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Seit gewisser Zeit sitzen wir nun schon alle gemeinsam an diesem Tisch.

Rechts von mir sitzt Ashton, links von mir sitzt Mace und wir sitzen meinen Eltern direkt gegenüber.

Während Mom mir immer mal wieder ein kleines Lächeln zu wirft, sieht Dad die beiden ständig finster an, so als würde er wissen, dass einer von ihnen mit seiner Tochter schläft.

"Der Kuchen ist köstlich, Ashton. Hast du den selbst gebacken?", fragt Mom soeben und nimmt eine weitere Gabel von Ashtons Nachtisch.

Bestimmt hat er ihn nur irgendwo gekauft, doch auch das reicht vollkommen aus.

"Tatsächlich hat er genau das getan", lächelt Mace jetzt, weshalb ich sofort überrascht von Mace zu Ashton sehe.

"Er hat mich vorhin total verzweifelt angerufen und hatte Panik, dass der Kuchen nicht rechtzeitig fertig wird", lacht Mace zu meiner linken.

"Mason!", mahnt Ashton leicht zischend, ehe er sich peinlich berührt am Hinterkopf kratzt.

"Ich wusste nicht, dass du Backen kannst", flüstere ich leise und lehne mich leicht zu ihm herüber, während sich alle anderen darüber unterhalten, dass der Kuchen eine wahre Sensation ist.

"Du weißt so einiges nicht über mich, Kätzchen. Ich kann Tätowieren, Backen, kochen und noch vieles mehr", lächelt er verschmitzt und sieht mir dabei tief in die Augen, doch als er seine Hand sanft auf meinen linken Oberschenkel legt, den ich über mein rechtes Bein geschlagen habe, steigt mir die Hitze wieder in die Wangen.

"Wir haben damals alles versucht, um Theo das Kochen beizubringen, aber er ist eine vollkommene Niete", lacht sein Vater nun leicht.

"Sogar Iris kann besser kochen, als Theo", stimmt seine Mutter mit ein.

"Na danke auch", lächelt Theo leicht und verschränkt die Arme vor der Brust, ehe er sich bockig stellt, doch als sich unsere Blicke treffen, sehe ich sofort wieder weg.

"Tvyla und Maddy sind tatsächlich sehr gut im Kochen. Tyron jedoch kann nicht einmal Nudeln kochen", lacht Mom soeben, was Dad auch zum Lächeln bringt.

"Dazu muss man aber sagen, dass Maddy viel zu faul dafür ist, sich stundenlang in die Küche zu stellen, nur um dann zehn Minuten essen zu können", lacht er und zwinkert mir leicht zu, was mich sofort zum Lachen bringt.

"Dafür ist sie in anderen Dingen Feuer und Flamme", fügt er noch hinzu.

"Was sind denn deine Hobbys? Von Tvyla wissen wir mittlerweile so gut wie alles. Immerhin redet Theo ununterbrochen von ihr", lächelt die braunhaarige Frau erst mich und dann ihren Sohn an.

Unglaublich, dass mir die Frau, die mich vor so vielen Jahren zur Welt gebracht hat, tatsächlich mal so eine Frage stellt.

Während ich sie nachdenklich anstarre und kein Wort von mir gebe, diskutieren sie und Theo miteinander, doch bevor ich auch nur dazu komme, ein Wort von mir zu geben, beginnt Mom auch schon zu sprechen.

"Als sie acht Jahre alt war, wollte sie unbedingt sowohl zum Parkour, als auch zum Turnen", lächelt sie, mit einem kleinen funkeln in den Augen.

"Sie kann sogar einen Balkon hochklettern", kommt es leise von meiner Rechten, weshalb ich sofort schockiert zur Seite sehe und ihm den Ellenbogen in die Rippen stoße.

"Wie meinst du das?", fragt mein Vater nun finster.

Toll gemacht, Ashton.

Jetzt reißt er dir doch den Kopf ab.

Als Ashton sein Glas wieder auf den Tisch stellt, sieht er kurz Hilfe suchend durch die Gegend, doch dann räuspert er sich.

"Sie verstehen das sicherlich falsch", lacht Ashton kurz und schon wird Dads Miene ernster, ehe er nach seinem Glas greift.

"Vor einer Weile war ich ziemlich krank und bin nicht in der Schule aufgetaucht. Maddy hat es gemerkt, hat etliche Medikamente gekauft und ist zu mir gekommen. Als keiner die Tür geöffnet hat, hat sie sich gedacht, dass sie einfach meinem Balkon hinauf klettert. Ich war ihr an dem Tag unfassbar dankbar", erklärt er und schon entspannt Dad sich wieder ein wenig.

"Da wolltest du also nach der Schule hin", kommentiert Ty nun ziemlich leise.

"Also läuft da was zwischen euch?", fragt Dad wieder ernst und stellt sein Glas zurück auf den Tisch.

Sofort sehe ich mit großen Augen zu Ashton und dann zu meinem Dad, nur um zum Schluss wieder zu Ashton zu schauen.

"Erst seit kurzer Zeit. Ich hoffe, dass Sie kein Problem damit haben, wenn ich sie an Weihnachten meiner Familie vorstellen möchte", sagt er total gelassen, weshalb ich ihn nur perplex ansehe.

Darüber, dass wir irgendwem davon erzählen, haben wir noch gar nicht gesprochen, deshalb wundert es mich ja auch so sehr, dass er es einfach so ausspricht.

Als er beruhigend mit dem Daumen über meinen Oberschenkel streicht, lasse ich die angespannten Schultern wieder etwas sinken, sehe dennoch aufmerksam zu meinen Eltern herüber.

Die beiden sehen einander kurz an, dann sehen sie zu mir und zum Schluss sehen sie wieder einander an.

"Wir kennen dich nun schon eine ganze Weile. Du bist ein netter Junge", beginnt mein Vater, ehe er den Stuhl zurückschiebt und aufsteht.

Sofort schiebe ich Ashtons Hand sanft von meinem Bein und sehe meinen Vater genauso aufmerksam an, wie es alle in diesem Raum auch tun.

"Eigentlich wollte ich das tun, wenn ich unter vier Augen mit dir sprechen kann, aber..."
Er kommt um den Tisch herum und bleibt direkt neben Ashtons Stuhl stehen, weshalb er etwas unsicher aufsteht.

Als Dad ihm eine Hand an die Schulter legt, zucke ich sofort zusammen.

"Dad, er", beginne ich und stehe auf, doch Mace hält meine Hand und zieht mich zurück auf den Stuhl.

Als ich zu ihm sehe, nickt er nach vorne und macht auf Ashtons rechte Hand aufmerksam.

Ashton drückt seinen Daumen in die Innenfläche seiner Hand und drückt die anderen Finger so feste darauf, dass ich Angst bekomme, er könnte sich selbst den Daumen brechen.

"Maddy hat uns erzählt, was du am Basketballplatz für sie getan hast und dafür sind wir dir alle mehr als nur dankbar, Junge", sagt Dad und zieht Ashton an sich.

Sofort mache ich mir Sorgen um ihn, doch er reißt sich zusammen und erträgt es.

Er erwidert die Umarmung sogar halbwegs, doch als Dad ihn wieder loslässt, atmet er erleichtert aus und lässt sich sofort wieder auf den Stuhl fallen, ehe er sich einmal die rechte Hand in den Nacken legt und mit der linken sofort nach meiner greift, nur um dann unsere Finger miteinander zu verschränken.

Erstaunt sehe ich ihn von der Seite an, doch er wirkt so, als müsse er sich kurz beruhigen, weshalb mein Herz schneller schlägt.

Er hat das meinetwegen ertragen.

Be my SalvationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt