann ein lautes Fluchen, als sie über einen Helm stolperte.

Nun wusste er auch, mit wem er es zu tun hatte. Obwohl er nicht oft mit ihm gesprochen hatte, erkannte er die Stimme.

Noch ehe der Zwerg über den Leichenberg gekrochen war, hatte sich Beleg halb aufgerichtet, um ihm wenigstens mit Stolz zu begegnen. Ein kluger Mann hätte sich nun tot gestellt, doch Beleg konnte nicht klug sein. Der Zwerg hatte sie verraten, hatte Túrin verraten und dafür gesorgt, dass die Orks ihn verschleppten. Er würde Beleg nicht besiegt hier liegen sehen, es sei denn, er tötete ihn.

Mîm brummte etwas, das wie ein Ausdruck der Erleichterung klang, als er ihn erblickte. Dafür, dass sein Berg Opfer eines Überfalls geworden war, schien es ihm mächtig gut zu gehen, denn er rieb sich die Hände und seine kleinen schwarzen Käferaugen funkelten boshaft.

»Verräter«, knurrte Beleg und zog abermals vergeblich an seinen Fesseln. »Ich dachte, dir läge etwas an Túrin. Wie konntest du ihn ans Messer liefern?«

Edennil (Herr der Ringe/Silmarillion Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt