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Gegen halb Fünf abends erwache ich wieder, aber auch nur weil ich auf Toilette muss und Hunger wie ein Bär habe.
Ausserdem bin ich verschwitzt ohne Ende, da der Hoodie anscheinend für die sommerlichen Temperaturen doch zu warm war.
So begebe ich mich klatschnass ins Badezimmer und erleichtere meine Blase um anschließen aus dem Kleiderschrank im Schlafzimmer ein Tshirt zu holen.
Dabei bemerke ich ein neues Bild auf der Kommode, das ich sofort unter die Lupe nehme.
Neben den unzähligen Kinderfotos von mir, steht jetzt auch eines dabei, das meine Mutter mit so einem breitgrinsendem Lockenkopf zeigt.

Meine Fresse....
Anscheinend ihr neuer Typ.

Da dämmert mir auch sofort, welcher Besuch uns heute noch erwartet.
Kurzerhand entschliese ich mich diesen Hoodie doch nicht auszuziehen, denn dann sehe ich doch gleich noch viel kränker aus, wenn ich so verschwitzt bin.

Auf meinem Rückweg ins Bett, stellt sich mir meine Mutter in den Weg:
"Wie geht's dir denn? Schon etwas besser?"
"Nein, sieht man doch!" knurre ich ihr entgegen und schlüpfe an ihr vorbei.
Der verletzte Blick entgeht mir keinesfalls, doch ich ignoriere ihn gekonnt.

Ich kann meiner Mutter einfach nicht verzeihen.
Als ich ungefähr acht Jahre alt gewesen bin, stand sie eines morgens mit gepackten Koffern im Flur und hat meinem Vater eröffnet, das sie ihn verlässt.
Es gab keine offensichtliche Gründe, er hat sie immer wie eine Königin behandelt.
Sie hat mir damals erklärt, das sie erst einen Job und eine Wohnung finden müsse und mich dann ebenfalls abholen würde.
Darauf habe ich sie fast ein Jahr nicht mehr gesehen.
Mein Vater hat mir dann irgendwann erzählt, das meine Mutter ihn beklaut und ebenfalls betrogen hätte und er sie in diesem Jahr ihrer Abwesenheit mehrmals darum gebeten hatte, mich wenigstens zu besuchen.
Aber das tat sie nicht.
Kurz nach meinem neunten Geburtstag tauchte sie wieder auf und wollte mich urplötzlich mit zu sich nehmen, doch das wollte ich dann nicht mehr.
Nach mehreren heftigen Diskussionen und Androhungen von polizeilichen Besuchen, willigte mein Vater in diese zweiwochen Regelung ein.
Ihr war das nie genug, aber mir immer zuviel.
Da ich wusste was sie meinem Vater angetan hat, bin ich seither auf eiskalter Distanz, trotzdem besteht sie immer noch auf meine Besuche.
Mein Vater leider auch, je älter ich wurde.
Natürlich kam dieses Thema auch schon auf den Tisch und als ich ihr diese Vorwürfe um die Ohren geknallt habe, hat sie nur milde gelächelt und "dann war das wohl so" geflüstert.
Mich wundert es fast schon, das sie nie mit dem Jugendamt angetanzt ist, aber ich schätze, das sie da dann doch zuviel Respekt vor meinem Vater hat.
Das sieht man auch in ihren Augen, wenn die beiden sich gegenüber stehen.

Die Haustürklingel deutet mir, das jetzt wohl die Freakshow beginnt und ich mich enger in meine Decke einwickeln sollte, damit ich ordentlich durchgeschwitzt bin, falls ich doch mal meine Kammer verlassen und etwas essen oder trinken muss.
Wenn mein Fernseher nicht an ist, höre ich jedes Geräusch, so wie auch die Begrüßung der beiden Turteltauben.
"Hi Schatz! Wie war dein Dienst?"
"Hey Mäuschen. Ganz okay! Aber es war viel los. Ist dein Sohn noch nicht da?"
"Doch, aber ihm geht es nicht so gut. Er hat eine Magenverstimmung oder irgendetwas in der Art"
"Soll ich mal nachschauen? Hat er sonst irgendwelche Symptome?"
"Anscheinemd hat er sich heute morgen übergeben und das Tageslicht war auch nicht so sein Freund. Ausserdem hat er den kompletten Mittag geschlafen und war vorhin klatschnass, als er auf Toilette war".
"War er feiern?"
"Was? Nein, Marco trinkt kein Alkohol!"
"Hat er seinen Blinddarm noch? Es kann jetzt vieles sein, aber das wäre so eine Richtung die man schon kontrollieren sollte!"

Boah, ist das jetzt allen Ernstes ein Arzt?
Der fasst mich keinesfalls an!

Mein Vater hatte auch mal einen Arzt da, der die Tänzerinnen durchgecheckt hat, was ich durch eine geheime Spickelaktion beobachtet habe, als ich zehn war, oder so.
Der Mann war so grob, das die Frauen geschrien haben und ein paar von denen sind einfach so umgefallen, als er ihnen eine Impfung gegeben hat.
Am nächsten Tag waren sie verschwunden und sie sind auch nie wieder aufgetaucht.
Darunter war auch mein allerliebsten Kindermädchen.
Sie war sechzehn und bildhübsch.
Mein Vater hat gesagt das ich ihr zu anstrengend war und sie desshalb gekündigt hat und abgehauen ist.
Ich weis aber, das der Arzt daran schuld war.

Zuki - Das ZUhälter-KIndWo Geschichten leben. Entdecke jetzt