MIA
Die Fahrt durch die Wälder war lang... Stunde um Stunde fuhr Mia einer ungewissen Zukunft entgegen. Ihre beiden Entführer sprachen nicht mit ihr und zunächst hatte die junge Omega Angst gehabt, doch allmählich wich diese Angst einer wilden und alles zerreißenden Wut. Sie hatte es gründlich satt, ständig das Opfer des Schicksals zu sein!!! Mia dachte gar nicht daran, sich geschlagen zu geben. Ihre Entführer hatten der Omega nicht die Augen verbunden oder sie gar gefesselt. Anscheinend waren sich der Alpha und die Delta Schlampe extrem sicher, dass Mia keine Chance hatte zu entkommen. Wenn sie sich da mal nur nicht täuschten! Dunkelheit senkte sich über das Land, doch kein Mond stand am Himmel.. ‚Welch Ironie, wir haben Neumond,' dachte Mia traurig. Neumond war die eine Nacht, in der die Wolfswandler am schwächstem waren. Die Ältesten sagten immer: ‚Bei Neumond verbirgt die Mondgöttin ihr Antlitz.'
Gaaaanz toll... Da wurde sie schon mal entführt und dann konnte sie noch nicht mal den Schein des Mondes genießen. Manchmal ohrfeigte das Leben einen halt einfach hardcore.In der Dunkelheit bemerkte Mia kaum, wie Alpha Manning den Wagen in einen verlassenen Steinbruch steuerte und vor einem kleinen Blockhaus zum stehen kam. Kayla drehte sich im Beifahrersitz um und betrachtete die schwarzhaarige kleine Omega mit einem fiesen Lächeln. „Bist du bereit?" flötete sie mit zuckersüße Stimme. Die schwarzhaarige junge Frau musste sich mit aller Macht zusammenreißen, um devot zu Boden zu blicken und der Mistkröte nicht beide Mittelfinger entgegen zu strecken. Der Alpha öffnete die Hintertür, packte Mia am Oberarm und zerrte sie mit einem Ruck nach draußen. Die Delta Wölfin hüpfte derweil fröhlich vor sich hin kichernd zur Tür des Blockhauses und klopfe dreimal. Die Tür öffnete sich und eine hübsche, braunhaarige Frau mit eiskalten, blass-blauen Augen trat heraus. Arrogant übersah sie die Delta, nickte dem Alpha kurz zu und betrachtete dann mit einem zufriedenen Lächeln die Omega. „Fantastisch! Jung, gesund und mit viel Kampfgeist. Sie ist perfekt!" Alpha Manning knurrte kurz und fragte: „Ist alles vorbereitet?" Die Frau nickte kurz und deutete auf ein Steinblock nur wenige Schritte entfernt. „Leg sie dorthin und fessel sie!" sagte sie, drehte sich um und griff nach einem Beutel, der neben der Tür lag..
Nur wenig später lag Mia verschnürt wie eine französische Salami auf dem besagten Felsbrocken und starrte in den sternenklaren, aber mondlosen Nachthimmel empor. Die fremde Frau trat auf sie zu und begann aus verschiedenen kleinen Päckchen, Pulver und Kräuter um die gefesselte Omega herum zu verstreuen. Zum Schluss griff sie eine kleine Glasphiole, zwang mit einem harten Griff Mias Kiefer auseinander und goss ihr zunächst die durchscheinende Flüssigkeit in den Rachen, dann eine dickflüssige, nach Kupfer und Eisen schmeckende Pampe.
„Wenn ich jetzt sage, entzündet ihr die Feuerbecken," sagte die dunkelhaarige Frau zum Alpha und der Delta und wandte dann ihre Aufmerksamkeit wieder Mia zu.
„Wie lange wird es dauern, bis wir wissen, dass es funktioniert hat, Lydia?" fragte Kayla. Lydia drehte den Kopf und antwortete: „Es wird recht schnell geschehen... und jetzt sei still!"Lydia?...!.... Oh, Fuck! Jetzt wusste Mia, dass sie in ernsthaften Schwierigkeiten steckte. Deswegen war sie ihr so bekannt vor gekommen. Die Frau, die sich da gerade über sie beugte, das war niemand anderes als die Tante von Sarah... Das Miststück, dass die Mutter von Alia getötet und welches die Wölfe von Henning, Cole und Lazlo umgedreht hatte. Lydia lächelte zufrieden, als sie die Erkenntnis in den Augen der kleinen Omega sah. „Wie ich sehe, eilt mir mein Ruf voraus! Das ist gut..." Sarahs Tante beobachtete Mia sehr genau und als deren Augen golden aufleuchten, gab sie dem Alpha und der Delta Wölfin ein Signal. Mit einem leisen Knall fingen die vorbereiteten Holzscheite Feuer und erleuchteten die gruselige Szenerie. Lydia begann im Kreis um den Steinblock herumzulaufen und warf in einer bestimmten Reihenfolge Kräuter in die Feuerschalen. Dann packte sie Mias Handgelenk und schnitt mit einem silbernen Messer in ihrer Arterie. Das Blut der Omega begann sich rasch auf dem Felsblock zu verteilen und die Kräuterhexe fing an zu singen.
„Wenn Dunkelheit den Himmel überzieht, wenn das Licht des Mondes erloschen ist, ein Opfer gebracht, eine Seele gebunden. Gebunden an ein anderes Leben, um es zu erhalten durch Finsternis. Im Blut vereint, mit Feuer beschworen, eine Seele gefesselt, gefesselt an ein anderes Leben, um es zu erhalten durch Finsternis."
Zwölf Mal wiederholte Lydia die Beschwörung und als sie das letzte Wort sprach, erloschen die Feuerschalen als hätte sie jemand ausgeblasen und Dunkelheit legte sich über den verlassenen Steinbruch. Mia spürte, wie ihre Seele vor Qual aufschrie und ihre innere Wölfin, die sich während der Beschwörung so eng wie möglich an ihre Seele geschmiegt hatte, löste sich widerstrebend von ihr und rollte sich wimmernd und winselnd zu einem winzigen Ball zusammen.
Die Kräuterhexe lächelte zufrieden, als sie sah, wie das goldene Licht in Mias blauen Augen erlosch und die tiefe Schnittwunde an ihrem Handgelenk in Null Komma nichts verheilte. „Es ist vollbracht," sagte sie und löste die Fesseln. Die Omega richtete sich auf und sah verwirrt und desorientiert in die Runde. Lydia schmunzelte und sagte leise: „Lass mich raten, Kleines... niemand hat dich aufgeklärt was hier mit dir geschieht, stimmt's? Nun, dann werde ich das jetzt tun. Ich habe dein Leben an das von Alpha Adam Canton und seinem Sohn gebunden. Tötet man die beiden, stirbst auch du. So einfach ist das." Alpha Manning trat vor, legte seine Hand um Mias Kehle und drückte mit dem Daumen ihr Kinn hoch.
„Ich denke, jetzt verstehst du, warum wir eine Omega brauchten... Ihr seid einfach so unglaublich wertvoll, dass sie niemals eines eurer Leben gefährden würden. Es ist der perfekte Back-up Plan... und seien wir doch mal ehrlich... Der Hamburger Alpha und sein durchgeknallter Sohn haben den Weg so grandios weit verloren, dass der königliche Alpha die beiden auf jeden Fall zum Tode verurteilt wird. So lange sie aber an dein Leben gebunden sind, entkommen Vater und Sohn der Hinrichtung. Und solange die beiden Knallköpfe am Leben sind, besteht immer noch die Möglichkeit dass sie fliehen können."
Er sah zu Kayla hinüber und stieß Mia in ihre Richtung. „Bring sie in den Gästeraum im Keller. Damit sie sich von den Strapazen erholen kann." Die Delta Wölfin griff Mia in den Nacken, zerrte sie hinter sich her in Richtung der Blockhütte und stieß die Kellertreppe hinunter. Der Gästeraum entpuppte sich - wer hätte es gedacht - als Kerkerzelle.Als sich die Kellertür hinter Kayla schloss und Mia alleine war, ließ diese sich an der Wand herabsinken, zog die Beine an und schlang die Arme darum. Erschöpft legte die junge Omega ihren Kopf an die Knie. Das konnte doch nicht wahr sein... Sie würde auf gar keinen Fall zulassen, dass nur wegen ihr diese beiden widerlichen Dreckskerle ihrer gerechten Strafe entgehen konnten. Ihre Wölfin winselte und richtete sich langsam in ihrem Innern auf. Mia spürte die tiefe Liebe, die das Seelentier ihr gegenüber empfand .... und .... auch ihre Zustimmung.
‚...ein Opfer gebracht, eine Seele gebunden...'
Mia wusste nun, was sie zu tun hatte...
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Mia
WerewolfJahre lang war ich in meiner Wolfsform gefangen. Gezwungen von meinem mir zugewiesenen Gefährten. Weil er eine andere wollte und sie nicht bekam, ließ er seinen Frust an mir an. Quälte, folterte und schändete mich auf jede nur erdenkliche Art und We...