Kapitel 2.3

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~Liv~

"Ehm, also wir fahren jetzt einfach zur Fabrik, oder wie?", frage ich, während ich mir die Haare mit einem Handtuch trocken rubble.
Ich habe Eddie den Rücken zugekehrt, durch den Spiegel meines Schminktisch es sehe ich ihn an.
"Wenn ich richtig liege, ist er uns bereits hier her gefolgt. Also ja, wir fahren einfach zur Fabrik",erwidert Eddie und seine Stimme hat einen kühlen Unterton, der mich stutzig macht.
"Du meinst, er beobachtet bereits das Haus?",frage ich und fühle mich sofort unwohl.
Ich gehe ans Fenster und werfe einen Blick in den Vorgarten.
"Komm da weg!",sagt Eddie schroff und packt mich am Handgelenk, zieht mich vom Fenster weg.
"Au..."entfährt es mir und Eddie lässt sofort mein Handgelenk los, so, als hätte er sich verbrannt.
"Entschuldige",sagt er schnell.
"Schon gut",sage ich und gehe zurück zur Kommode, wo ich nach meiner Haarbürste greife und beginne, meine Haare zu entwirren.
"Du solltest vorsichtiger sein",sagt Eddie und steht vom Bett auf.
Er stellt sich hinter mich und betrachtet mich durch den Spiegel.
"Wenn er merkt, das wir wissen, das er dich beobachtet, dann wird er seine Strategie ändern und wir erfahren nie, wer es ist",erklärt Eddie, jetzt in einem versöhnlicheren Ton.
"Meinst du nicht, er ahnt es bereits wegen des Fotos, das ich von ihm gemacht habe?",merke ich an und Eddie legt die Stirn in Falten.
"Ich glaube, noch wiegt er sich in Sicherheit. Seit du das Foto gemacht hast, sind einige Tage vergangen. Vermutlich denkt er, das du ihn nicht drauf bekommen hast",vermutet Eddie.
"Naja, nach heute wird er es auf jeden Fall wissen. Also lass uns hoffen, das wir sehen, wer es ist, bevor er seine Strategie ändern kann",sage ich seufzend und Eddie nickt.
Er legt eine Hand auf meine Schulter.
"Wir werden heute erfahren, wer dich beobachtet, Liv. Und dann werde ich mich darum kümmern, das er damit aufhört."
Ich ziehe meine Augenbrauen hoch.
"Was soll das heißen, du kümmerst dich darum?",will ich wissen.
Eddie zuckt mit den Schultern.
"Na, einfach, dass ich mich darum kümmern werde."
Ich knalle die Haarbürste auf die Kommode und drehe mich zu Eddie um.
Er steht so dicht vor mir, das ich meinen Kopf etwas in den Nacken legen muss, um ihn ansehen zu können.
Seine Hand liegt noch immer auf meiner Schulter.
"Was soll das heißen, Eddie?!"frage ich zornig.
"Ich werde ihn nicht umbringen, keine Sorge",erwidert er amüsiert.
Ich packe ihn am Kragen und er reißt erstaunt die Augen auf.
"Wag es nicht, dich in Gefahr zu bringen, um mich zu schützen! Hast du das verstanden, Edward Munson?!"
Eddie weicht ein wenig vor mir zurück, windet sich aus meinem Griff.
"Werde ich nicht, beruhige dich",sagt er beschwichtigend und ich seufze genervt.
"Gut!"
Eddie lässt sich auf die Bettkante fallen und ich widme mich wieder meinen Haaren.
"Du kannst ja richtig herrisch sein, Prinzessin",bemerkt Eddie nach einer Weile, in der keiner von uns ein Wort gesagt hat.
Ich hebe den Blick und sehe Eddie durch den Spiegel an.
"Wenn es nötig ist",sage ich tonlos.
"Ich hatte schon immer eine Schwäche für starke Frauen",sagt Eddie, zu meinem Erstaunen. So leise, dass ich es gerade noch so hören kann.
Ich werfe ihm einen vielsagenden Blick zu und schürze die Lippen.
"Halt deine Klappe, Munson",sage ich schmunzelnd.
"Das ich dich hübsch finde, habe ich ja leider eben ungeschickt durchblicken lassen",murmelt Eddie und sein Blick fällt auf das Foto von Chrissy und mir auf meinem Nachtschränkchen.
Er hält inne und nimmt es in die Hand.
"Flirtest du gerade mit mir, Munson?", frage ich neckisch grinsend.
Eddie hebt erschrocken den Kopf.
"Nein!",sagt er schnell und senkt den Blick auf das Bild in seinen Händen.
Der Ausdruck auf seinem Gesicht verändert sich.
Wieder sehe ich Schuld in seinen Augen aufblitzen und es sticht unangenehm in meiner Brust.
"Das war ein Witz, Eddie"sage ich und fahre mir durchs Haar, "Sei nicht so dramatisch",füge ich murmelnd hinzu.
Es verletzt mich irgendwie, das Eddie es so energisch abgestritten hat.
Als sei der Gedanke mit mir zu Flirten vollkommen absurd.
Und augenblicklich habe ich wahnsinnige Schuldgefühle, weil ich es nicht genauso sehen will.
Eddie stellt das Foto zurück auf seinen Platz.
Es zeigt Chrissy und mich in einer engen Umarmung. Ich drücke ihr einen Kuss auf die Wange und sie lacht ausgelassen.
Ich sehe langsam zwischen Eddie und dem Foto hin und her.
Er betrachtet es noch immer, scheint in Gedanken versunken.
In meiner Brust bildet sich ein Knoten.
Ich räuspere mich.
"Wir können los",sage ich schnell und werfe einen letzten, prüfenden Blick in den Spiegel, ehe ich mir meine Lederjacke überziehe.
Eddie löst seinen Blick von dem Foto und erhebt sich.
"Nimm deine Kamera mit",sagt er und ich greife nach meinem Rucksack.
"Ay, Sir!"

"Make him pay!"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt