Mit dem Stencil und meinen Skizzen in der Hand, gehe ich die schmale Holztreppe runter in meinen Laden. Als erstes schalte ich leise das Internetradio mit Radio Bob ein und ziehe dann die schweren Rollläden hoch. Ich schließe gerade die Sicherheitstür auf, als auch schon das vertraute knattern einer Harley ertönt und ein paar Sekunden später auf dem Bürgersteig hält.
Mit dem Fuß klemme ich einen Keil unter die Tür und trete mit verschränkten Armen raus in die noch angenehme Morgenluft.
"Na Britain-Boy, ausgeschlafen?" Jack zieht den Helm ab und schüttelt einmal kurz den Kopf, doch seine Haare bleiben unordentlich und lassen ihn aussehen, als wäre er gerade aus dem Bett gestiegen.
"Hi Darling, natürlich. Kann ich hier stehen bleiben?"
"Nein, fahr direkt rechts in die Einfahrt, da steht meine Maschine auch. Du wirst die nächsten Stunden hier verbringen, nicht das du einen Strafzettel bekommst", ich zeige ihm den Weg und warte bis er zurück vor meinen Laden kommt. Lässig schlendert Jack um die Ecke und steckt etwas unsicher seine Hände in die Jeanstaschen.
"Aufgeregt?"
"Ein bisschen", aber an der Unsicherheit in seiner Stimme merke ich, dass ihm der Arsch auf Grundeis geht.
"Rein mit dir", ich nicke mit dem Kopf zur Tür und er geht vor.
"Wow, gar nicht so dunkel wie ich gedacht habe", Jack dreht sich im Kreis und nimmt mein Studio unter die Lupe.
"Ich mag es eher hell, ist das dein erstes Tattoo?"
"Äh, yes", er ist tierisch nervös.
"Okay, pass auf, ich gebe dir als erstes die Pflegehinweise, dass es wehtut brauch ich dir nicht zu verklickern oder?"
"Verklic - What?" Ich muss lachen und nehme den Zettel mit den Pflegehinweisen vom Tresen, die mir Kim immer im Büro kopiert, weil ich hier unten keinen Drucker habe und oben grundsätzlich kein Papier ist oder Druckerpatronen fehlen.
"Hier steht, wie du das Tattoo pflegen sollst, leider ist es etwas schwierig allein an den eigenen Rücken zu kommen. Hast du jemand der das für dich übernehmen kann?"
"No, ich will auch keinen der Jungs fragen. Kann ich nicht hier her kommen und du machst das?", er legt den Kopf schief und sieht mich fragend an.
"Ich bin nur zum tätowieren hier und nicht für die Nachbehandlung. Hast du keine Freundin, frag doch Lou, die übernimmt das bestimmt", den letzten Teil sage ich schärfer als beabsichtigt.
"Ich habe nichts mit Lou und werde auch nichts mit ihr anfangen. Die fickt mit jedem der Jungs", sagt Jack abfällig.
"Hör zu, da es dein erstes ist, übernehme ich morgen früh die Pflege. Aber am Wochenende habe ich keine Zeit. Einverstanden?"
"Absolutely Darling."
"Nenn mich nicht so, sonst leidest du gleich doppelt, wenn ich die Stärke einstelle. Los geht's", ich deute hinter den Tresen, dass er mir folgen soll. Wir gehen in den kurzen schmalen Flur und ich öffne die Tür zum Tattoo-Zimmer, sage Jack, das er den Oberkörper frei machen soll. In der Zwischenzeit schließe ich den Laden ab und mache die Musik lauter. Zurück in meinem Arbeitszimmer, steht Jack mit dem Rücken zu mir und guckt einige Skizzen an der Wand an.
"Alles Motive die ich schon tätowiert habe, dein Motiv habe ich noch etwas erweitert, wenn du willst."
"Zeig mal", ich zeige ihm den Entwurf und er guckt es sich interessiert an. Mein Blick gleitet über seinen perfekten, trainierten, leicht gebräunten nackten Oberkörper.
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1000 Meter in 5 Sekunden
AçãoMaggie, mit Anfang dreißig in ihren besten Jahren, taff, selbstständige Tattoo-Künstlerin, gründet einfach ihren eigenen Motorradclub in einer unangefochtenen Männerdomäne. Beziehungen liegen ihr nicht, denn bevor es im peinlichen Schweigen am näch...