Epilog

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6 Monate später

"Als ob dich das so stören würde, du hast schon viel Schlimmeres überstanden", neckte Jake mich. Ich drückte seine Hand fester, zog sie aber direkt wieder zurück, weil ein ziehender Schmerz meine Hand hochschoss. Sanft zog Jake meine Hand wieder zu sich, dabei ließ er aber meinen Ringfinger aus, der mit einer Folie beklebt war. Darunter befand sich das Tattoo eines Unendlichkeitszeichens. Das Tattoo, das Jake sich zuvor mit Elody geteilt hatte, teilte er jetzt mit mir. Aber wir hatten eine kleine Änderung vorgenommen. Meines war rot. 'Rot wie die Liebe?', hatte Jake gefragt. 'Rot wie das Blut, was es gekostet hat, um hier zu landen', hatte ich geantwortet. Ich dachte immer noch mit Schrecken an die Ereignisse an der Schule zurück. 6 Monate. 6 Monate ohne ein drittes Leben. 6 Monate ohne Damian. In dieser Hinsicht die besten Monate meines Lebens. In anderer Hinsicht fing Allison langsam erst wieder an, mit Noah zu reden. Der Schnitt war zu tief, um völlig zu heilen. Es würde eine Narbe bleiben. Sie würde kaum sichtbar sein, aber sie würde da sein. Aber schließlich waren es ja unsere Narben, die einen Menschen erst liebenswert machten. Unwillkürlich rückte ich ein bisschen näher an Jake heran, der daraufhin seinen ganzen Arm um mich legte. "Das war eine tolle Idee, oder?", sagte er und sah mich abwartend an. "Jetzt bilde dir mal nicht zu viel darauf ein", antwortete ich. "Wenn Avery und Darcy nicht hellauf begeistert von ihrem Tattoo erzählt hätten, hätte ich nie auf dich gehört". Tatsächlich hatten die beiden letzten Freitag ihre Tattoos gezeigt und daraufhin war ich Jakes Vorschlag gar nicht mehr so abgeneigt gewesen. Aber dass es so unangenehm war, hatte mir natürlich niemand erzählt. Natürlich hatte ich schon durchaus schlimmeres überstanden. Die Platzwunde und die anschließenden zwei Wochen mit Gehirnerschütterung zum Beispiel. Das hieß aber immer noch nicht, dass ich mich nicht beschweren durfte. Ich blickte nach unten, um nicht von den Reststrahlen der untergehenden Sonne geblendet zu werden. Langsam schlenderten wir die Straßen entlang, ohne ein Ziel. Keiner von uns wollte nach Hause. Denn wir hatten unser Zuhause bei uns. So fühlte es sich nämlich an, wenn ich mit Jake zusammen war. Wie ein Zuhause, bei dem ich jederzeit willkommen war. Ich lehnte meinen Kopf gegen seine Schulter und gemeinsam blieben wir einen Moment stehen. Der Himmel färbte sich rot und diesmal vermischten sich vor meinem Auge das Rot der Liebe und das Rot der blutigen Fußspuren, die wir auf dem Pfad hierher hinterlassen hatten. Denn letztendlich war alles miteinander verbunden. Und in diesem Moment wurde mir eine Sache klar: ich brauchte keine drei Leben, um es zu genießen. Dieses eine reichte völlig.

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