Emilia
✦ ⊹ . * ꙳ ✦ ⊹Klingt es lächerlich, wenn ich dir jetzt sagen würde, dass ich die ganze Zeit vor meiner Haustür warte. Ich warte, bis du klingelst und mein Herz pocht ganz stark. Über längere Zeit hatte ich solche Gefühle schon nicht mehr. Es bringt altes Hoch und ich schüttle mich einmal durch.
Als du dann wirklich vor meiner Tür stehst, kann ich es irgend wie nicht fassen. Du trägst einen Jogginganzug, der dich bestimmt um paar Jahre jünger wirken lässt. Ich starre in deine blauen Augen, die müde wirken und bitte dich hinein.
Es ist komisch, dich in meiner Wohnung zu sehen. Die Lichter sind aus, nur der Schatten durch die Fenster scheinen hinein und beleuchten den Flur, das Wohnzimmer.
»Es fühlt sich an wie früher. Nur von allem bisschen mehr und bisschen müder. Erinnerst du dich?«
Natürlich erinnere ich mich an die Nächte, in denen du zu mir gekommen bist. In denen du für mich da warst, egal wie schlecht es mir ging. Und jedes Mal verschenkte ich mein Herz immer mehr. Ich lag es dir praktisch auf die Hände.
»Liebe braucht Mut. Und davon hab ich gerade nicht genug. Ich würde mich gerne einfach wieder umdrehen und die Augen schließen.« Ich spreche dich offen und ehrlich an. Du wolltest wissen, was ich darüber denke. Was ich davon halte, wieder Freunde zu sein.
Du fängst an zu sprechen, doch deine Stimme bricht. Ich sehe, wie dich alles noch mitnimmt. Dein Leiden sucht in allem einen Grund. Und dein Leben sucht vergeblich einen Sinn. Verstummt fährst du durch deine Haare und seufzt.
Ich gehe ein paar Schritte auf dich zu und schaue auf unsere Füße. Bis ich deine Finger an meinem Kinn spüre. Du hebst mein Gesicht an und ich genieße jede kleinste Berührung, die du mir bietest. Leicht schmiege ich mich an deine Hand, als diese an meinen Schläfen entlang fährt.
Mag ich dich, weil du mir ähnlich bist?
Und kann es wirklich sein, dass wir für ewig sind?»Kannst du einfach bei mir bleiben, bis ich einschlafe?« frage ich dich flüsternd. Ich traue mich nicht, meine Stimme anzuheben. Und als du mich zu meinem Bett führst, lege ich mich einfach hinein und warte, bis die Matratze neben mir eingeht.
In vielen Hinsichten bist du immer noch gleich. Du trägst immer noch deine Kette. Das Muttermal an deinem rechten Ohr. Das nervöse Fummeln an deiner Hosentasche.
Ich drehe mich zu dir, wir legen Gesicht an Gesicht und fangen beide an zu Gähnen. Die Uhr zeigt mittlerweile 3:15 an. Langsam, mit deiner Nähe, verfalle ich in einen Tiefschlaf. Wie viel wiegt eine Minute, wenn sie dich für immer schweben lässt? Die Zeit soll so langsam wie möglich vergehen, sodass dieser Moment mit jeder einzelnen Sekunde in meinen Erinnerungen bleiben wird.
Wir behalten den Blickkontakt, bis ich deine Hand wieder an meinen Haaren spüre und schließlich einschlafe. Ich höre, dass du etwas murmelst, nehme dies aber nicht mehr wahr.

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sol.
RomansaAn der Südküste von Italien bereiten Kaffeegeruch und Bücherseiten eine liebevolle Mischung aus reichlicher Zutaten den perfekten Sommer. Mit Genuss der kleinen Dinge, machen diese das Leben großartig. »Ich fliehe mit dir, wohin du willst, und wenn...