3️⃣ Samstag

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"AUFSTEHEN ZUKI!!" der engelsgleiche Gesang meines Vaters reist mich aus meinem Koma.

Kaum habe ich die Augen geöffnet, überkommt mich schon ein Schwall Wodka-Martini.
Da ich mich schnell, vielleicht etwas zu schnell, auf die Seite drehe, treffe ich den Eimer neben meinem Bett, perfekt.
Mit meinem Kopf, der sich unbedingt mit dem blauen Putzeimer vereinen will.

Als mein Körper es endlich geschafft hat nachzurutschen und auf dem Boden zu landen, läuft das Alkoholgemisch auch viel einfacher aus meinem Mund, als wenn ich so Kopfstandmäßig in dem Putzutensil stecke.

"Zuki, verdammt nochmal, ist das dein Ernst? Deine Mutter klingelt jeden Moment und du liegst da am Boden und kotzt rum?"

Wer hat mir denn bitteschön gestern so viel Alkohol aufgedrückt?
Du oder du?

So wie sich mein Kopf gerade anfühlt, sollte ich zuerst duschen, bevor ich meiner Mutter unter die Augen trete.
Glücklicherweise habe ich im Anschluss an mein Zimmer mein eigenes Bad, in das ich mich schleunigst begebe.
Schwankend und mit einer Kollision des Kleiderschrank, aber ich schaffe es noch rechtzeitig die Badtüre zu schließen, als meine Mutter meine Zimmertüre öffnet:
"Marco? Bist du noch nicht fertig?"
Gerade überlege ich, wie ich ihr ohne zu kotzen antworten kann, da nimmt mir mein Vater diese Sorge ab:
"Natascha, er ist gerade duschen. Ihm ging es heute Nacht nicht so gut. Womöglich eine Magen-Darm Verstimmung. Wenn du dich nicht anstecken willst, kannst du ihn auch hier lassen. Dann machen wir einen anderen Termin aus!"
"Bitte? Denkst du ich will meinen Sohn nicht bei mir haben, nur weil er Krank ist? Ausserdem möchte ich nicht hören, das mein Sohn und ich einen Termin haben. Was soll denn das?" meine Mutter bietet meinem Vater zwar manchmal etwas Gegenwind, aber nur bis zu einem gewissen Maße, denn augenscheinlich hat sie sehr großen Respekt vor ihm.

Er predigt mir ja auch immer, das man Frauen zwar respektvoll behandeln muss, solange wie sie es verdienen, sie aber wiederum absoluten Respekt gegenüber ihren Männern vorweisen müssen.

Geschlagene zwanzig Minuten später habe ich es geschafft mich zu duschen und mir die Zähne zu putzen.
Als ich in meinem Spiegel mein Gesicht genauer mustere, kann ich zum Glück ausser einer leichten Rötung meiner Wange, keine anderen Schäden durch die Ohrfeige feststelle.
Allerdings ist der dunkelblaue Knutschfleck an meinem Hals kaum zu übersehen.

Vielen Dank auch, Charlett.

Nachdem ich auch endlich Klamotten anhabe, suche ich nach meiner Sonnenbrille, denn mal ganz ehrlich: Das Tageslicht ist abnormal hell!
"Aaaah, hier bist du!" erleichtert ziehe ich meine, mich von nun an begleitende, Augenbedeckung aus meiner Schreibtischschublade heraus und setze sie mir auf die Nase.
Bevor ich mein Zimmer verlasse, ziehe ich mir die Mütze von meinem Hoodie über den Kopf und versuche die restliche Übelkeit einfach runter zu Schlucken.

"Marco. Draußen hat es mindestens siebenundzwanzig Grad und du rennst in einem Pullover rum?" meine Mutter schüttelt ungläubig mit dem Kopf, lässt mich aber in Frieden, da sie weiß das ich eh mache, was ich will.
"Ciao, Dad" ich gebe Maxim die Faust und schwanke meiner Mutter ins Auto hinterher.
"Dir geht es wirklich nicht gut, oder?" während Natascha den Motor startet, mustert sie mich einmal von oben bis unten und fährt anschließend los zu ihrer Wohnung.
"Denkst du ich tu nur so, oder was?" fauche ich sie an und sorge somit dafür,das keine weiteren Fragen auftauchen.

Unterwegs bemerke ich, das ich jegliche Dinge die ich mitnehmen wollte, vergessen habe.
Und dabei rede ich nicht von meinem Schulranzen, denn in die Schule gehe ich nur sporadisch, das heißt, so viel wie nötig um nicht aufzufallen und so wenig wie möglich, um bei Maxim zu lernen.
Mein Vater empfindet die Schule eh als reinste Zeitverschwendung, denn alles was ich für meinen späteren Werdegang als Nachfolger wissen muss, bringt Er mir bei.

Somit lande ich also bei meiner Mutter, ganz ohne ein einzigstes Hemd, meinem Handy oder gar meinem Laptop.

Nachdem das Auto geparkt ist, laufen wir zu dem Mehrfamilienhaus und begeben uns in die zweite, von insgesamt sechs Etagen.
Da die Mieten sehr teuer sind und meine Mutter keinen Geldscheißer hat, habe ich dort normalerweise auch kein Zimmer, sondern würde eigentlich auf dem Sofa schlafen.
Da mich das aber mehrfach angekotzt hat, habe ich kurzerhand ihre Speisekammer ausgeräumt und mir dort mit Holz selbst ein Bettgestell reingebastelt.
Die einmetervierzig große Matratze, passt super rein, sodass ich beidseits sogar noch etwa fünfzig Zentimeter Abstand zur Wand habe.
Meinen Flachbildfernseher habe ich einfach an der Wand plaziert und somit mein kleines Reich perfektioniert.
Natascha fand das wirklich semigeil, aber das war mir mehr als egal.
Entweder So oder gar nicht.
Da hat sie sich für So entschieden.

"Ich hau mich hin!" meine Schuhe kicke ich wild in den Flur und laufe schnurstracks zu der schmalen Schiebetür, die von der Küche in meine Kammer führt.
"Wir bekommen heute Abend Besuch. Wenn es dir besser geht, wäre es schön wenn du mitessen würdest. Ich würde dir gerne jemanden vorstellen!"
"Wenn das so ist, geht es mir bestimmt bis Montag richtig beschissen!" das letzte Wort meinerseits ist somit gesprochen, womit ich mich auch schon in meinem "Zimmer" verschanze.
Kaum liegt mein Kopf auf dem Kopfkissen verfalle ich in meinem komatösen Schlaf zurück.

Zuki - Das ZUhälter-KIndWo Geschichten leben. Entdecke jetzt