Kapitel 11

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Da es der erste Schultag war, hatten wir nur ein paar Stunden gehabt. Ich war recht zufrieden mit dem Tag und ging zusammen mit Tamo aus dem Schulgebäude.
"Bis morgen", er umarmte mich. "Bis morgen", ich lächelte und machte mich auf den Weg zu meinem Fahrrad.

Bevor ich wieder nach Hause fuhr, fuhr ich zur Therapie. Ich war bis jetzt ein Mal dort gewesen und es hatte gut getan.

Es war ein weißes Haus mit großen Fenstern, Efeu schlängelte sich die Hauswand nach oben und ich ging die Treppenstufen nach oben, um zu klingeln.

Ich nahm Platz in einem großen Sessel und mein Therapeut saß mir gegenüber, ebenfalls in einem Sessel.
Ich schätzte ihn auf Anfang 40, er war relativ groß, hatte schwarze, leicht graue, Haare und blaue Augen.
Wir redeten drüber wie es mir heute ging und auch über meine Kindheit.

Zufrieden verließ ich das Haus schließlich wieder und schwang mich auf mein Fahrrad. Erstmal musste ich über all das nach denken, worüber wir gesprochen hatten.

Die anderen waren alle unterwegs und so war ich allein zu Hause. Früher war ich dann immer zu Helmut gegangen oder meine beste Freundin war gekommen. Jetzt machte es für mich nicht wirklich einen Unterschied.

Ich warf meine Tasche neben meinen Schreibtisch und legte mich auf mein Bett.
Mein Handy klingelte-Tamo.
"Hallo", ich ging dran, und musste lächeln. "Hallo Tilly, was machst du gerade so?", fragte er. "Hm im Bett liegen und die Decke anstarren", antwortete ich ihm. "Und mit mir telefonieren", fügte er hinzu. "Natürlich, wie konnte ich das vergessen", ich musste lachen. "Lust was zu machen?", fragte er.
"Hmm mit einem komischen nervigen Typ den ich vor ein paar Stunden kennengelernt habe?", entgegnete ich.
"Exakt", antwortete er und ich musste grinsen.
"Ja, klar", meinte ich.
"Bin in 10 Minuten bei dir. Achso also du müsstest mir noch deine Adresse schicken", sagte er.
Ich überlegte. Ich vertraute ihm, Harry und Olivia waren eh nicht da und ich denke nicht, dass sie etwas dagegen hätten.

"Mach ich. Bis später komischer, nerviger Typ", meinte ich und wir legten auf. Ich schrieb noch schnell Harry, wie erwartet hatte er nichts dagegen.

Wenig später klingelte es an der Tür, ich machte auf. "Hallo, da hat es jemand aber nicht lang ohne mich ausgehalten", ich umarmte ihn. "Mach dich nicht lustig. Du weißt gar nicht wie schwer das ist", er zog seine Schuhe aus und stellte sie zu den anderen.
"Hast du Hunger?", fragte ich und warf einen Blick auf die Uhr.

"Immer", antwortete er und ich musste grinsen. Genau so wäre meine Antwort vor 2 Wochen gewesen und so langsam kam ich auch wieder dahin.
"Hm ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung was wir da haben", ratlos warf ich einen Blick in den Kühlschrank.
"Naja Nudeln werden ja schon da sein", erwiderte er.

"Ich bin dann mal weg. Bis morgen", ein Gärtner kam ins Haus. "Danke. Bis morgen", ich nickte ihm zu und er ging Richtung Tür.

"Was war das denn?", fragte Tamo und sah in seine Richtung. "Ein Gärtner. Das sind so Leute die sich um deinen Garten kümmern. Blumen pflanzen...",antwortete ich und er sah mich beleidigt an.
"Sorry", ich musste anfangen zu lachen und auch er stieg mit ein.

"Ich mach uns jetzt was zu essen", sagte er und nahm eine Packung Nudeln in die Hand.
Ich nahm auf der Küchenplatte Platz und beobachtete ihm beim Kochen.
Seine Hände wussten was sie taten und auch wenn er gerade kein Festmahl machte, sah es beeindruckend aus.
Seine Oberarme waren gut trainiert und ich vermutete unter seinem T-Shirt einen definierten Bauch.

Er schnitt Tomaten und sah hoch, da ich ihn durchgängig anstarte. Er schüttelte lachend seinen Kopf und die Haare fielen ihm in die Stirn. Ich griff nach einer von Harrys Klammern, die überall rumlagen und machte sie ihm in die Haare.

Es sah unfassbar süß aus. Ich musste grinsen.
"Madame, würden Sie es vielleicht schaffen für ein paar Sekunden den Blick von mir zu wenden und den Tisch zu decken?", fragte er.
"Ich bin mir nicht sicher", antwortete ich und nahm 2 Teller aus dem Schrank hinter ihm.

Danach nahm ich wieder auf der Küchenplatte Platz. Diese Sommersprosen, diese Augen, alles an ihm faszinierte mich vollkommen.

Nachdem wir gegessen hatten gingen wir in den Garten und setzten uns auf die Schaukeln, die von einem großen Baum hinten im Garten hinab hingen.

"Warum bist du eigentlich hier hingezogen?", fragte er vorsichtig und sah mir in die Augen.
"Meine Mum ist gestorben", antwortete ich und fragte mich ob er es wirklich nicht wusste.
"Das tut mir leid", antwortete er.

Meine Augen füllten sich mit Tränen. Matilda bitte nicht jetzt. Ich biss mir auf die Lippe. "Alles gut, ich wollte nicht...", er stand auf und nahm mich in den Arm.
"Sorry", ich zog meine Nase hoch und drückte mich an seine Brust. "Du muss dich doch nicht entschuldigen", er streichelte mir leicht über den Rücken.

Wir setzten uns ins Gras, gelehnt an den Stamm des Baumes.
"Und du wohnst jetzt bei deinem Dad?", fragte er.
"Meinem Onkel. Ich kenne meinen Dad nicht. Meine Mum hat mich mit 16 bekommen, da hat halt nicht jeder Lust auf so viel Verantwortung", antwortete ich.
"Verstehe", sagte er. "Meine Eltern haben mich auch früh bekommen. Bei mir war's meine Mum die nach meiner Geburt weg ist", erklärte er.

"Selbst schuld. Jetzt hat sie nicht jeden Tag das Glück ihren nervigen, komischen Sohn am Hals zu haben", ich sah ihn mit verheulten Augen an und wir mussten lachen.

Matilda Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt