Teil 50

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Giovanni ist der Besitzer eines edlen italienischen Restaurant. Ich komme mir völlig fehl am Platz vor, Aleks scheint wohl zu merken wie unwohl ich mich fühle und legt unter dem langen weißen Tischtuch beruhigend eine Hand auf mein Knie. Ich gucke sie etwas zerknirscht an.

"Es ist Mittagszeit, also noch wenig Gäste. Warte mal", sie zieht ihre schwarze Strickjacke aus und zum Vorschein kommt eine knallrote, enge Lederkorsage, die vorne geschnürt ist und ein Wahnsinnsdekolleté ans Tageslicht befördert.

"Besser?", fragt sie mich mit einem herausfordernden Lächeln, ich grinse sie an und Raúl bekommt fast den Mund nicht mehr zu. Jack verzieht nur kurz die Augenbrauen und guckt dann amüsiert aus dem Fenster.

Die Bedienung bringt uns eine große Platte mit verschiedenen Antipasti und ich beginne mit Bruschetta und ein paar schwarzen Oliven. Ich will mir gerade noch eine von den leckeren schwarzen Dingern schnappen, als Jack und meine Finger sich berühren. Wie vom Blitz getroffen zucke ich zurück und Aleks fängt neben mir an zu kichern.

"Ihr seid ja absolut Zucker. Linda hätte auch Spaß mit Euch, aber die kommt leider erst nächste Woche mit ihrer Familie. Tja, Jack, man sollte eine Frau nie verärgern, und wenn es dabei auch nur um eine Lappalie geht", Aleks leckt sich ihre perfekt manikürten langen Fingernägel ab und ihr Mann sieht sie durchdringend an.

"Glaub ihr kein Wort", flüstert er Jack ins Ohr und lässt dabei seine Frau nicht aus den Augen. Aleks setzt sich kerzengerade in ihrem Stuhl hin, legt ihre Arme auf dem Tisch ab und beugt sich ein Stück nach vorne. Marin's Blick wird vor Leidenschaft noch dunkler.

"Mein Zimmer ist vielleicht ein bisschen eingestaubt, ich bin es aber nicht, mein Lieber", sagt sie herausfordernd. Jack und ich gucken uns verwirrt an. Aleks lehnt sich wieder zurück und Marin fängt eine Unterhaltung mit Jack und Raúl an, als ob nichts gewesen ist.

"Als ich Marin kennengelernt habe, war ich noch als Hure und Domina im Rose tätig. Er hat sich am Junggesellenabschied seines verstorbenen Schwagers in mich verguckt und danach konnte er die Finger nicht mehr von mir lassen, trotzt meines Job's."

"Du warst Hure und Domina?", frage ich überrascht.

"Ja, viele Jahre, bis zu einem Zwischenfall, der auf einmal alles in Frage gestellt hat. Es hat ein paar Umwege gebraucht, bis wir endlich zusammen gefunden haben. Aber seitdem sind wir glücklich und haben sogar zwei Kinder. Und wie bist du in einen Motorradclub geraten?"

"Ich hatte erst meinen eigenen, nach dem Tod von meinem Zwillingsbruder", ich muss kurz pausieren. "Aber der Konkurrenzclub, hatte es auf uns abgesehen und da kam mir das Angebot von Martin ganz recht. Ich bin Tättowiererin und habe einen sechszehnjährigen Sohn, zu mehr Familie hat es nicht gereicht."

"Du hast dich also ganz allein um deinen Sohn gekümmert?"

"Ja, der Erzeuger wusste bis vor Kurzem noch nicht mal das es Phillip gibt. Plötzlich war er der Meinung mich vor Gericht zu ziehen um seine Rechte als Vater einzufordern. Aber er hat den Prozess verloren und musste richtig tief in die Tasche greifen", das Essen kommt und Aleks dreht sich in ihrem Stuhl weiter zu mir.

"Richtig so Bitch. Wir müssen den Männern immer wieder zeigen, dass wir die dicksten Eier haben", lacht sie und ich stimme mit ein.

"Toni", ruft Aleks auf einmal und zieht den letzten freien Stuhl raus. Toni gehört definitiv zum älteren Semester, graue Haare, aber in absoluter Topform.

"Meine Damen", er schließt Aleks in eine feste Umarmung und ich stehe auch kurz auf.

"Und du bist also Maggie, freut mich dich kennenzulernen. Martin schwärmt in den höchsten Tönen von dir. Die Bloddy Ghosts haben es wohl endlich aufgegeben und lassen euch in Ruhe", er lässt meine Hand los und setzt sich neben Aleks.

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