1️⃣ Freitag

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"Hey Zuki, beweg deinen Arsch jetzt hier her. Ich stehe mir die Beine in den Bauch und habe eigentlich auch noch was anderes zu tun!" Sergej, die rechte Hand meines Vaters, stänkert mal wieder rum, da er mich von unserer Wohnung in den Club runterbringen soll.
"Schieb doch nicht so einen Stress. Muss nur noch kurz das Hemd zuknöpfen, dann bin ich fertig!" diese Fummelei mit diesen kleinen Knöpfen geht mir jedesmal auf die Eier, aber mein Vater legt nunmal Wert auf ein gepflegtes Äusseres, da wir schließlich seinen Club repräsentieren.
"MARCO! Ich sag es nicht nochmal, her jetzt!" wenn Sergej meinen richtigen Namen nennt, dann wird die Luft richtig dick.

Da ich jeglichen Stress vermeiden will, laufe ich mit offenem Hemd und ebenfalls offener Hose aus dem Badezimmer und stell mich mitten in den Flur.
Das verbissene Gesicht des Mitte vierzig Jährigen, nimmt etwas weichere Gesichtszüge an:
"Komm schon her, ich mach das. Das kann ja meine Oma schneller. Und die ist 98 und blind!"
Mit einem Schmunzeln auf meinem Gesicht trete ich an Sergej heran und lasse ihn mit seinen flinken Fingern mein Hemd zuknöpfen.
"Hemd in die Hose, Hose zu, Schuhe an, ab geht's!"

Dieser Mann vor mir, der zwei Köpfe größer ist als ich, ist quasi ein Teil meiner Familie.
Nicht wirklich, aber ich kenne ihn, seitdem ich denken kann.
Wenn er nicht gerade den Türsteher spielt, oder meinen Vater bei irgendwelchen geschäftlichen Aktivitäten begleitet, sorgt er für meine Sicherheit, wenn ich das Haus verlasse.
Es ist nicht so, das ich mich mit meinen fünfzehn Jahren  nicht wehren könnte, aber mein Vater besitzt die anerkannteste Nachtbar im Kölner Rotlichtmileu und daher gibt es viele Neider.
Ausserdem schließt er öfters irgendwelche Geschäfte ab und der Ein oder Andere Geschäftspartner kam schon auf dumme Ideen.

Sergej rasiert sich regelmäßig den Kopf, was seine krumme Hakennase viel krasser zum Vorschein kommen lässt, als es eigentlich ist.
Er hat einen durchtrainierten Körper, dessen Muskeln mit Blei gefüllt zu sein scheinen.
Der rauhe Ton ist hier Standart und ich schon längst gewohnt.

"Fertig!"
"Wächst du eigentlich auch mal noch oder soll ich dir Stelzen besorgen? In deinem Alter konnte ich meinem alten Herrn schon auf den Kopf spucken!" lachend schiebt er mich vor sich her und geleitet mich die zwei langen Treppen im Flur nach unten, um durch eine geheime Türe in den VIP Bereich des Clubs zu kommen.
Meine Wenigkeit muss sich meistens den gesamten Abend im VIP Bereich aufhalten, da ich somit schnell verschwinden kann, wenn irgendwelche Bullen wieder eine Kontrolle schieben.
Nur wenn gewisse Gespräche anstehen, darf ich in die öffentliche Zone.

Als ich vor meinen Vater trete, zieht dieser seine Sonnenbrille etwas weiter nach unten und mustert mein Outfit.
Nach erfolgreichem Check, nickt er mir zu und erst danach darf ich mich auf das halbrunde Samtsofa setzen.
Den anderen drei Personen, die ebenso hier sitzen, nicke ich entgegen.
Nicolaj stellt mir einen Whisky-Cola vor die Nase, worauf er sich direkt hinter meinen Vater stellt, um das Geschehen zu beobachten.
Anscheinend stehen diese Parteien kurz vor einem großen Abschluss, denn dann muss ich immer mit diesem ekelhaften Zeug mitanstoßen.

Ich hasse es!

Aber es hilft nichts.
Während die Erwachsenen reden, habe ich den Mund zu halten und gerade zu sitzen.

"Zuki, was hältst du davon, ist das eine gute Idee?" mein Vater schaut mich erwartungsvoll an, jedoch habe ich mal wieder nicht zugehört.
Ich werfe Nikolaj einen hilfesuchenden Blick zu, worauf er mir leicht zunickt.
"Ja, Maxim!"

In der Öffentlichkeit muss ich meinen Vater mit seinem Vornamen ansprechen, da ich nicht wie ein kleines Kind wirken soll.

"Ihr habt es gehört! Mein Sohn ist einverstanden, also steht der Deal!" Maxim erhebt sein Glas, worauf der Rest, einschließlich ich, es ihm gleichtun und wir miteinander anstoßen.
"Einen klugen Jungen hast du da!" der schmierige Langhaardackel neben mir, klopft mir anerkennend auf die Schulter und entblößt seine beiden goldenen Schneidezähne.
Warum er das gemacht hat, weiß ich auch nicht, denn das kann das Gesammtbild auch nicht wirklich retten.
"Ich weis. Hast du bei so einem Vorbild etwas anderes erwartet?" und da ist es wieder, dieses überhebliche Lachen, das mich innerlich immer die Augen verdrehen lässt.
Anscheinend müssen die Herren noch Einzelheiten klären, denn mein Vater nickt mit dem Kopf auf die Seite und deutet mir somit, das ich verduften soll.
Diesesmal bleibt Sergej hier oben, während mich Nikolaj nach unten in den öffentlichen Bereich bringt.
Nikolaj ist ebenfalls ein fester Bestandteil meines Lebens und mit Sergej gleichzusetzen.
Allerdings besitzt er ab und an mehr Menschlichkeit.

Die meisten Frauen, die hier fast nackt tanzen, kenne ich auch schon eine halbe Ewigkeit.
Mich ekelt es fast an, wie die meisten Männer sabbernd vor ihnen sitzen und versuchen die Frauen irgendwie anzufassen.
Mir sind die Frauen angezogen eh lieber.
Das wäre fast so, wie wenn meine Mutter halbnackt vor mit tanzen würde, brrrr.

"Geh nach hinten zu Charlett. Die wartet schon auf dich!" der verruchte Blick und das Augenzwinkern, lassen mich nur mit dem Kopf schütteln.
Mein Vater will unbedingt, das ich gänzlich zum Mann werde und hat mit Charlett eigentlich einen Deal abgeschlossen, das sie mich in die Welt der Männer einführt.
Oder Sie sich die Welt der Männer einführt.
Schon alleine bei dem Gedanken schüttelt es mich.
Nicht weil Charlett nicht attraktiv wäre, nein, aber ich will nicht dazu gezwungen werden.

"Hey Marco. Na, alles fit im Schritt?" die bildhübsche Frau empfängt mich mit einem kleinen Kuss auf der Wange und setzt sich anschließend vor einen großen Spiegel um sich zu schminken.
"Klar doch! Musst du noch?"
"Ja, Claire ist schon wieder krank. Hat nen Tripper erwischt. Hahaha! Achso, komm mal her!" Charlett schmiert sich eine blutrote Farbe auf die Lippen und zieht mich anschließend an meinem Handgelenk, auf ihren Schoß.
Ihre Hände schlingen sich um meinen Bauch, während ihre Lippen ganz nah an mein Ohr wandern:
"Wir sollten dir ein paar Spuren verpassen, damit dein Vater zufrieden ist!"
Ich schließe meine Augen und nicke einfach darauf los.
Die voluminösen Lippen treffen auf die Haut unter meinem Ohr und verursachen ein aufregendes Prickeln.
Ihr Mund wandert immer weiter halsabwärts, was mich schwer Schlucken lässt.
Als sich ihre Finger lockern und an meinem Hemd herumzupfen, sodass es aus meiner Hose herausrutscht, schüttel ich schon leicht mit dem Kopf.
Ihre warmen Finger, die sanft unter mein Hemd gleiten und über die Haut an meinem Bauch streichen, verursachen eine großflächige Gänsehaut.
"Charlett, lass das" ermahne ich sie zaghaft, da ich hoffe, das sie einfach kapiert das sie aufhören soll.
"Ich weis das es dich nicht kalt lässt!" haucht sie in mein Ohr und fährt mit ihrer Zungenspitze über mein Ohrläppchen.
"Nein, tut es auch nicht! Aber ich will mein erstes mal nicht mit einer bezahlten Tänzerin erleben" ich entreiße ihr meinen Kopf und versuche sanft ihre Hände von meinem Körper zu entfernen.
Energisch zieht sie mich wieder an sich:
"Glaubst du etwa an die große Liebe? Warum willst du mit irgendeiner Göre in die Kiste, die nicht einmal weiß, was sie tun soll. Ich hingegen weiß sehr wohl was ich tue!" erneut streicht ihre Zunge über mein Ohrläppchen.
"Schon mal was von Verführung Minderjähriger gehört? Und deine Tripper darfst du gerne auch für dich behalten!" ich versuche mich wieder zu befreien und schaffe es diesmal auch tatsächlich.
"Du kannst einem aber ordentlich die Stimmung versauen. Schleich dich Zuki!" Charlett grinst mir gehässig hinterher, da sie felsenfest der Meinung ist, mich irgendwann noch um den Finger wickeln zu können.

Ausserdem sitzt ihr mein Vater im Nacken, mit dem man es sich lieber nicht verscherzen sollte.

Zuki - Das ZUhälter-KIndWo Geschichten leben. Entdecke jetzt