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Als ich das nächste Mal meine Augen öffne, dominiert das Tageslicht in meinem Zimmer.
Anscheinend hat irgendjemand den Rollladen nach oben gezogen.

Meine Kopfschmerzen sind immer noch präsent, allerdings nicht mehr so schlimm wie nach meinem ersten erwachen.

Da ich Geräusche in der Wohnung vernehme, raffe ich mich wackelig auf und schwanke aus meinem Zimmer, in Richtung Wohnzimmer.
Dort erwartet mich ein seltenes Bild:
Mein Vater sitzt entspannt auf dem Sofa und liest irgendeine Zeitung.
Ohne von dem bedruckten Papier Abstand zu nehmen, begrüßt er meine Wenigkeit überaus freundlich:
"Na mein Sohn. Hast du ausgeschlafen?"
"Hmmm. Ich denke schon!" da ich mir unsicher bin, wie ich mich verhalten soll, bleibe ich einfach an Ort und Stelle stehen.
Anscheinend überrascht Maxim dieses Verhalten, denn er senkt die Zeitung und wirft mir einen fragenden Blick zu:
"Was stehst du da so rum? Komm her!"
Zögerlich setze ich mich in Bewegung und bleibe direkt vor meinem Vater stehen.
Dieser lacht und schüttelt seinen Kopf:
"Setzt dich doch zu mir. Was bist du denn heute so komisch?"

Naja, ich weiß nicht ob ihm die Tatsache entgangen ist, daß ich gestern gegen meinen Willen zum Arzt geschleppt und ausserdem von seinen Gorillas betäubt worden bin.

Maxim legt die Zeitun jetzt doch beiseite und zieht mich neben sich auf das Sofa, um mir einen Arm um die Schultern zu legen:
"Soweit bist du kerngesund. Die Ergebnisse zwecks eventueller Geschlechtskrankheiten, bekommen wir erst die Tage!"
Ich nicke nur vor mich hin, mit dem alleinigen Wissen, dass das Ergebniss nur negativ ausfallen kann.
Negativ im Sinne von nicht bestehenden Geschlechtskrankheiten.
"Okay!"
"Die Tage irgendwann, wirst du die versäumte Zeit bei deiner Mutter nachholen. Sonst liegt die mir wieder tagelang in den Ohren" bei diesen Worten stöhnt er lauthals auf, erwartet allerdings keine Antwort, da das nur eine Info seinerseits war.
"Kann ich mich nächste Woche mal wieder mit Arne treffen?" solche Fragen hört mein Vater nicht gerne, jedoch würde ich mich wahnsinnig gerne mit meinem besten Freund treffen, da ich ihn nur noch sporadisch in der Schule sehe.
"Schon wieder?"
"Papa! Ich hab mich das letzte mal vor drei Monaten mit ihm getroffen. Und dann hat mich Nikolaj viel zu früh abgeholt!" ich verschränke trotzig meine Arme und schenke meinem Erzeuger einen bösen Blick.
"Du weist, das mich dieser Umgang nicht sonderlich erfreut!"
"Er kann auch nichts dafür, das sein Vater Polizist ist. Ausserdem verstehe ich nicht, welches Problem du hast. Es weiß doch jeder das dir dieser Nachtclub gehört und Robin hat auch nichts dagegen, das Arne und ich befreundet sind!" mir ist es wirklich leid, jedesmal das selbe Thema durchzukauen, nur weil mein Vater denkt, das Robin mich immer ins Verhör nimmt und irgendwelche Informationen aus mir rauskitzeln möchte.
"Ich habe das im Auge!" mürrisch erhebt er sich von dem Sofa und läuft in die Küche:
"Hast du Hunger?"
"Ein bisschen vielleicht..." gebe ich ihm Antwort und laufe kurz darauf ebenfalls in die Küche.
Zu meiner großen Überraschung scheint der Backofen in Benutzung zu sein, während mein Vater zwei Teller und Besteck aus den Schränken zieht.

"Hast du gekocht?" die Überraschung muss mir ins Gesicht geschrieben stehen.
Maxim wirft mir einen finsteren Blick zu, kann seinen zuckenden Mundwinkel allerdings nicht unter Kontrolle halten.
Ich weiß, das ich jetzt ganz schnell flüchten muss und renne auch sofort aus der Küche.

Während ich durch das Wohnzimmer hechte und Schutz hinter dem Sofa suche, höre ich in der Küche die Teller scheppern, was mir deutet, das mein Vater sich auf den Weg zu mir macht.

Ich bin mir nicht sicher ob er schon unterwegs ist und versuche einen kleinen Blick über die Sofalehne zu erhaschen.
Das Erste das ich sehe, sind die tiefblauen Augen meines Vaters, die mich belustigt anstarren, bevor er sich gnadenlos über die Sofalehne wirft und mich in seinem festen Griff gefangen hält.
"Warum ist es so verwunderlich, daß ich koche?"
"Hahhaha. Du kocht nur einmal im Schaltjahr und ich bin mir einfach nicht sicher, ob du das irgendwann ganz verlernst und uns ausversehen vergiftest!" vor lauter Lachen bekomme ich kaum noch Luft, was mein Vater ausnutzt und sich mit mir in seinen Armen über den kompletten Boden rollt.
Wir kämpfen lauthals lachend miteinander, bis wir ganz plötzlich gegen zwei Füße rollen.

Zuki - Das ZUhälter-KIndWo Geschichten leben. Entdecke jetzt