"Ruby, bist du dir auch ganz sicher, dass du das wirklich durchziehen willst?", flüsterte Allison während sie sich im Korridor an mich drückte. Sie war schon den ganzen Tag so gewesen. Ihr schien die Vorstellung eines Verrückten, der sich in einer Waldhütte verschanzte um die Weltherrschaft zu übernehmen, nicht mehr aus dem Kopf zu gehen, seit ich ihr erzählt hatte, dass Damian Black vielleicht nicht mehr alle beisammen hatte. "Ja ich bin mir sehr sicher. Und das solltest du dir auch sein anstatt mich verrückt zu machen. Wir werden da drin ja nicht sterben. Wir statten ihm nur einen Besuch ab, um etwas mehr über diese ganze Erinnerungssache zu erfahren. Wir bitten ihn ja nicht um eine Geisterbeschwörung oder so". "Also so, wie ich Damian einschätze, würde er das machen", kam es von hinten. Vor dem Schuss einer Atomwaffe hätte ich mich weniger erschrocken als vor Jakes tiefer Stimme. Ich scheiterte kläglich bei dem Versuch, nicht zu zucken und drehte mich im Gehen zu ihm um. Er schaute mich amüsiert an, natürlich war ihm meine Reaktion aufgefallen. "Geister? Ernsthaft?", fragte Allison und in ihre Stimme schlich sich ein kleiner Hauch von Hysterie. Sie würde es Jake vermutlich auch abkaufen, wenn er ihr erzählt hätte, dass Damian pflegte, das Haus in Unterhosen zu verlassen oder tote Tiere zu rauchen. Mit einem belustigtem Augendrehen sah ich zu meiner Freundin. "Er zieht dich nur auf, Allis. Der Typ mag vielleicht verrückt sein aber nicht so", sagte ich und hoffte, dass ich das auch so meinte. "Überzeugt euch davon am besten selbst", sagte Jake und überholte uns. "Kommt mit. Es ist nicht so weit".
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Das Klopfen an der Tür klang sehr viel enthusiastischer als ich mich fühlte. Damian schien wirklich in einer Waldhütte zu wohnen. Groß war dieses Haus jedenfalls nicht. Das Holz war schmutzig und die Werkstatt neben dem Haus war nur mit rostigem Wellblech abgedeckt. Wüsste ich es nicht besser, würde ich sagen, dass niemand in diesem schwer als Haus zu bezeichnenden Gebäude lebte. Aber ich zwang mich dazu, nicht vorschnell zu urteilen, ging zwei Schritte von der Tür weg und setzte ein höfliches Lächeln auf. Hätte ich nicht so dringend Antworten gebraucht, hätte ich mir das sicherlich nochmal überlegt, aber ich sah keine andere Möglichkeit. Außerdem war ich nicht alleine. Jake lehnte mit verschränkten Armen an dem kleinen Treppengeländer und Allison stand schräg dahinter, wie ein Kind, dass sich hinter seinen Eltern versteckt. Wir warteten. Und warteten. Es verstrichen ein paar Minuten, dann klopfte ich nochmal. Diesmal eindringlicher. Jetzt hörte man Schritte von der anderen Seite und ein junger, erstaunlich gut aussehender Mann öffnete die knarzende Haustür. Als er Jake sah, breitete sich ein sympathisches Lächeln auf seinem Gesicht aus. "Jake! das ist aber eine schöne Überraschung! Und du hast sogar Begleitung mitgebracht. Kommt schnell rein, es zieht", sagte der Mann, der Damian sein musste freundlich. "Hi, Damian. Das sind Ruby", er deutete auf mich, "und Allison kennst du ja noch". Allison kannte Damian? Persönlich oder aus Erzählungen? Meine Gedanken wurden abrupt unterbrochen, als Damians Blick mich traf. Es schien, als könnte er mir direkt in die Seele blicken und gleichzeitig leuchtete in seinen Augen echte Freude, mich zu sehen. "Wie lief es so?", fragte Jake weiter. "Ja muss ja, nicht wahr?", erwiderte Damian ein wenig traurig. Aus Jakes Erzählungen schloss ich, dass auch ihm Elody sehr wichtig war. Und in kurzem Abstand seine Nichte und den Respekt der ganzen Familie zu verlieren, stellte ich mir nicht einfach vor. Langsam betrat ich hinter Jake das Haus, welches von innen deutlich gemütlicher eingerichtet war, als es von außen den Eindruck machte. Von einem kurzen Flur, an dessen Wänden Familienfotos hingen, gingen drei Räume ab und eine schmale, geschwungene Treppe führte ein Stockwerk höher. Ich streifte meine Schuhe ab und stellte sie unter den dafür vorgesehen Hocker. Auf Zehenspitzen schlich ich in den Raum, in dem Damian und Jake gerade verschwunden waren, Allison war immer dicht hinter mir. Ihr schien die Situation noch immer nicht geheuer zu sein. Der Raum entpuppte sich als kleines, aber gemütliches Wohnzimmer mit einer kleinen Sofaecke und einem Ohrensessel. Langsam ließ ich mich auf dem Sofa nieder, so dicht neben Jake, dass sich unsere Knie berührten. Niemand von uns bewegte sich, er drückte sogar noch ein bisschen. Unsicher lächelte ich ihn an und er zwinkerte mir aufmunternd zu. Ich fasste Mut und begann zu sprechen. "Also, wie sie sich wahrscheinlich schon gedacht haben" "Bitte sag du, ihr seid ja nicht hier, um mich zu verhaften. Hoffe ich zumindest", unterbrach Damian mich schmunzelnd. "Also, wie du dir wahrscheinlich schon gedacht hast, sind wir nicht ohne Grund hier. Jake sagte, du könntest mir vielleicht weiterhelfen, denn ich habe in letzter Zeit etwas seltsames beobachtet", sagte ich und dann erzählte ich ihm alles von den Erinnerungen und der Kiste, ich erwähnte auch diesen komischen Traum, in dem ich das Gefühl hatte, dass ich falle. Nur den Kuss ließ ich aus, schließlich war Damian für mich noch immer ein Fremder. Als ich meinen Bericht beendet hatte, war es eine Weile still. Damian hatte seinen Kopf in die Hände gestützt und schien nachzudenken. "Hattest du vor einem halben Jahr einen Unfall oder ähnliches?", fragte er. Das, was ich ihm erzählt hatte, überraschte ihn scheinbar nicht im Geringsten. "Vor einem halben Jahr lag ich im Koma. Der Unfall war ein paar Monate davor", antwortete ich wahrheitsgemäß. Ich konnte spüren, wie Jake mich von der Seite verwundert ansah. Er hatte nichts über den Unfall gewusst. Niemand hatte das. Umso mehr war er jetzt natürlich überrascht, dass ich es einem Fremden erzählte. Aber dafür hatte ich jetzt keine Zeit, also weigerte ich mich, seinen Blick zu erwidern. Ich sah stattdessen zu Damian, der aussah, als wäre ihm der heilige Gral persönlich begegnet. "Im Koma?", fragte er. Ich nickte gespannt. "Dein Körper war zu schwach. Es hat funktioniert. Es - sie hat es geschafft. Elody hat es geschafft. Ich wusste, dass sie es schafft. Was ein Zufall, dass du -". Ich verstand gar nichts mehr. Wieso war mein Körper zu schwach? Und was hatte Elody geschafft? Was meinte er mit Zufall? Allison schaffte es, all meine Fragen in einem Wort zusammenzufassen. "Hä?", machte sie und ich konnte ihr nur zustimmen. Ich bezweifelte stark, dass irgendjemand ausßer Damian verstand, worum es ging. Eine Weile schien er noch seinen Gedanken nachzuhängen. Dann fing er wie aus dem Nichts an, eine Legende zu zitieren.
"Wenn du einen Black willst töten, dann ist viel Geschick von Nöten. Das Himmelreich bleit ihnen verwährt, beim ersten und beim zweiten Mal, es ist ein Wunder, wenn man erfährt, wessen Körper er stahl.
Der neue Körper, voller Leben, der wird jedoch nur vergeben, wenn dessen Seele schon verblasst und sie bald zu sterben pflegen.
Entführt in ein neues Leben, nur Schlüsselerinnerungen sind gegeben. Nun müssen sie sich überlegen, einen neuen Anfang anzustreben. Von nun an sind sie neu erschaffen und die Erinnerungen verblassen, ans alte und ans neue leben, als hätte es das nie gegeben.
Der dritte Körper wird ihr letzter sein, denn alles hat ein Ende. Dann ziert ihr Grab schon bald ein Stein, gelegt durch fremde Hände."
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DIE TWICE
FantasyAls Ruby nach Minnesota zieht, begegnet sie nicht nur Jake, der noch immer den Tod seiner Freundin verarbeitet, sondern hat auch das Gefühl, dass sie das alles schon einmal erlebt hat. Schnell wird ihnen klar, dass Ruby und Elody, Jakes tote Freundi...