Kapitel 46

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Meine Beine begannen nun zu zittern und die Starre löste sich nur ein klein wenig. Immer mehr und mehr. Bis ich mir nervös durch das Gesicht wischte. Es war nass. Meine Tränen flossen noch immer. Auf einmal wurde mir so wahnsinnig kalt und ich wurde so müde. Wahnsinnig müde. Mein Atem beschleunigte sich und ich schluchzte laut auf. Dieses Geräusch zerriss die Stille und ich hatte es mir die ganze Zeit verkniffen. Ich sackte nach unten auf die Knie, ließ mich zur Seite fallen und schlang meine Arme um meine Beine.

Völlig verzweifelt kullerte ich mich wie ein Ball auf dem weichen Teppich zusammen; ließ meinen Gefühlen freien Lauf. Ich bebte und heulte mir die Seele aus dem Leib; in dem Wissen, dass alles definitiv den Bach runterging. Wäre Lila nicht gekommen, keine Ahnung wie lange ich so da gelegen hätte. Ich hatte nicht einmal Kraft um aufzustehen. Vom ganzen Weinen hatte ich meine komplette Energie verbraucht, schaffte es nicht einmal mich richtig aufzurichten, aber wollte es auch nicht. Lila zog mich zu sich und nahm mich in den Arm. So saßen wir lange da. Ich konnte die Minuten nicht mehr zählen. Zählte überhaupt noch irgendwas? Nun war doch erst recht alles sinnlos, oder?

Ich klammerte mich an ihrem Oberkörper fest. Sie streichelte meinen Kopf. Ich war vollkommen verzweifelt. Im Unterbewusstsein spürte ich nur, wie ich mich in den Schlaf weinte, wie Ryan etwas zu ihr sagte und Lila bloß zustimmte. Er wollte ihn suchen und zu ihm gehen, aber was wollte er damit erreichen? Er entzog sich ja sogar von mir und das mit so einer Wut und einem Hass, dass mir die Spucke wegblieb. Das mit Olivia verkraftete er wahrscheinlich niemals und würde es auch nie. Zumindest vielleicht nicht das mit ihr, sondern dass sie sein Kind abtrieb; nur mir brachte das reichlich wenig.

»Hope?«, flüsterte Lila. »Hörst du mich?« und sie richtete mich etwas auf. Meine Haare klebten in meinem Gesicht und sie strich diese sanft zur Seite. Ich starrte sie an. Keine Ahnung was ich nun dachte. Wahrscheinlich gar nichts. Wollte ich es? Nein. Es war besser so. Viel besser, als mir in diesem Moment weiter den Kopf zu zerbrechen. »Wir kriegen das wieder hin. Glaub mir. Ihr bekommt das wieder hin. Was ist überhaupt passiert? Hast du es ihm gesagt?«, fragte sie mich und ich schüttelte mit dem Kopf. »Nein, habe ich nicht. Nur, dass ich gerne eine Familie hätte und andere Dinge.« Eigentlich ganz normales Zeug.

Ich erschreckte vor meiner eigenen Stimme. Sie war so emotionslos, so nüchtern und ohne jegliches Gefühl. Irgendetwas zerbrach in meinem Innersten und ich wusste, dass dieses Mal alles anders wurde. Es war nicht dasselbe. Ich traf einen wunden Punkt und wenn Ryan nichts ausrichten konnte und er nicht mit ihm sprach, war mir klar, dass sich auch so nichts mehr daran änderte, sondern dass er seine eigene Entscheidung traf. Für mich. Dabei wollte ich ihn niemals gehen lassen. »Er wird mich verlassen«, sprach ich rau. »Aber doch nicht deswegen«, versuchte Lila mich zu beruhigen. »Doch, das weiß ich. Er wird es machen.« und ich wendete meinen Kopf ihrem zu.

Im Anschluss sah ich ihr in die hellen Augen und war mir hundert Prozent sicher, dass er es tat. Keine Ahnung weshalb. Es war nun einmal so. Das verriet mir mein Herz, was noch mehr Risse bekam und bröckelte. »Sag so etwas nicht. Es wird nicht dazu kommen. Ich rede mit ihm. Er hat immer auf mich gehört. Dann wird er es auch dieses Mal tun«, aber sie klang verunsichert. »Ich sage ihm, dass du schwanger bist. Dann kann er gar nicht mehr so reagieren«, aber ich schüttelte eilig mit dem Kopf. »Ich will nicht, dass du es sagst. Gar nichts. Hörst du? Er hat mir klipp und klar erzählt, dass er das alles nicht mit mir will« und somit schon seine Entscheidung getroffen.

»Vielleicht war es auch nur der Schockmoment«, erklärte sie und streichelte über meinen Rücken. »Lila, du hast ihn nicht gesehen. Diese Augen. Sein Gesicht. Glaub mir. Ich war selbst erschrocken. Er hat mich von dieser Tür gestoßen« und ich zeigte mit dem Finger auf sie. »Er hat mir meine Oberarme zusammengequetscht. Er hat mir wehgetan. Er war so wütend. So habe ich ihn noch niemals gesehen.« Zwar bin ich nicht dabei gestorben, aber es erschreckte mich zutiefst. »Ich weiß einfach, dass es vorbei ist.« Anders konnte es nicht sein. Alles wie daraufhin. »Hör auf damit. Urteile nicht vorschnell. Vielleicht kommt alles anders.«

Stupid Mistake I - Für immer DeinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt