MIA
Im Schatten der Rutsche war Mia eingeschlafen. Die Sonne stieg höher und allmählich wurde es immer wärmer. Aus dem Haus schallte Kinderlachen und auf einmal öffneten sich die großen Flügeltüren zum Garten hin und etwa zehn kleine Kinder, Jungen und Mädchen purzelten in den Garten hinaus. Kreischend und lachend vor Freude hüpften sie durch die Gegend, spielten Fangen und erfreuten sich an dem schönen Tag. Zögernd streckte die kleine schwarze Wölfin das Köpfchen unter der Rutsche hervor und spähte zu den Kinder. Und dann auf einmal rief eine kleine helle Stimme: „Hundi!" Und die kleine Katja stolperte auf sie zu. Das Mädchen fiel vor ihr auf die Knie und streichelte begeistert über Mias Ohren. „Süßes Hundi! Bist du mir gefolgt? Wolltest du bei mir bleiben?" Immer mehr Kinder drängelten sich um sie herum und begannen die kleine Omega zu streicheln. Mia wedelte mit der Rute, leckte hier und da eine Hand ab und stupste eines der Kinder gegen den Bauch, um es zum weiter streicheln zu animieren.
Leise kläffend ließ sich die schwarze Wölfin zur Seite plumpsen und zeigte ihren Bauch. Die Kinder nahmen die Aufforderung sofort wahr und kraulten sie. „Oh, du süßes Hündchen!" quietschte eines der kleinen Mädchen. „Sie ist doch ein Mädchen, oder?" Ein achtjähriger Junge nickte ernst. „ Ja! Sie ist ein Mädchen. Sie hat keinen Pillemann!" „Wir müssen ihr einen Namen geben," sagte eine andere kleine Maus und streichelte Mia unterm Kinn. Die Omega schnurrte regelrecht. So viel Angst sie auch vor erwachsenen Männchen hatte, so sehr liebte Mia kleine Kinder. „Meint ihr, sie hat Hunger?" Katja sah besorgt auf die schwarze Wölfin herunter. Zustimmend winselte Mia und leckte sich über die Lefzen. Der Junge, der sie als Mädchen identifiziert hatte rief aus: „Mit Sicherheit hat sie Hunger! Schau doch nur wie dünn sie ist. Ich hole ihr was!" Katja sprang auf und rief: „Warte, Christian. Ich komm mit ... sie hat bestimmt auch Durst!" Rasch verschwanden die beiden Kinder im Haus, während die anderen sich nach wie vor um Mia scharten. „Du bist wirklich ein hübsches Hundi!" sagte eine Sechsjährige und setzte sich neben die Omega auf den Boden. Mia stupste sie sanft mit der Schnauze an und legte dann den Kopf auf ihren Schoß. Die Kleine kicherte und kraulte sie hinter den Ohren. „Wirklich hübsch," murmelte sie. „Sie ist so süß," schwärmte ihre kleine Freundin und streichelte sanft durch das flauschige Fell. „Und sie hat Katja gerettet! Ich finde, wir sollten sie Engel nennen." Begeistert stimmten die anderen Kinder zu. „Hast du gehört, kleines Hundi? Du heißt jetzt Engel. Oder Engelchen..." Dann kamen Katja und Christian aus dem Haus zurück. Katja trug eine kleine Schale, vorsichtig, um das Wasser darin nicht zu verschütten, während Christian die Tüte mit dem Hackfleisch für das Abendessen in der Hand hatte. Zwei Kilo feinstes Rinderhack. Mia lief das Wasser im Maul zusammen und fiepend kam die kleine Wölfin auf die Pfoten. Die Rute wedelte begeistert, während die Omega auf und ab hüpfte. Lachend stellten die beiden Kinder ihre Beute auf den Boden und Mia fiel regelrecht über das gehackte Fleisch her. Innerhalb weniger Sekunden hatte sie die zwei Kilo verdrückt und leckte glücklich die Tüte aus. Danach widmete sie sich dem Wasser.
Zum ersten Mal seit Tagen war sie richtig satt. Liebevoll rieb sie ihren Kopf an Katjas und Christians Händen. Dann kläffte sie und tollte durch den Garten. Die Kinder kreischten vor Freude und begannen mit der kleinen Wölfin fangen zu spielen. Mitten in den begeisterten Spiel, trat Silvia in den Garten hinaus. Sie sah auf den angeblichen schwarzen Hund und zuckte zusammen. Im Gegensatz zu den Kindern erkannte sie einen Wolf, wenn sie einen sah. Auch wenn sie schreckliche Angst um ihre Schutzbefohlenen hatte, konnte die Frau sehen, dass die Wölfin keinerlei Aggression zeigte. Im Gegenteil... Wenn eines der Kinder über sie stolperte oder sie einmal zu grob anfasste, schnappte sie nicht nach ihm. Stattdessen winselte sie und leckte das Kind sanft ab.
