Kapitel 8

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TW:Tod, Beerdigung

Es war schön gewesen, mal wieder mit im Studio zu sein, doch ich war auch froh als ich Abends im Bett lag. Wenn ich laß flüchtete ich immer in eine andere Welt, wenn ich Musik hörte nicht, da tauchte ich in meine Emotionen ein.

Ich nahm meine Kopfhörer und während die Musik lief, liefen auch meine Tränen. Ich sah durchs Fenster in den Himmel. Er sah wunderschön aus. "Ich vermiss dich so Mum", schluchzte ich und zog meine Bettdecke noch ein bisschen höher.

Als ich heute mit meiner Oma telefoniert hatte, hatte sie mich gefragt ob ich auf der Beerdigung auch etwas sagen wollte. Ich wusste weder was man dort angebrachtes sagte, noch ob ich an diesem Tag überhaupt ein Wort rausbrachte, trotzdem hatte ich ja gesagt.

Es war ein Woche später.
Ich trug eine schwarze Hose mit einer Bluse und stand zwischen Harry und meiner Oma, während vorne der Pfarrer etwas sagte. Es war jetzt so real, dass meine Mum tot war und das versetzte mich so in Schock, dass ich nicht weinen konnte, was vielleicht ganz gut war. Ich musste noch eine halbe Stunde aushalten, dann könnte ich mir die Seele aus dem Leib heulen.
Ich könnte, wäre natürlich trotzdem schön wenn ich es nicht tat.

Mit zitternden Knien ging ich schließlich nach vorne und stellte mich vor die anderen, auf die Stelle, wo eben der Pfarrer gestanden hatte. Keine Ahnung was er gesagt hatte, ich hatte ihm nicht zugehört.
Ich schluckte und sah in all die verheulten Augen, die mich teilweise leidend, andere mitleidig ansahen.

"Ich hab mir vorher natürlich Gedanken darüber gemacht was ich heute hier sagen möchte. Was sagt man bei der Beerdigung seiner Mum? Was sagt man überhaupt bei einer Beerdigung? Was ist angebracht?
Im Endeffekt bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass keine Worte dieser Welt beschreiben können wie großartig dieser Mensch war und wie sehr ich-wie sehr wir alle-sie vermissen werden.
Sie war der fröhlichste, witzigste und großherzigste Mensch auf dieser Welt, den ich kenne."
Ich machte eine kurze Pause und sah wie einige ihre Taschentücher herausgeholt hatten.
"Ich werde mich wohl nie daran gewöhnen können in Vergangenheitsform von ihr zu reden.
Ich könnte jetzt sagen, dass der Tod sie viel zu früh getroffen hat-denn das hat er-und wie unfair es doch ist, doch auch das bringt am Ende nichts, denn keine Worte können sie uns zurückbringen.
Ich möchte mich für sie bedanken, dass ihr alle heute gekommen seid und für die ganzen schönen Momente die ihr, ihr geschenkt habt.
Sie hat mir, und hoffentlich auch euch, ans Herz gelegt, das Leben nicht zu ernst zu nehmen, denn wie man auch jetzt wieder sieht, wissen wir nie wie lange wir noch haben. Wir sollten jeden Tag leben, als wäre es unser letzter.
Ich weiß das klingt wie ein billiger Kalenderspruch", ich lachte kurz auf.
"Aber es steckt so viel Wahrheit in diesem Satz.
Danke Mum, danke Gemma, dass du immer für mich da warst. Dass du die beste Mum und gleichzeitig auch beste Freundin für mich warst, mir so viel beigebracht hast und danke für die ganzen Momente die wir zusammen geweint, gelacht, gesungen oder durchs Haus getanzt haben.
Danke an die schönsten letzten anderthalb Wochen mit dir, in den wir zusammen am Strand lagen und uns Wettrennen bis ans Meer geliefert haben.
Ich weiß, dass du es nicht immer leicht hattest. Danke, dass du dich für mich entschieden hast, obwohl du erst 16 warst. Danke, dass du immer durchgehalten hast und jede noch so schwere Situation gemeistert hast.
Ich will mich für jeden Moment entschuldigen in dem ich blöd zu dir war und die Zeit nicht wertgeschätzt hab.
Ich hab dich lieb Mum",

Die Leute fingen an zu klatschen, die Anspannung fiel endlich von mir ab und nun fing auch ich an zu weinen. Harry lief auf mich zu und umarmte mich.

Keine Umarmungen waren so gut wie die von den Styles. Die meiner Mum waren schon legendär gewesen, aber Harrys waren wirklich die besten. Sorry Mum, ich sah in den Himmel und ließ mich in Harrys Umarmung fallen.

Meine Körperspannung ließ nach und mein Kopf lag nur noch auf seiner Schulter, meine Tränen liefen pausenlos über mein Gesicht. Ich schnappte nach Luft und schluchzte auf.

Dieser Tag war schrecklich.

Schließlich lösten wir uns und Harry zog mich wieder zu den anderen, wo er meine Hand weiter festhielt.

Nach und nach verabschiedeten wir uns von meiner Mum. Ich legte eine Blume, die ich aus unserem Garten abgeschnitten hatte, auf ihren Sarg und legte einen Brief dazu, welchen ich geschrieben hatte. "Danke Mum", flüsterte ich unter Tränen.

Ich konnte nicht sagen was an dem Tag noch passiert war, ich war nicht wirklich bei mir. Ein paar Leute hatten mir für meine Rede gedankt und natürlich die ganze Zeit ihr Mitleid ausgesprochen.

Auch Helmut war da gewesen. Sein Mitleid konnte ich gut ertragen, es war anders als von den anderen. Er verstand mich wirklich. Genau so wie Harry, oder meine Oma.

Ich glaube ich hatte den ganzen Tag an Harrys Seite gekauert und mir wirklich die Seele aus dem Leib geheult. Beim ersten Teil war ich mir nicht mehr wirklich sicher, beim zweiten leider schon.

Ich erinnerte mich noch daran, wie Harry mich Abends ins Bett getragen, mir meine Schuhe ausgezogen und mich zugedeckt hatte.

Ich war froh, dass dieser Tag vorbei war und ich glaube es war der Moment, wo ich realisiert hatte, dass meine Mum nicht mehr wieder kam, sie war wirklich weg.

Der Tag war wichtig für mich gewesen, ich musste realisieren, dass sie tot war, aber es war auch sehr schmerzhaft gewesen. Und so schlief ich schließlich ein, während die Tränen in meinem Gesicht trockneten und die Sterne in dieser Nacht besonders schön leuchteten.

Matilda Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt