Kapitel 1

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Er war groß und breitschultrig, wie die Wenigstens am College. Zumindest wenn man an die Gesamtheit dachte oder der Ort, an dem ich mich normalerweise bewegen musste, denn ich sah schon viel gutaussehende Männer, aber dieser Typ war echt süß. Er besaß etwas Jungenhaftes, was mir richtig gefiel. Seine Grübchen machten ihn extrem niedlich, die blauen Augen offen und freundlich. Ja fast sehnsüchtig wirkte sein Blick in diesem Moment uns ich sah, wie sich sein Körper anspannte. Jeder Muskel zeigte sich sichtbar und sein Shirt zog sich eng um seine breite Brust.

Sofort schoss mir die Röte ins Gesicht. Was geht mir denn da bloß durch den Kopf? Das kann doch nicht ich sein. Schon je her war ich eine Frau, die so etwas nicht interessierte. Niemals. Äußerlichkeiten waren vergänglich und machten einen Menschen auf Dauer nicht aus. Andererseits konnte es aber auch daran liegen, dass ich es sonst übersah, es mich in keiner Weise interessierte und mir niemand auffiel. Doch bei ihm war es anders. Dennoch durfte ich ihn nicht gut finden. Das darf nicht sein. Bald bin ich vom Markt weg.

Seine etwas angeraute dunkle Stimme riss mich dann aber zugleich aus meinen Gedanken und er bekam meine vollkommene Aufmerksamkeit, auch wenn ich lediglich auf seine Brust starrte. Ich konnte nicht anders, da ich versuchte mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen. Ich musste gleichgültig wirken. Unnahbar wie immer. So wie ich es nicht nur lernte, sondern mir auch tagtäglich erneut versprach. Niemand durfte wissen, wie ich wirklich war. Keiner. Dass ich zerbrach. Jeden Tag ein Stück mehr.

»Eine Harfe? Wahnsinn. Du spielst verdammt gut. Ich bin Luke und wie heißt du?«, aber ich schreckte auf der Stelle zurück, als er näher schritt, sah ihm bloß ganz kurz ins Gesicht, als er es nicht bemerkte und lief mit gesenktem Kopf wie eine Verrückte an ihm vorbei. Dabei würdigte ich ihn keines Blickes mehr. Ich kannte ihn nicht und trotz seiner Anwesenheit brachte er mich aus dem Konzept, zog er mich an. Die ganzen Jahre bisher auf dem College war ich eher unscheinbar. Keinem fiel ich auf und normalerweise wollte ich das auch nicht. Zumindest was Männer betraf. Des Weiteren stand die Verlobung mit meinem Freund vor der Tür. 

Auf dem Campus war ich nicht eingeschrieben. Ich machte meinen Abschluss schon letztes Jahr. Studierte die Musik sozusagen. Ich wollte bald in einer Grundschule als Lehrerin anfangen, aber wusste noch nicht wo. Zumindest war das meine Vorstellung, oder doch nicht? Womöglich lag meine Unsicherheit daran, dass ich mir bisher eigentlich keinen Kopf um meine Zukunft machte und irgendwie fühlte ich mich, als ertrank ich jeden Moment. Ich schwamm und schwamm und kam nicht ans Ufer. Hinzukommend zerrte jemand an mir, wollte mich in die Tiefe ziehen und lief keinen Moment von mir los. 

In der letzten Zeit stand ich wirklich neben mir. Deswegen war ich ab und zu weiterhin im College und überlegte hin und her welche Möglichkeit mir auß0erdem blieb. Ich liebe die Musik und die dazugehörige Bücherei. An diesem Ort verbrachte ich Jahre. Wahrscheinlich konnte ich mich deswegen nicht von diesem Ort trennen. Das Einzige was ich mied, waren die Wohnheime. Ich kam lediglich, neben der Bibliothek, zu diesem Raum, wenn die anderen Studenten in ihren Seminaren saßen und auch als ich hier selbst noch die Schule besuchte, wohnte ich schon fast bei meinem Freund. Außer in der letzten Zeit. Da zog es mich immer wieder in mein Elternhaus, auch wenn es dort ebenso nicht wirklich rosig war, wie es von außen schien. Nicht allzu weit weg von diesem Ort, sodass mir immer die Möglichkeit zum Pendeln blieb.

John musste noch ein Semester durchstehen. Wir kannten uns nun seit fünf Jahren. So lange waren wir auch ein Paar. Es war nicht diese typische Beziehung wie man sie sich vorstellte. Seine und meine Eltern lernten sich vor einer halben Ewigkeit im Golfclub kennen und beschlossen unsere Familien zusammenzubringen. Das hieß, uns beide zu verkuppeln. Ich war niemals in ihn verliebt gewesen. Es war einfach nur... eine Pflicht? Gefühle kommen mit der Zeit; meinte meine Mutter ständig, doch auch Jahre später waren keine im Spiel. 

Stupid Mistake I - Für immer DeinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt