"Komm hoch mit dir! Ich weiß das du fertig bist, aber das ziehen wir jetzt noch durch!" Alex schnappt sich meine Arme und zieht mich in die Höhe, während Phil von hinten schiebt.
Ich bin völlig neben der Spur und komme gerade absolut nicht mehr klar.
Deswegen stehe ich auch, wie bestellt und nicht abgeholt, mitten im Raum und starre vor mich hin.
"Hey, es ist okay. Alles gut. Das wird alles wieder!" Phil zieht mich ohne jegliche Vorwarnung in eine Umarmung, was mich sofort stocksteif werden lässt.
Im ersten Moment will ich mich wehren und ihn einfach wegschubsen.
Doch dann lasse ich es einfach zu, denn ich habe gar keine Kraft mehr um mich zu wehren.
Mein Kopf prallt gegen seine Schulter, während sich meine Muskulatur wieder komplett entspannt.Vielleicht habe ich das auch einfach mal nötig.
Eine komplett ernst gemeinte Umarmung, die mir einfach ohne irgendwelche Hintergedanken geschenkt wird.
Von jemanden, der mich so nimmt wie ich bin und akzeptiert wer ich bin.
Der mich nicht zu etwas formen will, was ich nicht sein will.Wir stehen eine halbe Ewigkeit so da, während Alex meiner Mutter im Wohnzimmer Bericht erstattet.
"Na komm, jetzt gehst du unter die Dusche. Ach warte, brauchst du eine Schmerztablette? Alex' rumgefummele hat die Lage bestimmt nicht verbessert!" Phil spricht die schönsten Worte des Tages aus.
"Ja, bitte. Unbedingt!"
"Gut, warte schnell. Ich bring dir was!" Phil nimmt vorsichtig seine Arme von meinem Körper und verschwindet aus dem Zimmer, während ich mir frische Klamotten aus dem Kleiderschrank herausziehe und alles ins Badezimmer bringe.
Nur einen kurzen Augenblick später kommt Phil ebenfalls ins Bad und drückt mir eine Tablette und ein Wasserglas in die Hand:
"Wenn du geduscht bist, ziehst du bitte nur eine Unterhose an. Dann können wir alles schnell versorgen und danach kannst du den Rest anziehen. Wenn was ist, dann schrei. Wir hören dich!"
Wie ein Wackeldackel nicke ich nonstopp vor mich hin und werfe mir zwischendurch meine Erlösung in den Mund.Während dem Duschen sterbe ich gefühlt tausend Tode und schaffe es nur unter größten Anstrengungen nicht direkt zusammenzuklappen.
Anschließend trockne ich mich so gut wie möglich ab und ziehe mir eine Boxershorts über.
Da ich so richtig fertig bin, setze ich mich auf den Klodeckel um eine Pause zu machen.
Während mein Kopf seitlich an den Fliesen lehnt, schließe ich meine Augen und will mich schon dem Schlaf vollkommen hingeben, wenn da nicht Phil und Alex wären.
"Marco bist du fertig?"
"Hmmmm!" mein Brummen ist gerade noch so zu hören, denn nicht einmal dafür habe ich noch genügend Kraft.
Die Ärzte wollen mich allerdings partout nicht auf dem Klodeckel ausruhen lassen und stürmen desshalb das Badezimmer, um mich mitzunehmen.Als ich auf das Sofa gedrückt werde, lege ich mich sofort hin und lass einfach alles über mich ergehen, obwohl die Desinfektion der Wunden absolut schmervoll ist.
Das anschließende einsalben bekomme ich schon gar nicht mehr mit, denn ich schaffe es absolut nicht mehr, der Müdigkeit stand zu halten.Phil's Sicht
Während Alex die beiden Knie behandelt, kümmere ich mich um den Oberkörper und trage eine ganz dünne Schicht der entzündungshemmenden Salbe auf.
Ich werfe immer wieder einen unauffälligen Blick auf unseren Patienten, der keinerlei Töne oder Regung von sich gibt und dessen Kopf gerade schlaff auf die Seite kippt."Jetzt hat er es geschafft. Knock out!" gebe ich die Information an Alex und Natascha weiter.
"Phil, Marco war gestern gar nicht in der Schule. Das hat mir Robin heute erzählt!" meine Freundin macht sich wahnsinnige Sorgen um ihren Sohn, was absolut nachvollziehbar ist.
"Das kann auch niemals von einem Zwist in der Schule kommen. Das im Gesicht hätte ich ja noch durchgehen lassen. Aber DAS..." ich deute mit meinen Händen auf den Oberkörper und schüttel aufgebracht mit meinem Kopf.
"Er muss wahnsinnige Schmerzen haben, sonst hätte er die Untersuchung niemals so über sich ergehen lassen. Das grenzt bei ihm ja schon fast an ein Wunder!" Alex wickelt gerade das linke Knie mit einem Verband ein, damit wir Marco nachher zudecken können, ohne das die komplette Salbe am Schluss ausschließlich an der Decke hängt.
"Nicht nur das. Er hat sich tatsächlich vorhin von mir umarmen lassen!" flüstere ich fast schon vor mich hin.
"Er hat was?" Natascha scheint mir nicht wirklich zu glauben, wobei ich mir im ersten Moment der Umarmung auch nicht sicher war, ob er es zulässt.
Ich wollte es einfach versuchen, da er so hilflos und verloren gewirkt hat."Ja. Du hast richtig gehört! Ich war selbst überrascht" ich werfe einen Blick auf Natascha, die mich liebevoll anlächelt:
"Vielleicht gibt es doch noch Hoffnung!"Ein spontanes Zucken von Marco erschreckt uns drei enorm.
Das darauffolgende Gemurmel lässt uns etwas hellhörig werden, denn es sind Worte wie "Du musst mir helfen" und "ich will das nicht" zu hören.
"Ich habe vorhin heimlich Fotos gemacht und sie an Robin geschickt. Die müssen Cedric jetzt unbedingt Druck machen. Es muss zeitnah etwas passieren. Schau dir Marco an, Maxim scheint vor nichts zurück zu schrecken!" Alex hat vollkommen recht, wir dürfen nicht mehr allzu lange abwarten.
Marco selbst wird seinen Vater bestimmt nicht in die Pfanne hauen, was irgendwie verständlich ist."Ich hab wahnsinnige Angst, das Marco... anscheinend hat sich da eine Frau gewehrt... Ich will das gar nicht denken und traue ihm das auch nicht zu.. aber was ist wenn er.." Natascha vergießt ein paar Tränen und rechnet mit dem schlimmsten.
Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, das Marco zu soetwas fähig ist, können wir es gerade nicht zu hundert Prozent ausschließen.
Wer weiß, mit welchen Mitteln er eventuell dazu gezwungen wurde."Das glaube ich nicht! Marco würde das nie tun. Da bin ich mir sicher!" Alex verteidigt den Jungen sofort, was natürlich in unser aller Tendenz liegt.
"Ich weis nicht mehr was ich denken soll. Marco ist Maxim einfach so ausgeliefert. Wer weiß was er ihm schon alles angetan hat oder noch antun wird. Ich will meinem Sohn helfen, aber ich weiß nicht wie!"
"Natascha, wir werden eine Lösung finden. Sei einfach für ihn da! Mir scheint es, als würde die abweisende Art ihn nicht mehr allzu stark dominieren. Er braucht jetzt einen Zufluchtsort und Menschen, bei denen er sich sicher fühlen kann!" Alex hat seine Arbeit abgeschlossen und auch ich bin in den letzten Zügen.Neben Marco könnte jetzt wahrscheinlich eine Bombe einschlagen und er würde das nicht mitbekommen.
Wir decken den Jungen zu und gönnen ihm seine Ruhe, indem wir uns an den Esstisch setzen.
"Lass ihn morgen auf jedenfall zuhause. Das packt er unter keinen Umständen, mit diesen Schmerzen in die Schule zu gehen!" am liebsten würde ich ihn ins Krankenhaus einliefern lassen und dafür sorgen, das er erst wieder entlassen wird, wenn sein Vater verhaftet und definitiv hinter schwedischen Gardienen sitzt.
"Ich lass ihn auf jedenfall zuhause. Auf einen Fehltag mehr oder weniger, kommt es jetzt auch nicht mehr an!"Vom Sofa dringen immer wieder gequälte Laute zu uns.
Sei es aufgrund irgendwelcher Bewegungen oder diffusen Träumen.
Irgendwann hält es Natascha nicht mehr aus und setzt sich zu ihrem Jungen auf das Sofa.
Sie lässt ihre Hand vorsichtig durch Marco's blonden Haarschopf gleiten und lächelt friedlich vor sich hin.
Es wird schon verdammt lange her sein, als sie das letzte mal ihrem Sohn so nahe sein konnte.Alex verduftet schließlich gegen Abend, worauf ich mich zu meiner Freundin geselle, meinen Arm um sie lege und wir einfach die Stille genießen.
Marco schläft komplett durch, er hat die Ruhe wirklich gebraucht.
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Zuki - Das ZUhälter-KInd
FanficMarco, auch ZuKi genannt, lebt bei seinem Vater, einem überaus erfolgreichen Nachtclubbesitzer. Eines Tages soll er in die Fußstapfen seines Vaters treten und wird Schritt für Schritt an seine Aufgaben herangeführt. Doch je näher Marco an seine Zuku...