Kapitel 2

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Carlo
. *

Ich wusste, dass es ein Fehler war. Ich hätte auflegen sollen, sobald der erste Ton kam. Als ich seine Stimme hörte, bereute ich es noch in dem Moment.

»Wer ist da?« erklang seine Stimme ein zweites Mal. Er weckte mich aus meinen Gedanken. Sie hatte jemanden neuen gefunden.

»Hier ist ein alter Freund von Emilia. Gestern hatte sie ihren Hund gesucht und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich ihn gefunden habe.«

Zunächst empfing ich nur Stille, dann Getuschel und schließlich sprach Emilia.

»Send mir bitte die Adresse, wir gehen sofort los.« Wir. Es gab auch einmal ein wir. Ich schloss meine Augen für einen Moment und starrte danach Pepper an, der gemütlich auf meiner Yacht lag.

Ungefähr zehn Minuten später erschien Emilia mit ihrem Freund. Sie sah erleichtert aus, als fiele ihr ein Stein vom Herzen. Pepper sprang auf und rannte auf sie zu.

»Mach das nie wieder.« der Hund rannte im Kreis und leckte ihr Gesicht ab. Ich erinnerte mich an den Tag, an dem ich sie zum ersten Mal sah.

Flashback

Wir stellen uns gegenseitig Fragen und plötzlich, nach mehreren Stunden merken wir, dass wir auf einmal sehr intime und persönliche Dinge über uns preisgeben.
Dinge, von denen wir niemals gedacht hätten, dass wir so schnell bereit sind, über diese zu sprechen.
Auch sie erzählt viel über sich und ihr Leben. Es ist angenehm. Wir stellen uns beide Fragen, keiner quatscht den anderen zu, sondern wir reden und hören zu.
Es hat sich angefühlt, als würden wir uns schon seit einer gefühlten Ewigkeit kennen.
Wir waren beide entspannt. Kein ständiges Blicken auf die Uhr, kein Starren auf das Smartphone. Stattdessen haben wir einfach die gemeinsame Zeit genossen.

Ich werde aus meinen Gedanken gezogen.
»Ich hab mich gar nicht vorgestellt. Leo.« er drehte sich zu mir und schüttelte meine Hand, während ich ihm meinen Namen verriet.

»Leo, ich bleibe noch ein wenig mit ihm draußen. Wenn du willst kannst du zurück.« der braunhaarige nickte Emilia zu und lächelte mich nochmal an, bevor er uns den Rücken zuwandte und ging.

Emilia und ich waren alleine. Diesmal ohne Menschen, nur wir beide. Wieder wusste ich nicht, wie ich fühlen sollte. So vieles schwebte in meinem Kopf, aber ich wusste nicht, was ich zu erst fragen sollte.

»Du hast immer noch die gleiche Nummer.« Mir viel nichts besseres ein, Gedanken waren wie weggefegt und meine Hände schwitzten.

»Ich habe auf einen bestimmten Anruf gewartet, aber es kam nie einer.« ich blickte in dein Gesicht. Lange Zeit habe ich mir dich vorgestellt, in Erinnerung und Momenten die wir zusammen verbracht haben und trotzdem siehst du in echt so viel besser aus.

Ich schluckte erneut. Sie hat auf eine Nachricht von mir gewartet?

Inzwischen wurde Pepper unruhig und er wollte laufen, also nahm Emilia ihn an die Leine und blickte mich zum ersten Mal seit gestern richtig an. Ich genoss deine Blicke, nach denen ich mich gesehnt habe.

»Wollen wir eine Runde laufen?« ich sprang über meinen Schatten und fragte sie. Sie antwortete nicht und lief einfach los, also ging ich hier hinter her.

»Ist Leo dein Freund?« meine Neugier war zu groß. Es war vollkommen klar, dass sie in meiner Abwesenheit einen neuen kennengelernt hat, aber ein kleiner Funken in mir hoffte sie seien nur Freunde.

»Wir lernen uns gerade kennen. Ich hab ihn vor zwei Monaten auf einem Festival in Italien kennengelernt.« Es ist also noch nichts offiziell. Ich wollte so vieles noch über dich wissen, aber ich schaffte es diesmal nicht, über meinen Schatten zu springen. Innerlich wartete ich auf einen nächsten Schritt von dir.

»Ich muss weiter, Carlo. Es wäre unfair gegenüber Leo.« ich hielt sie wieder am Arm fest. Nur diese klitzekleine Berührung reichte mir aus, um meinen Durst nach dir für kurze Zeit zu Stillen.

»Bleib nur zum Essen. Lass uns reden, bitte.«
Mittlerweile war ich so aufgeregt und nervös. Ich wusste, dass wenn sie jetzt mitkommt, vielleicht doch alles gut werden könnte.

»Nur ein Essen.« sie drehte um, in Richtung zu meiner Yacht und ließ Pepper vorrennen.

»Kommst du?« sie blickte über ihre Schulter und alles was ich sah, war meine Sonne.

sol.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt