RAFAEL
Es dauerte nicht lange, da erklangen Schritte im Wald. Rafael hob den Kopf und sah, wie Sam und ein kleiner Junge auf ihn zu kamen. Sam fuhr dem Kind sanft über die Schultern und sagte leise: „Alpha? Das ist Christian. Er hat die Wölfin gestern gefüttert. Ich glaube, ihm und Katja vertraut die Kleine am meisten." Der Junge nickte eifrig und flüsterte: „Wir müssen Engel helfen! Was kann ich tun?" Die Ärztin hob eine kleine Sprühdose und gab diese dem Kind in die Hand. Leise ermahnte sie ihn: „Das ist ein Betäubungsgas. Halt es schön von deinem Körper weg, sprühe es so auf sie, so das sie es einatmen muss und dann komm sofort wieder zurück. Das Gas wirkt innerhalb von paar Sekunden. Wenn sie bewusstlos ist, kannst du wieder reinklettern und sie da rausholen. Verstanden?" Christian nickte ernst und nahm die Dose an sich. Dann sah er skeptisch auf die Rudelärztin. „Das wird Engel aber doch nicht schaden oder," fragte er. Die Frau schüttelte ruhig den Kopf und sagte: „Nein, Kleiner. Mach dir keine Sorgen. Es bewirkt nur dass sie schläft, mehr nicht." Der Junge nickte zufrieden und kroch behutsam in die Wurzelhöhle. Rafael presste seine Lippen fast zusammen. Sein Wolf knurrte wütend. Das Seelentier war hochgradig frustriert, weil es selber nicht in die Höhle hineinpasste um seine kleine süße Omega da rauszufischen und so trabte das Tier in seinem Innern mit gesträubten Fell und gebleckten Zähnen auf und ab.
Ein leises zischendes Geräusch aus dem Wurzelversteck unter der alten Eiche drang an ihrer aller Ohr und dann robbte Christian rückwärts wieder aus der Dunkelheit hervor. Der kleine Junge schnaufte und sagte: „Sie ist echt nicht glücklich! Engel hat mich sogar kurz angeknurrt..." Sam seufzte und sagte: „Joar, damit müssen wir jetzt rechnen. Irgendwer hat dieser Omega schwer und übel mitgespielt. Sie wird vermutlich noch schlimmeres tun als nur zu knurren, wenn sie sich in die Ecke gedrängt gefühlt." Die Rudelärztin sah auf ihre Uhr und murmelte: „Soooo... Jetzt müsste sie schlafen. Wir sollten dennoch noch eine Minute warten bis die Wirkung des Gases in der Luft vollständig verflogen ist und der Kleine sich nicht ebenfalls mitbetäubt, wenn er wieder reinkriecht." Leicht sarkastisch brummelte Christian: „Na, das ist doch mal ein Plan!" Sam kicherte leise und auch der Alpha schmunzelte. Eva hob eine Augenbraue und sagte: „Werd' nicht frech, junger Mann!" Doch das leichte Zucken ihrer Mundwinkel verriet sie, so dass sie sich schließlich der allgemeinen Heiterkeit anschloss. Der kleine Junge ließ sich wieder auf alle viere nieder und kroch zurück in die Höhle. Nur kurze Zeit später hörte man ein Ächzen und Japsen, dann krabbelte das Kind rückwärts langsam, Stück für Stück wieder hervor und zog die kleine schwarze Wölfin am Nackenfell hinter sich her. Ängstlich sah er zu der Rudelärztin und fragte: „Hab ich ihr jetzt auch nicht wehgetan?" Die Frau schüttelte mit einem sanften Lächeln im Kopf: „Nein. Keine Angst... Das hast du großartig gemacht." Rafael hatte sich bereits niedergebeugt und die kleine Wölfin hochgehoben. Sein Seelentier jaulte vor Glückseligkeit. Das innere Tier hüpfe wie ein Flummi auf Koks auf und ab, wedelte dabei so heftig mit der Route, dass diese fast einen Kreis beschrieb und wollte die süße, kleine Wölfin sofort in sein Bett entführen, damit sie dort ein Nest bauen konnte. Rafael schüttelte entgeistert den Kopf.
Sein innerer Wolf hatte sich auf einen einzigen Blick verliebt. Dieses Weibchen würde ihm niemand wieder ausreden können. Das Seelentier saß jetzt hechelnd voll Glückseliger Dummheit da und stierte auf das kleine Wölfchen in seinen Arm.„Alpha"? Eva streckte ihre Hände aus, um Mia in Empfang zu nehmen. Doch Rafael fauchte... Seine Stimme war tief und grollend, als er leise das Wort ‚Meins!' knurrte. Sam legte den Kopf schief und sagte: „Jepp, Eva... fass sie lieber nicht an. Ich denke, es ist einfacher wenn der Alpha sie zurück zum Rudelhaus bringt. Vielleicht hat sich sein Seelentier bis dahin beruhigt und lässt zu, dass du sie berührst und UNTERSUCHST!" dieses letzte Wort zischte die Beta in Richtung Rafaels, der schüttelte unwillig den Kopf, als müsse er Nebel aus seinen Gedanken vertreiben. Dann setzte sich der große Mann mit dem winzigen Wolf in den Armen in Bewegung, Christian lief aufgeregt neben ihm her, streichelte immer wieder über die kleine Pfote die über die Armbeuge des Mannes hing und plapperte unruhig auf den Alpha ein.
Am Waisenhaus angekommen eilte ihnen Luna Anna entgegen. „Geht es ihr gut?" Rafaels Mutter sah besorgt auf die bewusstlose Wölfin in den Armen ihres Sohnes herab. Als Rafael finster ihren Blick erwiderte, leuchteten seine eigentlich dunklen Augen in einem strahlend hell goldenen Licht. Sein Wolf war nahe an der Oberfläche und weigerte sich, seine gewählte kleine Gefährten loszulassen. Anna hob abwehrend die Hände und sagte: „Niemand nimmt sie dir weg. Beruhigt dich also... komm bring sie zum Rudelhaus." Zustimmend knurrte der Alpha und trug seine Kleine zu dem schwarzen BMW.....
Während der Fahrt folgte Rafael dem verzweifelten Drang seines inneren Tieres und vergrub sein Gesicht im Nackenfell der kleinen Omega. Sein tiefes, kehliges Schnurren ließ dabei die Scheiben des Autos vibrieren. Kaum zu Hause angekommen wurde die Tür aufgerissen und Grinsebacke Sascha stand vor dem Auto. Ausnahmsweise vollkommen ernst er sah Rafael an und sagte: „Die Krankenstation ist vorbereitet, Alpha. Jason wartet auch schon..." Umständlich rutschte Rafael mit seiner süßen Last in den Armen von der Rückbank und trug sie schnell ins Haus. Eva folgte ihm auf den Fersen, während Sam zurückblieb und ihrem Bruder besorgt ansah. „Sie ist schon viel zu lange bewusstlos," sagte sie leise. Sascha hob die Augenbrauen und fragte: „War es zu viel Betäubungsgras oder liegt das an dem Unfall." Sam seufzte und sagte: „Mutmaßungen, Brüderchen... aber wenn du mich fragst, wird es die Folge des Unfalls sein. Ich glaube sie ist um einiges schwerer verletzt als wir alle denken..."
Währenddessen hatten Rafael, Anna und Eva die Krankenstation erreicht und wenn auch zögernd legte der junge Alpha die schwarze Wölfin auf die Liege. Jason Reitmeier, der Gefährte von Eva zog bereits eine Spritze mit dem Serum auf, welche eine Rückwandlung in die Wege leitete. Gereizt begann Rafael zu knurren. Eva sagte ruhig: „Alpha ... vielleicht solltest du den Raum verlassen." Rafaels Stimme hatte nichts menschliches mehr an sich, als er sich drohend zu seiner vollen Größe aufrichtete und mit gefletschten Zähnen kaum hörbar antwortete: „Versuch mich von ihr zu trennen!" Augenblicklich legte Eva den Kopf zur Seite und präsentierte ihren Hals in einer Geste der Unterwürfigkeit. Und nicht nur sie. Die ungeheure Alpha Energie, die von dem großen schwarzhaarigen Mann ausstrahlte brachte selbst die Luna zur Unterwerfung. Kurz darauf öffneten sich die Tür zum Krankenzimmer erneut und Gabriel und Daret traten ein. Der Alt-Alpha überblickte die Situation sofort und trat mit einem einzigen, großen Schritt zwischen seinen Sohn und die Rudelärztin und brach damit den Alphabann. Dann packte er Rafael und zwang ihn rückwärts gegen die Wand. Doch kaum war der eine Zwilling unter Kontrolle, flippte der andere aus. Jetzt war es Gabriels Wolf der aufstieg und verzweifelt um die Kontrolle kämpfte. Das Seelentier wollte sich wandeln. Sich zu dem süßen kleinen Weibchen legen, für sie sorgen, sie wärmen und beschützen. Daret stöhnte, verdrehte die Augen und sagte: „Oh Göttin, das kann doch wohl jetzt nicht dein Ernst sein!" Sprachs, packte seinen Zweitgeborenen am Nacken und drückte ihn neben dessen Zwilling gegen die Wand. Er wandte seine eigene Alpha Energie ein, um die Wölfe seine beiden Söhne unter Kontrolle zu bringen. Die Jungs schüttelten den Kopf als wären sie aus einem Traum erwacht, während ihre inneren Tiere sich zurückgezogen und die Menschen wieder ans Steuer ließen. Während dessen hatte Jason der schwarzen Wölfin die Spritze gegeben und wartete darauf, dass das Serum anfängt zu wirken.Und die Wirkung ist auch nicht lange auf sich warten. Langsam begannen die Knochen zu brechen und wieder anders zusammen zu wachsen, das Fell zog sich unter die Haut zurück und aus dem Wolf wurde eine junge schwarzhaarige Frau. Der Blick der beiden jungen Alpha wurde Besitzergreifend.
Jetzt hatten nicht nur die inneren Tiere gewählt. Rasch zog Eva ein Laken über den nackten Körper der jungen Frau, die nicht nur die Spuren des Autounfalls trug, sondern auch die Zeichen einer in der Vergangenheit liegenden Folter. „Grundgültige Göttin!" Bei dem Ausruf drehten sich alle im Raum befinden Wandler sich zu der dunkelhäutigen Beta herum. „Ich kenne sie!" Anna sah Sam mit einem scharfen Blick an und fragte: „Was meinst du damit, du kennst sie? Woher?" Sam räusperte sich und sagte: „Von den Blackfords. Sie ist eine der Omegas, die aus dem Hamburger Rudel stammen. Das Rudel, wegen dem wir ins Ruhrgebiet gereist sind...
Diese Frau dort... Das ist Mia!"
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Mia
WerewolfJahre lang war ich in meiner Wolfsform gefangen. Gezwungen von meinem mir zugewiesenen Gefährten. Weil er eine andere wollte und sie nicht bekam, ließ er seinen Frust an mir an. Quälte, folterte und schändete mich auf jede nur erdenkliche Art und We...