Eine große attraktive Frau mit kurzen weißen Haaren in den späten Fünfzigern trat an ihre Seite. Ruhig legte sie der verängstigten Slivia eine Hand auf die Schulter und sagte: „Mach dir keine Sorgen, meine Liebe. Den Kindern wird nichts passieren." „Aber Anna...das ist ein...ein Wolf," stammelte die Erzieherin und ihr Herz setzte einen Schlag aus vor Furcht, als Katja von der schwarzen Wölfin angesprungen wurde und auf dem Rücken landete. Wild mit der Rute wedelnd schmiegte sich Mia an das kleine Mädchen und schnaufte glücklich. Die weißhaarige Frau lächelte nur und betrachtete voller Staunen die Szene. Dann sah sie Silvia mit einem freundlichen Blick an und sagte: „Diese Wölfin wird den Kindern niemals etwas tun. Es ist kein Wolf... Das ist ein Wandler. Entweder ein noch sehr junger... ooooder wir haben es hier mit einem kleinen Wunder zu tun." Fragend trug die Erzieherin im Kopf und musste Anna. „Ein Wunder, Luna? Was meinst du damit?" Die Luna schmunzelte geheimnisvoll und antwortete: „Es könnte auch eine Omega sein." Silvia riß die Augen auf und dann starrte sie: „Eine... eine Omega...? Wie .. ich dachte, Omegas sind ein Mythos... Wie kann dann...?" Ihre Stimme erstarb, während sie wieder zu der schwarzen Wölfin hinsah.
Die Kinder derweil hatten die Erwachsenen entdeckt und kam laut schreiend auf sie zu gerannt. Katja rief: „Siehst du, Silvia! Das Hundi ist uns aus dem Wald gefolgt. Können wir sie jetzt behalten?" Gleichzeitig riefen alle Kinder mit betont riesigen Kulleraugen: „Biiiiiiitte!" Die Luna lachte, während Silvia sich unbehaglich wand. Dann ging die weißhaarige Frau vor den Kindern in die Hocke, damit sie auf einer Augenhöhe waren und sagte leise: „Wisst ihr, meine Kleinen, dass da ist kein Hund. Das ist ein Wolf. Und Wölfe können keine Haustiere sein... Sie müssen frei sein, das versteht ihr doch sicher oder?" Katja soll über die Schulter zu der schwarzen Wölfin. Mia wälzte sich im Gras und blieb schließlich auf dem Rücken liegen, die Pfötchen angezogen und ließ sich den Bauch von der Sonne wärmen. „Das ist ein Wolf?" murmelte das kleine blonde Mädchen. „Aber sie ist so lieb! Sie hat mich im Wald gerettet und wieder nach Hause gebracht. Sie ist nicht böse, wirklich nicht!" Die weißhaarige Frau lächelte sie zärtlich an und sagte leise: „Nein, mein Kleines. Sie ist mit Sicherheit nicht böse. Aber ihr könnt sie auch nicht behalten. Die Wölfin muss gehen können, wenn sie das will. Ihr könnt sie nicht an die Leine legen, versteht ihr das?" Zögernd nickten die Kinder und dann fragte Christian: „Aber wenn sie herkommt um mit uns zu spielen, ist das dann in Ordnung?" Silvia warf einen unruhigen Blick zu der Luna. Diese nickte nur bestätigend und schließlich stimmte auch die Erzieherin zu. „Aber nur, wenn ihr vorsichtig seid! Und ihr müsst aufhören ihr unser Essen zu geben." Mahnend deutete Silvia auf die leer gefressene Tüte. Katja sah kläglich auf und jammerte: „Aber sie hatte solch einen Hunger! Sie ist ganz mager. Wir wollen doch nur, dass es ihr gut geht."
Die weißhaarige Frau erhob sich abrupt und sagte: „Ich muss jetzt wieder gehen. Aber ich werde morgen zurückkommen, Silvia... macht's gut, ihr Kleinen." Mit diesen Worten verschwand Anna mit großen Schritten und stieg schnell in ein schwarzes Auto, welches vor dem Haus geparkt war. Eine vorsichtige Hoffnung machte sich in der Frau breit. Konnte es sein? Konnte es tatsächlich sein, dass sie so viel Glück hatten? War es möglich dass diese fremde kleine Wölfin eine Omega war? Seufzend fuhr sich die Luna durch die weißen Haare. Vor zehn Jahren hatten sie und ihr Mann Daret die Führung ihres Rudels an ihre beiden Zwillings-Söhne Gabriel und Rafael abgegeben. Beide hatten noch keine Gefährtin gewählt und die Delta Wölfin, die sie im Moment dateten, war niemand den die Luna wirklich gerne sah. ‚Oh Göttin... Wenn die Kleine wirklich eine Omega ist, dann ist das Rudel gerettet, meine Söhne bekommen endlich eine würdige Gefährtin und ich kann dieses Miststück Sherin in die Wüste jagen!' dachte Anna.
Morgen würde sie mehr herausfinden, das schwor sie sich. Mit einem zufriedenen Lächeln, legte die Luna den ersten Gang ein und fuhr nach Hause.
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Mia
Hombres LoboJahre lang war ich in meiner Wolfsform gefangen. Gezwungen von meinem mir zugewiesenen Gefährten. Weil er eine andere wollte und sie nicht bekam, ließ er seinen Frust an mir an. Quälte, folterte und schändete mich auf jede nur erdenkliche Art und We...