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MIA

Das erste, was Mia spürte, als sie erwachte, war Wärme. Und eine kleine, wuselnde Bewegung an ihren Füßen. Dann eine weitere an ihrer Schulter... Die Omega runzelte die Stirn und öffnete die Augen. Als sie den Kopf zu Seite drehte, sah sie in schimmernde Smaragde. Die leuchtend grünen Augen blickten ihr aus dem Gesicht eines winzigen, weißen Welpen entgegen, der auf dem Nachthemd an ihrer linken Schulter herumkaute. Als der Winzling bemerkte, dass er aufgeflogen war, ließ er das durchgesabberte Kleidungsstück fallen, legte mit einem erbarmungswürdigen Winseln den Kopf schief, stellte die winzigen Lauscherchen auf und streckte die kleine Schnauze vor um an Mias Wange zu schnüffeln. Mit rauer Stimme krächzte Mia: „Na, du kleiner Racker... Göttin, bist du niedlich!" Als der Welpe bemerkte, dass sie nicht wütend war, rückte er mit eifrig wedelnder Rute auf sie zu und vergrub die kleine Schnauze an ihrem Hals. Ein totunglückliches leises, quietschendes Jaulen aus ihrer Fußgegend erregte Mias Aufmerksamkeit. Die junge Frau richtete sich auf und sah einen weiteren Welpen, tiefschwarz, mit leuchtenden, goldfarbenen Augen. Das winzige Ding lag wie ein Fußwärmer auf ihr, die kleinen Ohren flach angelegt und fiepte, als gäbe es kein Morgen.

„Aber, aber, Kleines... nicht weinen! Komm her." Sehnsüchtig streckte Mia ihre Hände in Richtung des zweiten Welpen, welcher sich nun erhob und jaulend und winselnd auf sie zu kroch, um sich dann in ihrem Schoß an den weißen Winzling zu kuscheln. Ein leises, tiefes Lachen erscholl von der Tür. Ein großer, schwarzhaarige Mann mit dunkelblauen Augen lehnte im Türrahmen, die Arme vor der muskelbepackten Brust verschränkt und sah mit einem liebevollen Lächeln auf die Szenerie vor sich. „Lass dich von dem Gejaule nicht täuschen," sagte er mit einem breiten Grinsen. Konstantin Blackford stieß sich von der Tür ab und ging langsam auf das Krankenbett zu, in welchem Mia gelegen hatte. „Willkommen zurück, Kleines. Darf ich dir die neuesten Mitglieder unseres Rudels vorstellen? Die kleine, schwarzfellige Schauspielerin auf deinem Schoß, das ist Emma. Und der kleine weiße Frechdachs, der Geschmack in deinem Nachthemd gefunden hat, das ist Elias." Tränen traten in die Augen der kleinen Omega, als sie auf die beiden Welpen heruntersah. „Alia hat also ihre Babys bekommen...," murmelte sie mit einem breiten, strahlenden Lächeln.
Kon nickte glücklich und ließ sich auf einem Sessel nieder. Der kleine Elias schnappte nach Mias Finger und begann mit seinen winzigen Milchzähnchen darauf herumzukauen um die dunkelhaarige Frau zum weiterstreicheln zu animieren. Der schwarzhaarige Alpha schüttelte grinsend den Kopf und murmelte: „Frecher Racker!" Sein Sohn sah auf und fiepte kläglich. „Ja, ja, ja, ich weiß... ihr habt schon ein schweres Los, ihr beiden. Viel zu wenig Leute hier die euch streicheln, mit euch spielen, mit euch schmusen... Ja, als Welpe hier ist es wirklich grauenvoll!" Bestätigend jaulte die kleine Emma und knabberte an Mias Handgelenk herum.

„Sie sind megagoldig!!!!" flüsterte Mia und kraulte die beiden Welpen hinter den Ohren. Es dauerte nicht lange und die winzigen Racker schliefen tief und fest, die kleinen Bäuchlein vertrauensvoll entblößt in dem festen Wissen, dass ihnen hier nichts Böses wiederfahren konnte. Konstantin beugte sich vor und stürzte sich auf seinen Knien ab, während er der jungen Omega in die Augen sah. „Geht es dir besser?"
Mia dachte nach... Sie fühlte in ihren Körper hinein und... tatsächlich! Da waren keine Schmerzen, kein Unwohlsein, gar nichts... es ging ihr gut!
Mia nickte und sah den Alpha fragend an. „Mir geht's großartig. Es tut nichts mehr weh. Aber wie kann das sein?"
Eine helle Stimme sagte: „Meine Mutter und ich haben ein wenig experimentiert...an einem Heilmittel für Omegas." Sarah betrat den Raum und setzte sich mit einem liebevollen Lächeln auf den Bettrand. Abwesend streichelte sie über Klein-Emmas flauschiges Bäuchlein, während sie Mia ansah. „Heilmittel?" fragte diese neugierig.

Die junge Käuterheilerin nickte und warf mit einem Zwinkern einen kurzen Blick zu Konstantin.
„Yep! Eine Kombination aus Kräutern und Alpha-Blut!" Der besagte Alpha verzog kurz das Gesicht und maulte: „Ja... Das war ne unschöne Sache!" Er spielte damit auf das Blutabnehmen an. Damit die Nadel durch die feste Haut eines Alphas dringen konnte, war ein Giftcocktail von Nöten, der den Wandler für einige Stunden völlig außer Gefecht setzte, indem er den Wolf ausschaltete und damit die Magie der Mondgöttin ... nebenbei verursachte das Zeug leider auch noch höllische Schmerzen.
Sarah schnaufte und sagte: „Das war alles auf freiwilliger Basis! Und außerdem habe ich mich mindestens schon fünf mal dafür entschuldigt, dass ich euch damit wehgetan habe!" Mia hob eine Augenbraue.
Die Heilerin wandte sich wieder ihr zu und erklärte: „Alia ist schließlich eine Omega. Und eure Heilfähigkeiten sind... nun sagen wir, nicht wirklich existent. Und mit dem, was sich da am Horizont zusammenbraut, dachten wir, dass es sinnig ist etwas wirksames im Hause zu haben. Du weißt schon, Sicherheit geht vor! Und ich hoffe du verzeihst uns... Aaaaaber... Du warst unser Versuchskarnickel..."
Mia schmunzelte und fragte: „Muss ich jetzt einen Testbogen ausfüllen? Oder glaubst du mir, wenn ich sage, mir geht's gut?" Sarah lachte. „Ich glaube dir... aber wir würden dich trotzdem gerne untersuchen. Wenn du kein Männchen dabei haben willst, machen das Mama und ich, ansonsten würde Christopher gerne ebenfalls mit von der Partie sein." Die Omega dachte kurz nach und dann antwortete sie: „Es macht mir nichts aus. Er hat mir sehr geholfen, als ich das erste Mal hier war. Allerdings gibt es da ein gravierendes Problem..." Konstantin richtete sich beunruhigt auf und fragte: „Welches denn, Kleines?" Mia deutete auf die beiden winzigen Welpen, die sich auf ihrem Schoß zusammen gekuschelt haben. Der Alpha schmunzelte. Dann streckte er die Hände aus und hob die kleinen Welpen an seine Brust. Der schwarze Winzling streckte sofort das Köpfchen vor, schnupperte, erkannte den Papa und krabbelte durch den Ausschnitt in sein Hemd hinein. Sarah lachte leise und sagte zu Mia: „Klein-Emma ist eindeutig ein Papa Kind! Wann immer sie kann, schmust sie sich unter diverse Kleidungsschichten." Lachend stand Mia auf und streckte sich genüsslich. Endlich... Oh, Göttin, tat das gut! Endlich keine Schmerzen mehr. Die schwarzhaarige junge Heilerin legte ihr einen Arm um die Schulter und dirigierte sie durch eine Tür in den Nebenraum. Adeline und Christopher standen zusammen am Kräuterregal und sichten gerade die Vorräte. Der Rudelarzt drehte sich um und sah Mia mit einem warmen Lächeln an. „Hallo Mia," sagt er und trat auf sie zu. „Du siehst gut aus. Keine Hämatome mehr, die Bisswunden sind alle verheilt und das auch noch ohne Narbenbildung! Fantastisch!" Sarah nickte begeistert. „Nicht wahr?" fragte sie strahlend. Auch Adeline, die Mutter der jungen Heilerin, kam jetzt mit einem sanften Schmunzeln auf die junge Omega zu. „Es freut mich so, dass es dir wieder gut geht, Mia. Für eine Zeit hast du uns echt Sorgen bereitet!" Christopher hatte sich bereits ein Stethoskop in die Ohren gestopft und gegonnen, Mias Atmung abzuhören, während er murmelte: „Ja, es war verdammtes Glück, dass unsere beiden Betas zu dieser Zeit eine Grenzpatrouille durchführten. Sonst hätten sie deinen Hilferuf sehr wahrscheinlich nicht gehört oder wären zu spät gekommen! ... Bitte einmal kurz die Luft anhalten..."
Der Arzt lauschte kurz und nickte zufrieden. Dann tastete er behutsam über die ehemals gebrochenen Rippen. „Wenn etwas wehtut, sagst du es, okay?" fragte er leicht abwesend, während er auf das horchte, was Mias Körper ihm zuflüsterte. Die Omega nickte und antwortete: „Klar, mache ich... Aber bis jetzt ist alles in Ordnung! Sogar das Atmen tut nicht mehr weh. Göttin, das fühlt sich soooo gut an." Sarahs Blick wurde traurig. „Ach, Kleines, es tut mir so leid. Da gehst du raus in die Welt, um dich selbst zu finden und kommst du fast noch verletzter zurück als beim ersten Mal." Mia ergriff ihre Hand und drückte sie sanft. Dann auf einmal schoss ein Gedanke durch den Kopf. „Göttin, dieser fremde Wolf, er gehörte zum Eifelrudel oder nicht? Er hat nach dem Eifler Alpha gerochen. Christopher hob den Kopf und sagte: „Das wissen wir. Sein Name war Johannes und er war ehemals ein Rudel Mitglied des Ruhrgebiets. Ein sadistischer, elendiger Feigling." Sarah knurrte wütend und sagte: „Warum wundert es mich nicht, dass die Eifel und Hamburg gemeinsame Sache machen?!" Mia fauchte bei dem Gedanken an Clayton Manning.
„Anscheinend gesellen sich Gleich und Gleich wirklich gerne! Der Hamburger Alpha ist genauso ein sadistische Wichser wie dieser Manning."

„Du hast Manning also kennen gelernt?" Eine tiefe Stimme und eine unglaubliche Alpha Präsenz füllte den Raum. Grayson Blackford trat hinzu und lächelte Mia freundlich an. „Hi, Mia. Schön, dass es dir wieder gut geht! Wie sieht's aus Doc? Ist sie fit?" Christopher Schilling richtete sich auf und antwortete: „Soweit ich das jetzt beurteilen kann, ja. Ich würde trotzdem gerne noch ein Röntgenbild machen, um innere Verletzungen auszuschließen ... beziehungsweise zu überprüfen, ob die inneren Verletzungen die sie hatte durch das Heilmittel verschwunden sind." Gray nickte und sagte: „Alles klar... Wenn du damit durch bist, meinst du, du kannst uns helfen, ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen, Mia?" Die Omega nickte und sagte dann leise: „Gerne! Wir müssen allerdings unbedingt Emma warnen.... Henning war auch da und Cole.." Sarah zischte und Adelines Hände zuckten, als würden sie sich um einen unsichtbaren Hals schließen wollen. „Henning ist wieder hinter Emma her! Er wollte mich dazu benutzen, um sie in alle Falle zu locken. Oh, Göttin... Wir müssen Emmi warnen!"
Panisch sah Mia zu Grayson. Der älteste Drilling nickte ernst und griff nach seinem Handy. „Gut, wir machen folgendes: ich werde jetzt beim Rheinrudel anrufen, Christopher macht ein Röntgenbild und dann treffen uns im Büro mit dem Rest der Bagage, um zu besprechen, was passiert ist und wie es weitergehen wird." Mia nickte zustimmend. Klingt nach einem Plan... äääh..." Gray hielt in der Bewegung inne und sah sie fragend an. „Kann ich danach mit den Welpen spielen?" fragte Mia mit einem sehnsüchtigen Lächeln hoffnungsvoll und Grayson begann zu lachen. „Versuch mal, die kleinen Minimonster von dir abzubringen! Glaub mir, das ist ein Ding der Unmöglichkeit!"

MiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt