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Marco's Sicht

Als wir zuhause ankommen, erwartet mich mein Vater schon voller Freude:
"Na, mein Junge? Wie war dein Ausflug?"
"Ganz okay. Was machen die Geschäfte?" ich weiß das es mein Vater nicht interessiert, was ich in meiner Freizeit mache, daher frage ich lieber nach Sachen die für ihn wichtig sind.
Er grinst mir entzückt entgegen und legt seinen Kopf schief:
"Zuki? Wirst du ganz sicher mein Nachfolger?"
"Klar. Hab ich doch gesagt!" manchmal denke ich mir, das ich meine Aussagen auf Band aufnehmen sollte, damit ich sie in Dauerschleife abspielen kann.
Das Glitzern in den Augen meines Vaters macht mich stolz, weil ich weiß, das es nur ganz allein wegen mir so ist.
Maxim wirft seinen Gorillas einen gewissen Blick zu, worauf er sich erhebt und mich zur Bürotüre hinausschiebt:
"Na dann komm mal mit!"

Nikolaj, Sergej, mein Vater und ich betreten einen Raum, den ich vorher noch nie gesehen habe.
Er liegt im Keller, der noch unzählige weitere Türen beherbergt.

Als wir mitten in diesem Raum stehen, schaue ich mich heimlich um.
Die Wände sind extrem dick und der Boden ist recht unspektakulär, nackter Betonboden.
Ziemlich unüblich für den Geschmack meines Vaters.
Ansonsten gibt es nur einen Polstersessel, der an einer der Wände steht.
Maxim setzt sich in den Sessel und verschränkt seine Finger ineinander:
"Nun mein Sohn, bist du dir ganz sicher, das du in meine Fußstapfen treten willst?"
"Ja, natürlich!" für mich war das schon immer klar, denn ich möchte meinen Vater stolz machen.

"Boss, ist das nicht..." Nikolaj wird harsch in seinen Worten unterbrochen:
"SCHNAUZE! IHR HABT NICHTS ZU MELDEN. FÜHRT EURE DIENSTE AUS, FÜR DIE IHR BEZAHLT WERDET!"
Die beiden Herren, die hinter meinem Rücken stehen, geben keinen Ton mehr von sich.
"Hör zu Zuki... Wir müssen ganz unten anfangen, bei den Grundlegenden Dingen. Erst wenn du diese Hürden bewältigst, gehen wir einen Schritt weiter. Wenn du den ersten Schritt machst, dann gibt es keinen Weg zurück. Hast du mich verstanden?"

Ich verstehe gerade überhaupt nichts.
Wieso macht er so einen Affenzirkus wegen dem Nachtclub?
Was kann es da schon für besondere Schritte geben?
Ein bisschen Buchhaltung, Geld zählen, irgendwelche Geschäfte abschließen, mit der Kundschaft einen Drink kippen...
Da gibt es nichts, was ich mir nicht zutrauen würde, desshalb stimme ich wohlgesonnen zu:
"Ja, habe ich!"

Auf das Gesicht meines Vaters legt sich ein breites Grinsen, worauf er euphorisch in die Hände klatscht:
"Ich wusste das ich mich auf dich verlassen kann. Du bist eben MEIN Sohn! Zieh dein Hemd aus. Na los!"
Ich verstehe nicht, wofür das gut sein soll, aber ich füge mich ohne nachzufragen.
Währenddessen zieht sich Sergej ein paar schwarze Handschuhe über.

"Also mein Junge.... In diesem Milieu ist es Gang und gebe Schläge auszuteilen oder einzustecken. Leider musste ich des öfteren feststellen, das du in dieser Hinsicht ein kleines Weichei bist. Das möchte ich gerne ändern, denn auch du sollst erfolgreich werden! Wann musst du wieder in die Schule?"
"Eigentlich morgen! Ansonsten spätestens nächste Woche Monatg" da ich diese Woche nur einen Tag dort war, sollte ich die kommende Woche mindestens drei Tage anwesend sein.
"Sergej, nicht ins Gesicht!" nach diesen Worten zieht mein Vater eine Schatulle aus der Hosentasche und entnimmt dieser eine fette Zigarre.

Normalerweise gönnt er sich diese nur, wenn es ein besonderes Ereignis gibt.

Nikolaj stellt sich währenddessen hinter meinen Rücken und weist mich an, meine Hände hinter meinem Körper zu verschränken, die er anschließend in seinen festen Griff packt.
Ich lehne mich leicht gegen ihn und werfe einen Blick nach oben, damit ich sein Gesicht sehen kann.
Der Ausdruck darin gefällt mir ganz und gar nicht.
Ohne mich anzuschauen, gibt er mir weitere Anweisungen:
"Spann deine Bauchmuskeln an, schau mir nicht in die Augen und wage es nicht zu heulen. Wenn du keine Tränen vergießt, ist es schnell vorbei!"

Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen, da ich immer noch nicht verstehe, was hier vor sich geht.

Als der erste Schlag von Sergej in meine Bauchgegend eintrifft, bleibt mir fast die Luft weg.
Der Schmerz schießt wie ein Torpedo durch meinen ganzen Körper und treibt mir unweigerlich Tränen in meine Augen.
"Sergej, du sollst ihn nicht streicheln. Vergiss, das es mein Sohn ist. Härte ihn ab!" ehe ich realisieren kann welche Worte aus dem Mund meines eigentlichen Vorbilds kommen, trifft mich der nächste Schlag in die Rippen.
Viel fester, viel schmerzhafter.
Die ersten Tränen verlassen meine Lider.

Nikolaj sieht mir jetzt doch schnell in die Augen, schaut danach kurz zu Sergej und kehrt anschließend mit seinem Blick zu mir zurück:
"Mach deine Augen zu! Jetzt!"
Als ich meine Augen so fest zusammenpresse, das ich schon kleine Blitze vor meinem inneren Augen sehe, trifft mich ein weiterer Schlag.
Und noch einer.

Die Schmerzen sind jetzt schon kaum auszuhalten und meine Unterlippe bebt unaufhörlich.

Nach drei weiteren Schlägen geben meine Beine unter einem lauten Schluchzen nach und nur durch den Halt von Nikolaj, lande ich nicht auf dem Boden.
Der letzte Schlag trifft mich zwischen Hals und Schulter, was mir fast das Licht ausknipst.
"Das reicht Sergej!" schnauzt Nikolaj los, was meinem Vater absolut nicht gefällt:
"Seit wann bestimmst DU, wann Schluss ist?"
"Maxim, das reicht wirklich! Er kann nicht mehr!" meine Stütze legt mich am Boden ab, worauf ich mich sofort zu einer Kugel zusammenkrümme und versuche leise vor mich hinzuwimmern.
"Da liegt noch eine Menge Arbeit vor uns, Marco!" die energischen Schritte und das Knallen der Eisentüre, deuten mir, das mein Vater den Raum verlassen hat.

Er ist enttäuscht, was er durch die Aussprache meines richtigen Namen deutlich gemacht hat.
Ich bin in seinen Augen ein Versager, weil ich zusammengebrochen bin, wie ein kleines Kind.

Nikolaj sammelt mich vom Boden auf und trägt mich unter einem kaum enden wollenden Tränenfluss nach oben in unsere Wohnung, direkt in mein Zimmer.
Meine Augen halte ich so lange geschlossen, bis meine eigentliche vertraute Person mich in meinem Bett abgelegt und mein Zimmer wieder verlassen hat.

Als ich höre, wie die Wohnungstüre geschlossen wird, gebe ich mich meinem Schmerz lauthals hin.

Das kann doch nicht sein Ernst sein, mich so verprügeln zu lassen!

Das Bild meines Vaters hat durch diese Aktion einen großen Riß bekommen und die Anerkennung, die ich ihm immer habe zukommen lassen, bröckelt langsam vor sich hin.

Es dauert lange bis ich unter diesen quälenden Schmerzen in den Schlaf finde, doch letztendlich klappt es irgendwann.

Zuki - Das ZUhälter-KIndWo Geschichten leben. Entdecke jetzt