Epilog

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Luke

Wir saßen alle gemeinsam im Wohnzimmer und hatten endlich einen Film gefunden. Nach einer halben Ewigkeit, aber ich konnte mich nicht mehr darauf konzentrieren, denn ich dachte nur noch an Hope. War es wirklich so gut, dass sie zu ihrer Mutter fuhr? Sie sprach bloß schlecht über sie und nicht nur das. Es schien auch immer Fall zu sein, dass sie Angst vor ihr hatte. Vor jeden dort. Was, wenn man versuchte Hope zu manipulieren? Doch das konnte ich mir nicht vorstellen, dafür empfand sie für mich viel zu viel. Außerdem war sie schwanger.

Ich freute mich so wahnsinnig sehr. Vor allem, weil die Tage davor echt schwierig waren. Der Streit machte mich noch immer fertig, denn zu diesem Zeitpunkt hörte ich ihr nicht einmal richtig zu, dabei wollte sie mir lediglich sagen, dass sie eine Familie mit mir wollte. Mit Grund. Und nun konnte ich mir eine perfekte kleine Welt mit ihr vorstellen; freundete mich sogar schneller damit an, dass wir bald zu dritt waren, wie angenommen. Sogar meine Mutter war ganz aufgeregt und konnte es kaum noch erwarten, bis sie wusste welches Geschlecht es hatte. 

Kurz darauf sah ich, wie mich meine Mutter die ganze Zeit von der Seite aus beobachtete und zog mich nach augenblicklich eilig mit nach draußen in den Garten. »Sei nicht so nervös. Sie wird schon wiederkommen«, lächelte sie mich liebevoll an und streichelte meine Wange. »Du bist so wahnsinnig groß geworden und bald wirst du wissen wie es ist, wenn man sich jede Nacht Sorgen um jemand macht... wenn man sich durch die Stunden schlägt, wenn das Kind krank ist, oder du die ersten Schritte begleiten kannst. Es wird wunderbar sein, mein Schatz.«

Ich grinste sie an. Sie musste es ja wissen. Immerhin hatte sie mich. »Nach der Sache von Olivia hätte ich nicht gedacht, dass ich noch einmal so glücklich werden könnte. Hope ist so ein wunderbarer Mensch. Sie ist wundervoll. Auch Vater wird sie mögen. Das weiß ich. Vor allem, da sie ebenso Musik studiert hat.« Zumindest war es das was er immer wollte. Eine Schwiegertochter, die diese Richtung wählte. Sie war zwar das genaue Gegenteil von Olivia. Dennoch konnte ich mir nicht vorstellen, dass er sie vor den Kopf stieß. Andererseits, war er manchmal echt... grob.

Zugleich spürte ich, wie meine Mutter meine Hand ergriff und sprach: »Du weißt ja wie er ist. Ihr habt schon je her ein angespanntes Verhältnis, aber er liebt dich, dass weiß ich und er wird, wenn der kleine Wurm da ist; ebenso stolz sein. Bei ihm kann ich mir natürlich vorstellen, dass er am Anfang etwas stur sein wird und seine kalte Art zweigt, trotzdem wird er sich irgendwann ebenso freuen.« In dem Moment als ich ihr jedoch antworten wollte, unterbrach uns das Piepen meines Handys. Das musste Hope sein, die sicher schrieb, dass sie auf den Weg wieder zu Ryan war. Das wird auch endlich Zeit. Für mein Befinden war sie schon viel zu lange weg.

Eilig zog ich das Telefon aus meiner Hosentasche und sah das Bild von ihr aufleuchten. Vor ein paar Stunden, machte ich es heimlich, als sie schlief. Nun war es als Profilbild eingespeichert. Einen kurzen Moment starrte ich auf das Foto. Was für ein Glück ich habe. Sie war wie ein Engel. Mein Engel. Mein Leben. Mit Vorfreude und guter Laune öffnete ich die SMS; las sie durch und noch ein weiteres Mal und wieder und wieder und wieder. Was? Was soll das werden? Wie jetzt? Ihre Worte realisierte ich kaum und dennoch standen sie schwarz auf weiß auf meinem Display.

Auf der Stelle begann meine Hand zu beben. Meine Finger umwickelten das Handy fester. So fest, dass es sogar einen Riss im Display bekam. Meine Augen waren weit aufgerissen, dennoch verschwamm meine Sicht, so sehr, dass ich die Worte nach und nach nicht mehr erkennen konnte. Ich wollte es nicht wahrhaben, was da stand. Das durfte nicht stimmen. Nein. Nein. Nein. Nein. Nein. Hasst mich Gott? Was hatte ich denn nur getan? Warum gab es kein Glück in meinem Leben? Aus welchem Grund rief sie mich nicht an, sondern schrieb lediglich eine Nachricht?

Meine Mutter musste sofort den Schock in meinem Gesicht gesehen haben und versuchte mich wieder ins Hier und Jetzt zu holen, indem sie an mir rüttelte, aber das brachte reichlich wenig. Ich stand vollkommen neben mir und beobachtete die Szenerie, als wäre ich kein Teil von ihr. Die Trance breitete sich stetig mehr in meinem Körper aus. Immer mehr. Ließ mich straucheln. Meine Glieder wurden taub. Mein Körper wurde es. Meine Gedanken träge. Kälte kroch mir durch Mark und Gebein. Ich war fassungslos. Lass das bitte alles nur ein Traum sein, aber schon beim erneuten Schauen, war mir mehr als nur bewusst, dass es tatsächlich stimmte.

Tränen stiegen weiterhin in meinen Augen auf. »Luke!«, rief meine Mutter dann. »Was ist passiert? Ist was mit Hope? Oder dem Baby?« Dem Baby, dachte ich geschockt. Mit dem Baby. Mit dem Baby. Ja verdammt. Mit dem Baby. Ich schüttelte leicht den Kopf. Die Zeilen verschwammen erneut vor meinen Augen. Es tut mir leid, dass ich mich jetzt erst melde. Ich bin zu Hause die Treppe heruntergestürzt. Meine Mutter hat sofort den Arzt gerufen, aber... Es tut mir leid. Ich hatte Blutungen und habe das Kind verloren. Bitte versteh, dass ich erst einmal selbst damit klarkommen muss. Hope.

Plötzlich ergaben die Wörter beim Lesen gar keinen Sinn mehr, obwohl ich sie längst verstand. Ich taumelte. Das durfte nicht passieren. Warum? In mir brach eine Welt zusammen, auch wenn Hope noch am Anfang war und wir uns noch nicht lange kannten. Komplett. Ich funktionierte plötzlich nur noch mechanisch, nahm das Handy und warf dieses auf den Boden, indem es im Anschluss in Einzelteile zerbrach. Die Stimme meiner Mutter konnte ich im Hintergrund hören, doch realisierte ich kaum.

Wo war plötzlich meine Zukunft? Warum wurde mir erneut alles genommen? Ich wollte doch nur mit ihr glücklich sein. Mit Hope. Doch was war nun? Sie würde sich zurückziehen. Genau wie ich mich zurückzog. Verständlich. Wir verloren somit nicht nur unser Kind, sondern uns selbst. Das wusste ich. Taumelnd zog ich meine Autoschlüssel aus der Jeans. Ich musste hier weg. Einfach weg. »Luke!«, rief mir meine Mutter noch hinterher und versuchte mich aufzuhalten. Allerdings schaffte sie es nicht. Ich rannte gleich durch den Garten zum Tor, sodass die anderen mir nicht so schnell folgen konnten, schmiss mich in mein Auto und raste mit quietschenden Reifen davon. Ich sah nur noch meine Mutter verzweifelt im Rückspiegel und wie sie weinte. Meine Tränen vermischten sich mit ihren und ich war verloren. Für immer.

ENDE DES ERSTEN TEILES! 

ENDE DES ERSTEN TEILES! 

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Stupid Mistake I - Für immer DeinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt