Kapitel 49

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Es dauerte nur einen Augenblick, da waren wir auch schon in dem Zimmer, in dem ich in der letzten Zeit schlief. Luke öffnete zugleich die Badtür und hob den Klodeckel. Er wusste genau, dass ich kotzen musste, aber es war mir sicherlich auch anzusehen. Vielleicht auch ganz positiv, so musste ich ihm das nicht immer sagen, wenn es mir nicht gut ging. Anbei streifte er meine Haare nach hinten, als ich mich nach unten hocke und übergab. Fast nur Magensäure und etwas Tee kam heraus; sonst nichts weiter. War klar, wenn man kaum etwas aß und das schien auch der Mann hinter mir zu spüren. »Ich glaube, dass ist die erste Zeit normal, dass man so oft aufs Klo rennen muss, aber dass du nichts isst, finde ich nicht in Ordnung«, erklärte er mir sanft. 

»Ich gehe sowieso kotzen, also ist es egal, ob ich was esse oder nicht«, seufzte ich und spürte auf einmal einen nassen kalten Waschlappen in meinem Genick. »Danke«, flüsterte ich, griff nach hinten und streifte kurz seine Hand. Lukes Anwesenheit mache es um Einiges einfacher. Es war schön, dass er für mich da war. »Aber du musst trotzdem etwas essen. Gerade wegen... Bitte tu es für mich«, hauchte er und zog mich im Anschluss, nachdem er die Toilettenspülung betätigte, in seine Arme. Automatisch streifte ich über seine breite Brust und genoss die Wärme um mich herum. Es ging mir zugleich ein wenig besser und es stimmte was er sagte. Ich sollte etwas essen. Immerhin hatte ich ja auch Hunger. Zwar nicht auf alles, aber etwas. 

Als mich Luke kurz daraufhin wieder losließ, putzte ich mir schnell die Zähne und sah im Spiegel, dass er mich weiterhin beobachtete, aber er war so in sich gekehrt, als beschäftigte ihn irgendetwas. Nervös biss ich mir auf die Unterlippe. »Ist alles in Ordnung?«, wollte ich wissen und sah ihn neugierig an. Luke zuckte kurzerhand zusammen und schüttelte gleich mit dem Kopf. »Ja, warum auch nicht?« Es klang aber eher, als fragte er sich das eher selbst und er blinzelte mehrmals hintereinander, dann aber trat er zu mir und umarmte mich von hinten. 

»Ich weiß, dass etwas ist«, winselte ich und streichelte über seine Hände, die er um meinen Bauch legte. Wenn man bedachte, dass in ein paar Monaten wirklich alles anders war. Wir wären dann eine Familie. Luke und ich. Es war kaum zu glauben. Eigentlich hätte ich mir das niemals erträumen lassen. Ich dachte immer, dass ich dieses Arschloch heiraten musste. John war finanziell der Traumschwiegersohn meiner Mutter, aber wenn es danach ging, war Luke doch viel besser; zumindest für mich. Er behandelte mich nicht so wie er. War für mich mehr da, als dieser Vogel und nun da alles anders wurde, musste ich trotzdem mit ihr reden. Ich musste ihr erklären, dass ich einen anderen hatte; das es etwas Ernstes für mich war und das er das Beste ist, was mir je passierte. Sie musste es endlich verstehen.

Vielleicht reagierte sie doch anders, wie gedacht und freute sich für uns, aber ich hatte da so eine Ahnung. Auf jeden Fall war ich einundzwanzig. Das hieß hier in Amerika, dass ich Volljährig war und mich niemand zu irgendetwas zwingen konnte. Auch nicht sie. Deswegen war ich auf der sicheren Seite und scheute auch nicht mit ihr zu reden. Erst recht, weil ich in einigen Monaten ein Baby bekam. Ich wusste nur noch nicht, ob ich es gleich mit ihm gemeinsam machen sollte, oder lieber allein. Nebenbei bemerkte Luke, dass nun auch mich etwas beschäftigte und zog mein Gesicht mit seinen Händen zu sich nach oben, um mich besser zu mustern. »Was ist los?« und ich schürzte die Lippen. »Ich finde, dass ich mit meiner Mutter reden muss«, antwortete ich und er schluckte schwer. »Findest du das wirklich so gut?«

Normalerweise war er eher der, der mich dazu bewog den Mund zu öffnen. Nun wirkte er unsicher; schon fast ängstlich, als könne er mich jeden Moment verlieren. »Bevor wir zu Eva fahren, werde ich es ihr sagen. Dann hat sie Zeit sich abzuregen, falls sie einen Herzkasper bekommt, aber sie ist immerhin die Frau, die mich auf die Welt brachte, auch wenn ich mir oft ungeliebt und eher wie eine Puppe vorkomme, kann ich es ihr nicht verschweigen. Sie wird an der Situation eh nichts ändern können und bald wirst du mich hoffentlich auch deiner Familie vorstellen. Vielleicht ergeht es mir dort besser«, erklärte ich und Luke grinste.

Stupid Mistake I - Für immer DeinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt