"Rubina Hale, würden sie uns die Ehre erweisen in diesem Unterricht aufzupassen? Sie können mir doch bestimmt sagen, was ich in den Letzten fünf Minuten gesagt habe, oder?", sagte der Biolehrer, Mr. Siper, mit seiner typisch gelangweilten Stimme. Aber er wusste gar nicht, in was für eine Falle er da getappt war. Ich räusperte mich und begann Wort für Wort alles wiederzugeben, was er gesagt hatte. "Die Gentechnik ist ein biotechnisches Verfahren, welches vor etwa 8000 Jahren zum ersten mal an dem von uns heute bekannten Mais angewendet wurde. Heute ist diese Technik so weit fortgeschritten, dass hoch geschulte Forscher in der Lage sind, die Gene einer Maus so zu verändern, dass diese an manchen Stellen ihres Körpers grün fluoreszierende Effekte aufweist. Die Kunst der Gentechnik lässt sich in fünf Bereiche aufteilen. Die grüne Gentechnik als Anwendung bei Pflanzen, die rote Gentechnik als Anwendung in der Medizin, die weiße Gentechnik als Anwendung in der Industrie, die graue Gentech -" "Ja ist ja gut du bist erlöst! Ich frag auch nicht mehr", unterbrach Mr. Siper mich. Das, was mir an Orientierungssinn fehlte, machte ich mit Erinnerungsvermögen wett. Obwohl, wenn ich mir das letzte Jahr ansah, stimmte das zwar eher nicht, aber sonst hatte ich ein super Gedächtnis. Und das half mir manchmal echt, wenn ich im Unterricht meine Augen woanders hatte als an der Tafel. Bei Jake zum Beispiel. Ich wusste nicht wieso, aber irgendwie faszinierte er mich. Wie er da saß und nach vorne starrte, neben seinem besten Freund Noah. Ich fragte mich, ob meine Faszination für ihn von der Verbindung zwischen mir und Elody herrührte. Manchmal hoffte ich das sogar, weil Jake mittlerweile wie ein Magnet für meine Augen geworden war. Vielleicht lag das aber auch einfach nur an Jake. Rebecca starrte ihn nämlich genauso an, nur, dass sie dabei noch peinlich ihre Haare zurückwarf und ihm zuzwinkerte. Eingebildete Gans. Also starrte ich ihn weiterhin im Stillen an, während Mr. Siper noch lange über Gentechnik schwadronierte.
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"Hallo, hier spielt die Musik!". Allison schnipste dramatisch vor meinem Gesicht herum. "Du sollst doch Jake nicht so anstarren, sonst wirst du noch wie Rebecca", sagte sie mit gespielt warnendem Unterton, während sie das Haare-Zurückwerfen von ihr imitierte. Das sah dem Original tatsächlich sehr ähnlich, nur an dem hässlichen Wasserstoff - Blond von Rebeccas Haaren musste sie noch arbeiten. "Oder starrst du etwa Noah an? Dazu kann ich nur eins sagen: du verletzt den Freundschaftskodex!". Dass Allison auf Jakes besten Freund Noah stand war allgemein kein Geheimnis. Die einzige Person an dieser Schule, die das nicht zu wissen schien, war Noah selbst. Deshalb, und auch weil Noah mich nicht interessierte, setzte ich eine versöhnliche Miene auf. "Noah gehört dir, ich weiß. Aber warum fragst du ihn nicht einfach mal, ob ihr euch trefft? Das tut bestimmt nicht weh". "Auf keinen Fall! Ich bin doch nicht so lebensmüde einen Korb zu kassieren, das würde mich auf ewig verfolgen! Außerdem soll er mal schön kommen, ich mach mir doch nicht die Hände schmutzig". Diese Einstellung hatte sie, wenn man Avery und Darcy glauben konnte, von denen ich dieses wertvolle Stück Information bekommen hatte, schon seit der elften Klasse. "Aber um Noah geht es jetzt auch gar nicht!", sagte Allison entrüstet, weil wir schon wieder darüber sprachen. "Sondern?", fragte ich. "Wir sollten über deinen Geburtstag reden! Du wirst Samstag achtzehn. Das müssen wir feiern!", antwortete sie enthusiastisch. Ich erstickte fast an meinem schlechten Hühnchensalat. Eine Party, na toll. Davon musste ich sie unbedingt abbringen. "Warte, woher weißt du das eigentlich? Ich hab dir das nicht erzählt!", sagte ich. Ich hatte es mit keinem Wort erwähnt, weil ich auch gar nicht wollte, dass sich da irgendwer Gedanken macht. So jemand war ich nicht. Geburtstage von anderen liebte ich, ich legte mich unglaublich ins Zeug wenn es darum ging, anderen eine Freude zu machen. Aber für mich selber war das etwas anderes. Ich konnte es nicht ausstehen, zu wissen, dass jemand sich um mich sorgte. "Ich finde alles heraus! Und glaub ja nicht, dass du mich irgendwie davon abbringen kannst. Versuch es erst gar nicht, das funktioniert nie", antwortete sie. Langsam ließ ich meine Hände sinken, entschlossen, mir einfach anzuhören, was sie vorhatte. Vielleicht meinte sie mit Party ja auch nur sich und mich. Aber schon als sie anfing zu sprechen, bereute ich, das auch nur gehofft zu haben. Wenn Allison etwas plante, dann so richtig. "Also, ich dachte daran, dass wir nur ein paar Leute aus der Stufe einladen", sagte sie und fing an, aufzuzählen. Und schon nach dem fünften Namen stellte ich fest, dass Allison eine völlig andere Vorstellung von 'ein paar' hatte. "...und noch Jake und Noah, wir müssen ja schließlich unsere Chancen erhöhen", beendete sie ihre lange Liste mit einem Augenzwinkern. "Und wo willst du diese vierzehn" "Fünfzehn", berichtigte sie mich. Ich seufzte und begann vorn vorn. "Und wo willst du diese fünfzehn Leute unterbringen? Das erlauben meine Eltern nur, wenn Weihnachten und Ostern auf den gleichen Tag fällt. Dreimal hintereinander", sagte ich und meinte es auch so. Sowas wollten meine Eltern sicherlich nicht. "Ach, überlass das mal mir, deine Mutter liebt mich jetzt schon. Mit ein bisschen Arbeit überlassen die uns das Haus schon", erwiderte Allison, als ginge es hier um die Anschaffung einer Blume. Mit einer Sache hatte sie allerdings Recht: meine Mom liebte sie. Als Allison letzte Woche gegangen war, hatte sie direkt angefangen davon zu schwärmen, was Allison für eine tolle Freundin war, und dass sie total begeistert davon sei, wie schnell ich Freunde hatte finden können. Ich zweifelte keine Sekunde daran, dass Allison sie überreden konnte, uns das Haus zu überlassen, aber für fünfzehn Leute? "Müssen es wirklich so viele sein? Reichen nicht sechs oder so?", versuchte ich es. Allison sah mich erschrocken an. "Soll ich das jetzt als persönliche Beleidigung nehmen oder als Beleidigung von Partys generell? Sechs Leute sind definitiv nicht genug, selbst fünfzehn sind noch wenig, willst du nicht noch jemanden einladen?", fragte sie. Ich beschloss, einfach mitzuspielen, da mein Protest sowieso nichts brachte. "Ja, Avery und Darcy aus der Elften. Die sind mit mir beim Tanzen, die können wir noch einladen. Aber nur, dass das klar ist, du überredest meine Eltern!", stellte ich klar. Allison drückte leicht meine Schulter. "Entspann dich, das wird schon! Es wird Zeit, dass du dein langweiliges Dasein beendest! Du wirst schließlich achtzehn!". Das überzeugte mich ein wenig und ich bekam sogar ein kleines Lächeln zustande. "Ich verlass mich auf dich, Allison!"
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DIE TWICE
FantasyAls Ruby nach Minnesota zieht, begegnet sie nicht nur Jake, der noch immer den Tod seiner Freundin verarbeitet, sondern hat auch das Gefühl, dass sie das alles schon einmal erlebt hat. Schnell wird ihnen klar, dass Ruby und Elody, Jakes tote Freundi...