Der Wecker klingelt und ich werde mit dem Buch unter meiner rechten Gesichtshälfte wach. Ein Blick in den großen Badezimmerspiegel zeigt mir, dass ich eine richtige Kante im Gesicht habe. Nachdem ich mich frisch gemacht habe und warm angezogen bin, packe ich schnell noch ein paar Klamotten für die vier Tage in meinen Rucksack, etwas Kosmetika und frühstücke dann in aller Ruhe. Jack hat sich nicht gemeldet, was mir ein kleines bisschen auf die Nerven geht, aber ich werde den Teufel tun, mir das anmerken zu lassen.
Ich fahre um sechs Uhr auf das Vereinsgebäude zu und parke meine Maschine neben Jack's, also hat er hier übernachtet. Sein Mercedes steht in der Halle, neben dem Vereinsgelände, denn hier draußen, hätte er wahrscheinlich nicht lange ohne Kratzer und den teuren Reifen samt Felgen gestanden. Meinen Helm nehme ich mit rein, weil es schon wieder leicht anfängt zu regnen. Gut das ich meine Lederkombi angezogen habe, die hält die Kälte wenigstens ein bisschen ab.
In der Halle riecht es nach frischem Kaffee und Kim ist damit beschäftigt ihn in große Tassen zu verteilen.
"Moin Maggie", begrüßt sie mich gutgelaunt.
"Moin Kim, du siehst aus, als hättest du eine erfüllte Nacht gehabt", sie reicht mir eine Tasse mit Kaffee und nickt grinsend nach oben.
"Ja Raúl ist auch im betrunkenen Zustand noch zu Höchstleistungen fähig, also -", ich lege ihr schnell eine Hand über den Mund, "Zuviel Informationen am frühen Morgen, kein Interesse", sage ich und trinke einen großen Schluck Kaffee, er schmeckt wie Wasser mit ein bisschen Kaffeepulver drin.
"Dein Kaffee war auch schon mal besser", beschwere ich mich und stelle die Tasse einfach auf den großen Tresen.
"Hallo?! Ich kann nichts dafür, dass Jack hier versackt ist."
"Kein Problem, ich habe wunderbar geschlafen und freue mich auf die Tour nach Barcelona. Wo bleiben die zwei denn? In zehn Minuten ist Abfahrt", ich stecke zwei Finger in den Mund und pfeife laut.
"Ey, wer saufen kann, kann auch aufstehen! Wenn ihr in zwei Minuten nicht unten seid, kommen wir mit eiskaltem Wasser hoch", schreie ich in den ersten Stock und prompt gehen die zwei Türen auf. Raúl zieht sich im gehen einen dicken schwarzen Pullover an und Jack sieht aus, als ob er noch nicht fahren könnte. Er trägt die gleichen Klamotten wie gestern.
"Alter, würde Phil jetzt sagen. Hauch mich mal an", sage ich als er bei mir angekommen ist. Jack haucht mich an und der Whiskey ist noch mehr als deutlich zu riechen. "Bist du bescheuert, du wusstest doch, dass wir um halb sieben fahren wollen", schnauze ich ihn an.
Er verzieht das Gesicht und hält sich angestrengt den Kopf. Kim holt aus der Schublade zwei Paracetamol und gibt sie Jack, er spült sie mit Kaffee runter und ich sehe ihn prüfend an, seine Gesichtsfarbe weicht einem immer weißer werdenden Ton. Er hebt entschuldigend eine Hand und rennt Richtung Toilette.
"Na super", stöhne ich und lehne mich mit dem Rücken an den Tresen.
"Der kann in dem Zustand kein Motorrad fahren", sagt Raúl leicht zerknirscht.
"Warum hat ihn denn gestern keiner vom saufen abgehalten?", frage ich angepisst.
"Das soll er dir schön selbst erklären", mischt sich Kim mit einem geheimnisvollen Lächeln ein.
Jack kommt wieder zu uns, und seine Gesichtsfarbe hebt sich deutlich von den dunklen Farben seiner Klamotten ab.
"Wo sind deine Sachen für die paar Tage?", er nickt nach oben. Ich gehe sie holen. Die kleine Tasche steht neben unzähligen Umzugskartons, ich schnappe mir den Autoschlüssel, sein Handy vom Tisch und gehe wieder runter.
"Los jetzt. Raúl, ich fahre meine Harley in die Halle. Kim gib mir mal den Schlüssel von nebenan." Ich lasse die Tasche von Jack fallen, öffne das große Rolltor mit der Fernbedienung, damit ich meine Maschine in den Werkstattbereich stellen kann. Danach gehe ich raus, ziehe dort die großen Schiebetüren auf und fahre den Mercedes AMG raus. Schließe wieder ab und nehme zwei Stufen auf einmal zurück ins Vereinsheim.
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1000 Meter in 5 Sekunden
ActionMaggie, mit Anfang dreißig in ihren besten Jahren, taff, selbstständige Tattoo-Künstlerin, gründet einfach ihren eigenen Motorradclub in einer unangefochtenen Männerdomäne. Beziehungen liegen ihr nicht, denn bevor es im peinlichen Schweigen am näch...