MIA
Während sie langsam aus der tiefen Bewusstlosigkeit emporstieg, spürte Mia Wärme und Geborgenheit. Sie war eingehüllt in die sanften Vibrationen eines Schnurrens, von starken Armen an einem muskulöse Brust gedrückt, während eine Hand sanft ihren Nacken kraulte. Ihre Wölfin summte glücklich, ließ sich zur Seite plumpsen und rollte sich auf den Rücken um ihren Bauch zu zeigen. Das Seelentier fühlte sich pudelwohl. Eine warme, tiefe Männerstimme murmelte nah an ihrem Ohr: „Es ist alles gut, Kleines. Hab keine Angst... Niemand würde dir hier etwas zu leide tun!" Mühsam öffnete Mia die Augen und blinzelte gegen die Helligkeit des Lichtes. Mit einem unwilligen Laut drehte die kleine Omega den Kopf und vergrub ihre Nase in dem weißen Hemd des Alphas auf dessen Schoß sie gerade saß. Der Mann lachte leise, dann spürte sie wie warme Lippen ganz sachte über ihre Schläfe glitten. „Sam, mach doch bitte die Rollladen ein Stück runter..."
Es wurde ein wenig dunkler im Zimmer. Mia blinzelte erneut, dann rückte sie zögernd von der warmen Umarmung des Mannes ab. Für einige Herzschläge spürte die junge Frau diese eigenartigen Frieden, der unmittelbar nach dem Aufwachen nachhielt.
Doch dann stieg wieder die Furcht in ihr auf. Göttin, was machte sie hier nur! Kuschelte sich an ein Alpha.... AN EINEN ALPHA!Ihre Wölfin piepste und bettelte sie regelrecht an, sich in den Duft und das Schnurren des Mannes hineinzuschmusen, doch die menschliche Seite von ihr konnte nicht über die Tatsache hinwegsehen, dass Rafael ein Alpha war...
So schnell es ihr mit den gebrochenen Rippen möglich war kam Mia wieder auf die Füße und taumelte von dem großen Mann weg. Rafael hob langsam die Hände und sagte leise: „Hey, hey, niemand tut dir was... Es ist alles gut, Mia..."
Unruhig sah sich die junge Frau um ... ganz so, als suche sie nach einem Fluchtweg. Die Beta trat neben sie und sagte leise, den Tonfall des Alphas imitierend: „Mia, erinnerst du dich an mich? Wir haben uns kurz bei den Blackfords kennen gelernt..." Mia legte den Kopf schief und musterte die junge Frau zögernd. Dann nickte sie zaghaft. Sam streckte ihr eine Hand hin und nach einigen Sekunden griff Mia danach. „Komm..." Behutsam zog die dunkelhäutige junge Frau die Omega aus dem Raum. Ihre beiden Brüder hoben fragend den Kopf und sahen ihnen entgegen. Nur ein kurzer, scharfer Blick ihrer Schwester genügte, da neigten die beiden Männer kurz grüßend den Kopf und gingen dann rasch in Richtung der Eingangshalle davon.SHERIN
Sherin legte ihr Telefon zu Seite und fuhr sich durch die goldbraunen, wilden Locken. Ein leichtes, gehässiges Lächeln umspielte ihre vollen Lippen als sie nachdenklich auf das dunkle Display hinuntersah. „Oh, Cousin... Das wird amüsant werden. Zumindest, wenn es gelingt..." Ihr Lächeln vertiefte sich und nahm einen grausamen Zug an. Dann schob sie ihr Telefon in ihrer Hosentasche zurück und strich sich die Bluse glatt. Sie hörte Stimmen draußen auf dem Gang...Aaaargh...diese lästige Beta!
Göttin, was verachtete sie dieses schwarze Ding. Sie würde das erste sein, was Sherin abschaffen wollte, sobald sie die Gefährtin der beiden Sauerland Alphas war. Diese vorlaute Göre und ihre beiden nervtötenden Brüder. Sherin musterte sich kurz im Spiegel. Mit aller Kraft wischte sie sich selbst das gehässige Grinsen aus dem Gesicht und probte einen hoch besorgten Ausdruck. Als sie damit zufrieden war, presste sie ihre Lippen gegen die Finger der rechten Hand und drückte diese dann gegen den Spiegel. „Showtime!" flüsterte sie und huschte in Richtung der Küche davon.MIA
Sam hatte die Omega in ein Wohnzimmer gebracht. Der Raum war groß, eine riesige Bibliotheksecke bedeckte zwei drittel der Wände, mehrere tiefe Ohrensessel gruppierten sich um einen Couchtisch, der aus einem einzigen Baumstumpf mit glatt polierter Oberfläche bestand. Mia hatte sich in einen der Sessel zurückgezogen, eine der kuscheligen Wolldecken geschnappt und sich halb darin eingemuckelt. Mit wachsamen Blick beobachtete sie Sam, wie diese sich vorsichtig auf dem Sessel ihr gegenüber niederließ. Die Beta lächelte und fragte: „Hast du Hunger? Soll ich dir etwas machen?" Die Omega schüttelte den Kopf und ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. Sam seufzte leise: „ Warum bist du von den Blackford weg? Bist du freiwillig gegangen oder wurdest du entführt?" Mia, versunken in den Anblick einer Nachbildung von Johannes Vermeers ‚Mädchen mit dem Perlenohrring' antwortete: „Ich wurde nicht entführt. Ich bin freiwillig gegangen..." Langsam drehte sie den Kopf und musterte Sam erneut.
„Ich liebe Sarah. Und Alia ist wirklich großartig und ihre Gefährten auch... Ich gönne ihnen alles Glück dieser Welt. Aber zu zusehen, das war einfach nur schmerzhaft. Ich hab mich einsam gefühlt, selbst wenn der Raum voller Wandler war. Sie waren alle glücklich ... und fröhlich und ich dagegen... ich war dort irgendwie verloren..."Sam setzte gerade zu einer Erwiderung an, da öffnete sich behutsam die Tür und Sherin schlüpfte ins Zimmer, ein großes Tablett mit einer Teekanne, Tassen, Zucker und Milch in den Händen. „Ich wollte nur mal nach unserem Gast sehen..." Sherin lächelte schüchtern und stellte das Tablett auf dem Couchtisch ab.
„Ach, Sam...ich glaube deine Brüder haben nach dir gesucht." Die Beta seufzte leise und erhob sich. „Mia? Ich bin gleich wieder da, okay?" Die Omega nickte kurz zerstreut und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Bild zu. Sherin goss ihr Tee ein, fügte Zucker und Milch hinzu und reichte der jungen, schwarzhaarigen Frau mit einem freundlichen Lächeln die Tasse. Mia griff danach und lächelte zaghaft. „Danke," murmelte sie und nippte an dem heißen schwarzen Tee. Die lockenköpfige Delta Wölfin nickte und setzte sich auf den Sessel neben sie. „Ist doch selbstverständlich!" sagte sie mit sanfter Stimme. „Das ist ja auch meine Pflicht, wenn ich erst Luna bin. Was, das wusstest du nicht? Ich bin ihre erwählte Gefährtin. Ja, ja...ich weiß, es heißt, dass Zwillingsspitzen eine Omega benötigen, aber Gabriel und Rafael haben mich bereits vor Jahren gefragt. Und es klappt sehr gut mit uns dreien... Ich bin stark und fürsorglich und weiß genau, dass ich starke Welpen bekommen werde. Ich meine, das musst du doch einsehen, oder Mia? Du bist labil und verängstigt. Du kannst nicht mal in der Nähe der Alpha sein, ohne Furcht zu zeigen... Du zitterst bei der kleinsten Bewegung und stell dir nur mal vor, was geschehen würde, wenn sie sich mit dir paaren wollen. Würden eure Welpen nicht genauso ängstlich sein wie du? Mal abgesehen davon, dass du eine Paarung vermutlich gar nicht überleben würdest in deinem Zustand. Alphas brauchen eine starke Luna! Und kein verängstigtes, kleines Mädchen. Ich will dir nichts Böses, Mia. Ich bin einfach nur besorgt um dich!"Während die Delta Wölfin sprach, fühlten sich Mias Augen mit Tränen. Göttin, die Frau hatte ja recht... Sie war es einfach nicht wert, an der Seite eines Alphas zu stehen und ein Rudel zu leiten. Sie war einfach nicht stark genug... Die junge Frau sah unglücklich auf die Teetasse herunter und flüsterte mutlos: „Was soll ich jetzt machen? Wo soll ich denn nur hin?" Sherin streckte ihre Hand aus und legte sie behutsam auf den Arm der junge Omega. „Mach dir keine Sorgen mehr... Eine Freundin von mir leitet ein Frauenhaus. Dort sind keine Männer erlaubt. Da würdest du in Ruhe Zeit finden um zu heilen... wenn du es möchtest, kann ich dich da heute noch hin bringen. Das wäre nur fair den Alphas gegenüber... Damit sich ihre Wölfe nicht noch mehr Hoffnung machen, dass du ihre Gefährtin werden könntest.." Mia lief eine Träne über die Wange und dann nickte sie. „Okay," flüsterte sie „Und du kannst mich da wirklich heute noch hinbringen?" Sherin nickte mit einem warmen Lächeln und sagte: „In einer Stunde brechen wir auf. Dann haben Rafael und Gabriel eine Besprechung mit den Betas und dem Alt-Alpha. Dann ist es am einfachsten... wenn ihre Wölfe mitbekommen sollten, dass du gehen willst, würden sie dich niemals aus den Augen lassen!"
Und wieder nickte Mia.
„Ich werde bereit sein..."Die Dämmerung war dabei, sich über das Sauerland zu senken, als Sherin vor einem Haus mitten im Wald hielt. „Wir sind da," sagte sie und stellte den Motor ab. „Komm schon... Ich stelle dich vor." Mia öffnete zögernd die Tür und trat langsam auf das Haus zu. Die Delta hatte eine Hand auf ihren Rücken gelegt und schob sie bestimmt und zügig die Stufen hoch. Sie klopfte an und die Tür öffnete sich. Mias Blick fiel auf die Gestalt die nun vor ihnen stand und das Blut gefror ihr vor Entsetzen in den Adern.
„Nein, nein.... das ist nicht wahr... nicht du..."

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Mia
WerewolfJahre lang war ich in meiner Wolfsform gefangen. Gezwungen von meinem mir zugewiesenen Gefährten. Weil er eine andere wollte und sie nicht bekam, ließ er seinen Frust an mir an. Quälte, folterte und schändete mich auf jede nur erdenkliche Art und We...