Kapitel 12

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Ein paar Minuten lang gab Shikamaru, Miharu die Zeit um sich etwas zu beruhigen. „Geht es wieder?", fragte er dann vorsichtig nach. Miharu nickte nur und lächelte leicht. „Nett von dir, dass du mir helfen willst", sagte sie dann leise „aber ich werde das Buch wohl nie wieder sehen, das ist so traurig". „Ohne dir jetzt zu nahezutreten, du musst auch nicht antworten", begann Shikamaru „so wichtig können diese Notizen doch nicht gewesen sein, vor allem nicht, wenn es sich um ein Buch handelt, welches man leicht ersetzen kann". Er kam sich schlecht vor, diesen Satz überhaupt ausgesprochen zu haben, aber erhoffte sich davon, dass sie etwas mehr über die Hintergründe der vielen Notizen und Kritzeleien preisgibt. „Doch damit trittst du mir zu nahe", sagte sie, ihre Augen füllten sich erneut mit Tränen „das geht dich nämlich nichts an". „Tut mir leid, ich wollte nicht das du sofort wieder anfängst zu weinen", entschuldigte er sich „ich hatte ja gesagt das-". „Es ist besser, wenn ich gehe", unterbrach Miharu ihn und schluchzte „es ist sinnlos hier zu sein, das Buch ist weg und ich muss damit leben". „Das ist doch noch gar nicht sicher", versuchte Shikamaru sie zu beruhigen „vielleicht taucht es ja doch noch auf". „Das bezweifle ich", sagte sie in einem patzigen Ton und verließ einfach die Bibliothek.

Allein gelassen saß Shikamaru da und seufzte schwer. Er konnte sich jetzt noch viel weniger erklären, wieso dieser kitschige Roman so wichtig für Miharu war. Nun hatte er zwei Möglichkeiten, wie er mit der Situation umgehen könnte. Sie glaubte, dass das Buch verloren oder geklaut worden sei, er könnte ganz einfach die Chance nutzen, um das Buch verschwinden zu lassen und danach einfach nie wieder dieses Thema anzusprechen. Natürlich war er nicht der Typ für sowas, aber ehrlicherweise hatte er viel mehr Angst davor, Miharu nicht wiederzusehen, da sie vielleicht aufhört täglich in der Bibliothek vorbeizuschauen. Deswegen schloss er diese Möglichkeit sehr schnell wieder aus. Ihm blieb also nur die zweite und in seinen Augen letzte und einzige Möglichkeit über, wie er aus dieser Situation mit einem halbwegs reinen Gewissen herauskommen könnte. Er musste ihr das Buch wieder bringen, auch wenn er dafür erneut lügen musste. Shikamaru hatte die Idee, sich das Buch zu nehmen und es in den Dreck zu werfen, sodass es aussah, als ob es gestern in den Regen gefallen wäre. Er würde ihr erzählen, dass er ein Buch gefunden hat, das auf ihre Beschreibung passen würde und sie dann fragen, ob es das gesuchte ist. So würde Miharu niemals auf die Idee kommen, als wüsste er schon vorher, dass es ihres ist. Sofort zu ihr zu laufen wäre zu auffällig, also wartete er bis zum späten Nachmittag, um ihr einen Besuch abzustatten. Vorher sorgte er natürlich dafür, dass der Roman sehr mitgenommen aussah und kaufte auf dem Weg zu ihr noch zwei Kaffee. Zum einen, weil es ihm irgendwie leid tat, dass sie durch ihn ihren Kaffee am Morgen kalt trinken musste. Zum anderen nutze er den Kaffee dafür, dass sie nicht direkt denkt, dass er nur wegen des gefundenen Buchs zu ihr rennt. Shikamaru kam sich mittlerweile wie ein riesiger Idiot vor, statt einfach ehrlich zu sein und alles zu beichten, macht er sich lieber die lästige Mühe und überlegt sich unzählige Strategien, wie er es schaffen könnte, dass kein einziger Verdacht auf ihn fallen würde.

If I ever get the nerve to say hello... || Shikamaru x Oc || ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt