Wiedersehen

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MIA

Die Nacht war eher als schlaflos zu bezeichnen. Die ganze Zeit über hatte Mia sich in ihrem Bett herumgewälzt, ihre Gedanken waren einfach nicht zur Ruhe gekommen. Selbstverständlich hatte der bevorstehende Krieg ihren Geist wach gehalten, aber auch das Eintreffen der Sauerland Alphas am nächsten Tag nagte an ihr. Sie wusste selbst, dass sie ein ganz erhebliches Vertrauensproblem hatte. Ja, schon... sie hatte letztendlich Vertrauen zu den Blackfords und zu Jackson Boldren, dem Alpha das Rheinland gefasst, aber diese vier Männer hatten seeeehr viel Geduld mit der traumatisierten Omega aufbringen müssen. In den frühen Morgen Stunden schließlich gab Mia auf und erhob sich aus dem kuscheligen Federbett. Seufzend streckte sie sich, dann ging sie ins Bad um die lästige Nacht in einem wundervollen, heißen Bad zu vergessen.

Nach und nach füllte sich das Haus mit Leben... Füße trampeln, das laute Jaulen und Winseln der beiden kleinen Welpen, die wieder nur Blödsinn im Kopf hatten und die Erwachsenen, die ihnen beschützend nachjagten. Mia trocknete sich ab und zog sich eine einfache Yoga Hose und ein T-Shirt an, griff in die Handtuch feuchten Locken und nahm sie im Nacken zu einem Messibun zusammen. Barfuß verließ sie ihr Zimmer und tappte über die große Freitreppe in Richtung Küche. Und natürlich, wie sollte es auch anders sein fand sie Emma dort. Die rothaarige Luna des Rheinlandes zog gerade mehrere Bleche mit frischem Brot aus dem Ofen, ihr Gefährte lehnte an der Wand und war in ein Gespräch mit seinem ersten Beta Oliver vertieft. „Morgen," flötete Emma und stellte das Blech, dass sie gerade in der Hand hatte auf der Arbeitsplatte ab. Mia lächelte sie an und fragte: „Seit wann stehst du denn schon wieder in der Küche?" Die rothaarige Omega lachte und linste in Richtung der Küchenuhr. „Ach, so lange ist es noch gar nicht! Etwa 3 Stunden." „Gott, Emms! Machst du jetzt einen auf Alia und kochst für das ganze Rudel Frühstück?" grinste die schwarzhaarige junge Frau und trat zur Spüle um die Kaffeemaschine mit Wasser zu befüllen. Emma kicherte leise, dann sagte sie: „Wenn ich einen auf Lia machen würde, würde die Küche nicht mehr stehen!" Jax lachte und Oliver grinste breit. Der Beta sah seinen Alpha an und sagte: „Wir können froh sein, dass unser Luna geschickt in der Küche ist! Göttin, was da alles passieren könnte! Ääääh... Apropos... Haben wir eigentlich das Rudelhaus schon Welpen sicher gemacht?"
Jax fuhr sich durch die blonden Haare und antwortete: „Das wird meine Mutter übernehmen. Sie ist ganz froh, dass wir zur Zeit hier sind." Zu Mia gewandt fuhr er fort: „Sie ist hibbelig ohne Ende. Klar, sie weiß, dass die Welpen noch ein paar Monate brauchen, bevor sie geboren werden, aber sie hat nur das Wort Enkelwelpen gehört und tickt jetzt vor überschäumender, großmütterlicher Begeisterung völlig aus!" Mia grinste und löffelte Kaffeepulver in die Maschine.

Emma arrangierte derweil die Aufschnittplatten, fixierte aber ihre Mit-Omega mit einem intensiven, leuchtend grünen Blick. „Und? Was hast du heute noch vor, Mia?" Die junge, schwarzhaarige Frau zuckte mit den Achseln und stibitzte ein Scheibe Käse. „Weiß ich, ehrlich gesagt noch gar nicht. Wahrscheinlich irgendwas mit den beiden Welpen..." Die Luna schmunzelte und wackelte anzüglich mit den Augenbrauen: „So so... spielen mit den Welpen. Freust du dich denn auch schon auf die beiden hübschen Sauerländer?" Jax hob eine Augenbraue. Mia und Emma verdrehten unisono die Augen und der freche kleine Rotschopf gluckste amüsiert: „Alphas und ihre Eifersucht! Sie sind niemals eine Konkurrenz für dich, Liebling!" „Das will ich dir auch geraten haben," grummelte Jax in seinen Bart, während Oliver sich kopfschüttelnd in Richtung Wohnzimmer verabschiedete.
Nach dem Frühstück versammelten sich die Alphas und Betas im Büro der Blackfords, während die drei Omegas und Sarah im Wohnzimmer blieben.
Die vier saßen auf dem Boden, Alia hatte anscheinend ihre Liebe zum Stricken nicht aufgegeben und das leise Klappern der Holznadeln schien die Welpen Elias und Emma als Taktangabe zu allerlei Blödsinn zu animieren. Nachdem die beiden etwa eine halbe Stunde lang versucht hatten, während des Strickens die Nadeln aus den Fingern ihrer Mutter zu rupfen und sich dabei vollständig in der Rosanen Wolle einwickelten, hatte Alia schließlich genug. Sie schnappte sich die beiden kleinen Quälgeister und stopfte sie kurzerhand Mia und Sarah in die Arme. Emma kletterte sofort an der Bluse der jungen Kräuterheilerin hoch, um auf den schwarzen, langen Haaren ihrer Lebenspatin rumzukauen. Klein-Elias hingegen tauchte durch den Ausschnitt von Mias T-Shirt wieder in Richtung seines Lieblingsplatzes - mitten zwischen ihren Brüsten ab. Für ein paar Augenblicke beulte sich das Shirt nahezu unanständig aus, während sich der Welpe mit seinem Platz arrangierte. Dann schob Elias sein kleines Köpfchen aus dem Ausschnitt hinaus und legte die Nase an Mias Kehle, schnaufte, leckte zweimal über ihren Hals und schloss müde die Augen... so ein Welpenleben war schon anstrengend!

Lia schmunzelte. Kurz beobachtete sie wie sich ihr kleiner Sohn an den Hals ihrer Omega-Freundin kuschelte, dann betrachtete sie Mia ein wenig eingehender. „Nimm's mir nicht übel, Mia .. aber du siehst echt müde aus. Hast du nicht gut geschlafen?" Die Angesprochene seufzte leise und lehnte sich vorsichtig zurück, um den schnarchenden Welpen nicht zu stören. „Nein, hab ich leider nicht... Um genau zu sein, habe ich überhaupt nicht geschlafen. Ich hab... ach ich weiß auch nicht... Mir geht so vieles im Kopf rum. Ich hab fürchterliche Angst irgendeinen aus Hamburg wiederzusehen. Henning und Cole haben mir neulich so was von gereicht, aber auf der anderen Seite ist meine Wölfin so unglaublich wütend. Sie will einfach nur diverse Kehlen rausreißen...."
Sarah befreite ihre Haare auf Emmas Mäulchen, dann hob sie den Welpen von ihrer Schulter, legte sich die Kleine in die Armbeuge und kraulte zärtlich das weiche Bäuchlein. Die Heilerin presste kurz ihre Lippen fest zusammen, dann sah sie zu Mia. „Wenn du möchtest, kann ich dir für die kommende Nacht eine Tinktur zusammenstellen. Keine Sorge, keine Schlaftabletten oder so was. Es ist eine Mischung aus Baldrian und Lavendel. Das reibst du dir auf die Brust... zur Beruhigung!" Mia dachte kurz nach, und dann nickte sie. „Ist vielleicht besser... Ich glaube nicht, dass wir uns es leisten können, in nächster Zukunft unter Schlaflosigkeit zu leiden. Egal, wer von uns." Die rothaarige Luna lächelte kurz und fragte dann: „Bist du dir sicher, dass es der nahende Krieg allein ist, der deine Gedanken gefangen hält? Oooooooder könnte es eventuell sein, dass in deinem hübschen Köpfchen zwei schwarzhaarige Riesen aus dem Sauerland eine Hauptrolle spielen?" Mia verdrehte die Augen und warf ein Kissen nach ihrer Freundin. „Hol deine Gedanken aus der Gosse!" maulte sie leicht grinsend. Die drei anderen Frauen lachten und Elias wachte prompt mit einem leisen fragendem Piepsen auf.
„Super! Da ist der kleine Racker auch wieder wach. Dann gehen er und ich jetzt einmal in den Garten raus. Da gibt es diverse Blumen zum abschnüffeln. Ein paar Schmetterlinge zum fangen spielen, wir werden uns schon beschäftigen... nicht wahr, meiner süßer kleiner Schatz!?" Unter dem fröhlichen Lachen ihrer Freundinnen verließ Mia das Rudelhaus. Auf der Treppe begann der Welpe sich aus ihrem T-Shirt herauszuwühlen und wollte unbedingt mit einem Hechtsprung in die Rosenbüsche abtauchen. „Nee, nee, nee... so nicht, mein Kleiner." Kopfschüttelnd packte Mia den lebensmüden Frechdachs im Welpengriff am Nacken und setzte ihn behutsam auf die Rasenfläche in der Mitte des Fuhrparkrondells, mehrere Schritte von den gefährlichen Dornen ab. Dann zog sie sich rasch Hose und Shirt aus und wandelte sich in ihre Wölfin. Elias war sofort Feuer und Flamme. Begeistert kläffend hoppelte der Welpe zwischen ihren Beinen hin und her und kaute immer wieder auf ihrer Schwanzspitze herum.

Nachdem sich der Fuzzi wieder müde getobt hatte, rollte er sich im Bauchfell der schwarzen Wölfin zusammen, suchte nach den Zitzen und startete den Milchtritt. Die Omega schüttelte mit einem leisen Summen den Kopf und stupste den Kleinen behutsam mit der Schnauze an, damit dieser aufhörte an ihr herumzunuckeln. Elias gähnte und grub sich tiefer unter seine Spielkameradin. Mia legte ihren Kopf auf die Pfoten und blinzelt müde zum Haus. In der Tür stand Konstantin und sah mit einem warmen Lächeln zu ihr hinüber. Auf seine stumme Frage wedelte sie nur träge mit der Rute und schloss dann ihre Augen um ebenfalls ein Nickerchen zu halten.

Das Geräusch zahlreicher Autos die ins Rondell einfuhren weckte Mia schließlich. Türen öffnen sich, schlugen wieder zu und dann wehte der verführerische Duft von Rafael und Gabriel Schwarzholm zu ihr hinüber. Ihr Seelentier winselte sehnsüchtig und spitzte die kleinen Öhrchen. Ein Schatten fiel auf sie und dann gingen die beiden Alphas vor ihr in die Hocke. Elias wählte genau diesem Augenblick um sich bemerkbar zu machen. Jaulend und winselnd grub sich der kleine Welpe unter ihrem Bauch hervor und streckte seinen kleinen weißen Kopf den Neuankömmlingen entgegen. Gabriel hob die Augenbrauen und sah dann mit einem leichten Lächeln zu seinem Bruder. Beide dachten dasselbe. Welpen standen dieser süßen Omega wirklich ganz hervorragend! Die schwarze Wölfin drehte den Kopf und leckte Elias sanft zwischen den Ohren, was das Wölfchen begeistert mit eifrigem Abschlecken ihrer Schnauze kommentierte. Rafael lachte leise, streckte die Hand aus und strich sanft über Mias Wange. „Hallo, Kleine ... sehen wir uns also endlich wieder!"

MiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt