ⵌ10

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Ugly Words



Vor 10 Jahren



Bei dem Anblick von Mirah zieht sich alles in mir zusammen und ich bekomme ein schlechtes Gewissen. Hätte ich wirklich gehen sollen? Wäre es nicht besser gewesen wenn ich geblieben und sie getröstet hätte?

Dunkle Schatten liegen unter ihren Augen welche dazu noch leicht gerötet sind. Zusätzlich sieht sie auch noch ziemlich blass und erschöpft aus. Hat sie gestern so lange geweint?

Als sie mich sieht zwingt sie sich ein Lächeln auf und alles in mir zieht sich nur noch enger zusammen. Ich sehe genau das dein Lächeln nicht echt ist.

Ohne drüber nachzudenken ziehe ich sie einfach in meine Arme. Ich atme erleichtert aus als ich sie halte und sie ihre Arme auch um mich schlingt. Kurz hab ich das Gefühl das sie anfängt zu zittern aber sich dann doch zusammenreißt. Wieso redest du nicht mit mir?

Ihr Erdbeerduft steigt mir in die Nase und beruhigt mich sofort. Jedes mal bin ich aufs neue Fasziniert davon was für eine Wirkung Mirah eigentlich auf mich hat. Ich löse mich von ihr und streiche ihr die Haare hinters Ohr. Ihre Wangen werden leicht rosa und sie schaut erleichtert zu mir hoch.

Ich hab mir vorgenommen nach dem Unterricht zu ihr zugehen um mit ihr zu reden. Ja, ich weiß das ich mir selbst gesagt habe sie zu nichts zu zwingen, wenn sie nicht drüber reden will, aber langsam frisst es Mirah immer und immer weiter auf, und ich möchte nicht einfach nur zusehen dabei wie es sie zerstört.

Überall in meinem Kopf sind fragen wie jemand Mirah so verletzten kann, und wer Mirah so verletzt. Was Mirah so verletzt, und wieso sie mit niemanden redet. Wieso sie sich keine hilfe sucht, wieso sie alles in sich reinfrisst.

Ich mache mir einfach nur so unglaubliche Sorgen

Ich bin Krank vor Sorge, das ich an garnichts anderes mehr denken kann.
» Wir sehen uns. « sagt sie und lächelt mich an bevor sie in ihrem Klassenraum verschwindet. Sie ist so schnell weggewesen das ich garnicht mehr die Zeit dazu hatte ihr auch "auf wiedersehen" zu sagen.

Mit meinem Kopf bei Mirah gehe ich weiter die Flure entlang bis mir auf einmal jemand auf die Schulter haut. Ran. » Na, wie läufst mit deiner kleinen? « fragt er, und ich könnte ihn dafür treten. » Gut « ist das einzige was ich sage, auch wenn ich mir nichtmal sicher bin ob es wirklich gut zwischen und läuft, oder ob da überhaupt was läuft.

Leider gibt mir Mirah viel zu wenige Anzeichen dafür das sie mich wirklich auch so mag wie ich sie mag. Ob sie auch so gerne ihre Lippen auf meine legen würde. Ob die auch so gerne meine Hand halten würde, und ob sie auch so gerne ich liebe dich sagen würde.

Mir ist bewusst was das für besondere, ausdrucksstarke Wörter sind, aber sie beschreiben es einfach perfekt. Ja ich liebe Mirah, daran zweifle ich keine Sekunde. Ich liebe sie mit jeder einzelnen Faser meines Körpers. Ich liebe sie so sehr das es schon weh tut, weil sie mich nicht liebt.

Ich könnte mir mein Herz förmlich aus der Brust reißen nur um nicht dieses schlimme Gefühl zuhaben. Vielleicht sollte ich es ihr doch sagen. Ist es wirklich das richtige? Ist es wirklich richtig ihr zu sagen was ich fühle? Was wenn sie mich abweisen wird? Wenn sich nicht mehr mit mir reden will? Wenn sie es überall rum erzählt?

Was wenn sich dann alle über mich lustig machen? Ran wird dafür bekannt sein der Bruder von dem Opfer zusein welches abgewiesen wurde. Und genau das möchte ich ja verhindern. Genau das sind die Sachen die einfach nicht passieren dürfen, weil ich sie nicht aushalten werde.

Vielleicht sehe ich für andere immer "Emotionslos" aus, oder gelangweilt, als würde mich nichts interessieren oder verletzten. Aber das ist alles so falsch, mich verletzt so viel, einfache Wörte tuen manchmal so weh, aber ich darf es nicht zeigen, weil Leute dann wissen wie schwach ich bin, deswegen muss ich meine Maske aufbehalten.

Aber Mirah bringt diese Maske langsam zum fallen. Sie bröckelt plötzlich Stück für Stück, während ich  sie mit jeder Möglichkeit probiere zusammen zuhalten.

Ich hab eigentlich kein Problem damit vor Mirah meine Maske abzulegen, aber nur wenn sie es auch tut. Ich möchte ihr nicht meine verletzliche Seite zeigen, wenn sie mir nicht ihre zeigt. Es ist einfach etwas besonderes jemanden seine Schwächen zu zeigen.

Ich hoffe aber einfach nur das sie nachher mit mir redet, damit ich ihr helfen kann, so gut wie es geht. Mirah verletzt zu sehen verletzt mich. Ich möchte ihr schönes Lächeln sehen, dieses Strahlen in ihren Augen welches sie sonst hat, und nicht das sie so leer sind.

Ran hat sich mittlerweile zum Glück auch endlich verzogen und jetzt muss ich einfach nur noch den Unterricht überstehen.

***

Der Unterricht hat sich dreimal so lange angefühlt wie sonst, aber jetzt kann ich endlich zu Mirah. Ich packe schnell meine Tasche und renne schon fast aus dem Klassenraum raus. Vorsichtig schlängle ich mich an den Schülern in den dünnen Fluren vorbei um zu ihrem Zimmer zu gelangen.

Hoffentlich ist sie schon da.

Vorsichtig klopfe ich an ihre Tür und beiße mir nervös auf die Lippe. Als ich sie sehe ist meine Nervosität schon fast komplett verflogen, aber eben nur fast.

» Hey Rindou. « » Hey, darf ich rein? « frage ich sie und sie öffnet weiter die Tür das ich eintreten kann. Ich hätte mir vielleicht besser überlegen sollen wie ich sie darauf ansprechen kann.

» Was gibts?  « fragt sie. » Das sollte ich wohl eher dich fragen. « meine ich eher zu mir als zu ihr. » Bitte? « fragt sie mit diesem nervösen Lächeln welches sie verrät. » Was ist los Mirah « ich frage einfach ganz offen weil ich es nicht mehr aushalte.

» Ich weiß nicht was du meinst.« stottert sie vor sich hin. » Die gehts nicht gut, denkst du ich seh das nicht? Ich will dir helfen Mirah, wirklich, aber dafür musst du mit mir reden. Verdammt, ich hab immer dein verheultes Gesicht vor Augen, und es ist schrecklich das zusehen. «

Tränen steigen ihr in die Augen und ich sehe das sie probiert sie mit jeder Kraft zurück zuhalten. Vorsichtig hocke ich mich vor ihr hin, da sie bereits platz auf ihrem Bett genommen hat, und umarme sie.

Und das ist der Moment in dem sie bricht, ich höre unf fühle es. Ihre Tränen werden immer mehr und ihr Schluchzen immer lauter. Ihr Kopf ist in meiner Halsbeuge versteckt während sie vor sich hin weint und ich sie einfach weiter halte.

Bitte rede mit mir

Ist so gut wie das einzige was ich mir immer wieder denke, ich möchte doch nur das du mit mir redest.

» Mein Vater er.. « sagt sie zwischen ihren schluchzen und ich umarme sie einfach fester. Innerlich bereite ich mich schon darauf vor, jetzt die schlimme Geschichte zuhören, und für sie dazu sein. Um einfach alles ein bisschen erträglicher zu machen, wenn ich das überhaupt kann, aber ich hoffe es.

𝐔𝐆𝐋𝐘 𝐖𝐎𝐑𝐃𝐒 - Rindou x Reader ¡ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt